Michael Gelband Ex-Lehman-Banker gründet 8 Milliarden Dollar schweres Hedgefonds-Start-up

Die Hedgefonds-Branche kämpft gegen schwindendes Wachstum. Michael Gelband stellt sich dem Trend entgegen – mit einem ambitionierten Plan.

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Ex-Lehman-Banker will das größte Hedgefonds-Start-up starten Quelle: AP

New York, Toronto Michael Gelband hat den einen Großteil seiner Karriere damit verbracht, hinter den großen Wall Street-Gurus die zweite Geige zu spielen. Jetzt will er mit dem größten Hedgefonds-Start-up aller Zeiten in den Vordergrund treten.

Laut Insidern soll Gelbands Firma im Juni mit acht Milliarden Dollar starten – ein unglaublich hoher Betrag in der derzeit unsicheren Atmosphäre für Hedgefonds.

Gelband, 59, einstiger engster Vertrauter des Milliardärs und Millennium-Management-Gründers Izzy Englander, sorgte im vergangenen Jahr durch einen Streit mit seinem früheren Chef für Aufsehen – vor allem als er versuchte, einige Händler und Mitarbeiter abzuwerben. Gelbands Entscheidung, seinen Fonds Exodus Point zu taufen, wird in diesem Zusammenhang als Seitenhieb gegen den früheren Chef gewertet.

In der neunten Etage eines Wolkenkratzers an Manhattans Park Avenue hat Gelband nun seine neue Firma zusammengestellt, die im Multi-Manager-Modell über mehrere Märkte hinweg handeln soll. Laut Insidern wurden rund 125 Mitarbeiter angestellt. Dazu gehören der ehemalige Bond-Star Jonathan Hoffman von Lehman Brothers und eine Handvoll Geldmanager von Man Group Plc's GLG Partners. Neben einem Londoner Außenposten sollen außerdem Büros in Asien geplant sein.

Laut Angaben der US-Nachrichtenagentur Bloomberg sollen unter anderem Blackrock und Blackstone Group zu den Firmen gehören, die das Geld ihrer Kunden bei Exodus Point investieren werden, ebenso wie die UBS Group und Goldman Sachs Asset Management.

Die große Frage bleibt allerdings, ob Gelbands Firma überhaupt Gewinne liefern kann, die den ambitionierten Start rechtfertigen. „Exodus Point muss sich vom ersten Tag an von seiner absolut besten Seite zeigen“, sagt Ronan Cosgrave, Investor und geschäftsführender Direktor bei Pacific Alternative Asset Management, gegenüber Bloomberg. „Um hinter den Kulissen eine Erfolgsbilanz aufzubauen, bleibt keine Zeit.“

Gelband bringt etwas von der DNA seiner Ex-Firma zu Exodus Point Capital Management: Geldverwalter werden durch gemäßigte Einsätze an kurzen Leinen gehalten, um einen beständigen Profitstrom einzufahren. Wie bei Englander wird Gelband nicht selbst handeln.

Exodus Point profitiert unter anderem davon, dass Investoren derzeit verstärkt Geld von Hedgefonds wegbewegen, von denen sie in den letzten Jahren enttäuscht wurden. Und Gelband wagt dabei einen mutigen Schritt: Sein Hedgefonds ist einer der teuersten. Anstatt die standardmäßigen Verwaltungsgebühren zu erheben, erwartet Exodus Point von Investoren unbeschränkte Investitionen.

Ein Bonus für Gelband: Investoren sehen im großgewachsenen New Yorker einen alten Hasen, der ein gutes Auge für große globale Handelsgeschäfte bewiesen hat und stets die Geldmengen im Visier hat, die für Händler auf dem Spiel stehen.

Als Lehmans Wertpapier-Boss stand Gelband vor zehn Jahren im Epizentrum der Bankenkrise. Er hatte Lehman-Führungskräften bereits zwei Jahre vor dem Zusammenbruch zu Schutzmaßnahmen für Hypotheken-Bestände geraten. Lehman-Chef Richard Fuld lehnte eine solche Absicherung damals aber als zu kostspielig ab, 2007 wurde Gelband aus dem Unternehmen gedrängt.

Nach dem Crash kehrte er zurück, um der Bank bei der Bewältigung der Finanzkrise zu helfen. Im September 2008 meldete Lehman Insolvenz an.

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