Musterdepots Indexfonds vor der Bewährungsprobe

Sie sind vermeintlich leicht zu verstehen und vor allem preisgünstig. Passive Indexfonds stehen deshalb bei Anlegern hoch im Kurs. Doch was, wenn der Aufwärtstrend bei Dax & Co. ausläuft?, fragt Georgios Kokologiannis.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Herkömmliche Anlagefonds lohnen sich nicht, da die wenigsten Portfoliomanager ihre Messlatten schlagen. Davon sind auch immer mehr Privatinvestoren überzeugt und setzen stattdessen auf preisgünstigere passive Indexfonds (ETF), die einfach die Wertentwicklung eines Börsenbarometers nachzeichnen.

Allein im vergangenen Jahr legten Investoren in Europa beispielsweise rund vier Prozent mehr frisches Kapital in Aktien-ETFs an als noch im Vorjahr. Ihr Marktanteil kletterte auf etwa 25 Prozent. Das geht aus aktuellen Zahlen des Analysehauses Morningsstar hervor. Gleichzeitig seien aktiv verwaltete Aktienfonds fast spiegelbildlich geschrumpft.

Doch gerade in Nischensektoren ist es oft sinnvoll, auf das Können von Experten zu vertrauen, statt breit gestreut in den Gesamtmarkt zu investieren. So hat etwa nach Angaben des Branchendienstes Ecoreporter im vergangenen Jahr nur jeder zweite nachhaltige ETF an Wert gewonnen. Dagegen erreichten mehr als zwei Drittel ihrer aktiv geführten Pendants eine positive Rendite.

Ein weiteres Risiko bei Indexprodukten: Die Bewährungsprobe steht der noch jungen Boom-Branche erst bevor. Anders als bei aktiv verwalteten Portfolios werden ETF-Anleger auf sich selbst gestellt sein, wenn die liquiditätsgetriebene globale Ausnahmehausse ausläuft. Kippt der inzwischen fast acht Jahre währende Aufwärtstrend bei Dax & Co., werden auch die so gern propagierten monatlichen ETF-„Sparpläne“ drohende Abwärtsrisiken nur unwesentlich dämpfen.


Sparer im Schraubstock von Inflation und Niedrigzins

Am Donnerstag wurde das Protokoll der letzten EZB-Zinssitzung im Januar veröffentlicht. Die Ratsmitglieder stimmten mit einer überwiegender Mehrheit für die Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik. In der offiziellen Sprache hieß es: „Es herrschte weitgehende Übereinstimmung, dass gefordert sei, ein sehr erhebliches Ausmaß der geldpolitischen Unterstützung beizubehalten, um für den Aufbau von Inflationsdruck zu sorgen.“

Der jüngste Inflationssprung, welcher vor allem in Deutschland zu beobachten war und in der ersten Linie auf den Preisanstieg bei den Energieträgern zurückzuführen ist, wurde von den meisten Ratsmitgliedern als nicht nachhaltig genug eingeschätzt. Dabei wurde explizit darauf hingewiesen, dass die Lohnentwicklung im Euroraum nach wie vor sehr verhalten bleibt, es sei also keine klassische Lohn-Preis-Spirale zu beobachten.

Aus Deutschland, wo die Inflationsrate fast zwei Prozent erreicht hat, gab es dagegen in Bezug auf die ultralockere Geldpolitik ziemlich scharfe Kritik, welche vom EZB-Chef Mario Draghi zurückgewiesen wurde. Eine anziehende Inflation beim gleichzeitigen Nullzinsumfeld stellt zwar eine gute Möglichkeit dar, die Schuldenberge der Euro-Peripherie zumindest zum Teil „wegzuinflationieren“. Für die klassischen Sparer ist dies allerdings ein ganz negatives Szenario, welches direkten Kaufkraftverlust bedeutet.

Unseres Erachtens wäre ein signifikanter Aktienanteil beim Gesamtvermögen ein langfristig effektives Mittel, um dieser Gefahr entgegenzusteuern. 


Apple erfreut, Cisco bleibt unter Beobachtung

Warren Buffet, Investor-Legende, gibt unserem Portfoliowert Apple weiter Auftrieb. Dem 13-F-Bericht der amerikanischen Börsenaufsicht SEC ist zu entnehmen, welcher Großaktionär Aktien gekauft, welcher verkauft hat. Das Formular 13-F ist ein öffentliches Dokument und kann quartalsweise eingesehen werden.

Buffett hat im vierten Quartal ein großes Paket von Apple-Aktien gekauft. Seine Firma Berkshire Hathaway vervierfachte ihren Anteil am iPhone-Hersteller nahezu. Warren Buffet und wir können uns darüber freuen, dass das Papier in diesem Jahr bereits 16 Prozent zugelegt hat. Wir haben 2,9 Prozent vom Portfolio in Apple-Aktien investiert und können mit der Position seit Kauf im Sommer 2015 einen Gewinn von 12,3 Prozent verbuchen. Buffett hingegen machte in kürzerer Zeit ein Plus von 16 Prozent und erzielte mit seinen 57 Millionen Aktien einen Milliardengewinn. Wir bleiben weiterhin in dieser Position investiert.

Ein weiteres Unternehmen, dessen Aktie das Privatbank-Musterdepot hält, hat Unternehmenszahlen berichtet. Beim US-Netzwerkriesen Cisco Systems sind Gewinn und Umsatz im vergangenen Quartal weiter gesunken. Das Geschäft mit Sicherheitslösungen legte im zweiten Geschäftsquartal um 14 Prozent auf 528 Millionen Dollar zu. Allerdings reichte das nicht aus, um den Rückgang im Traditionsgeschäft mit Routern auszugleichen. Im nach wie vor größten Sektor fielen die Erlöse um fünf Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar. Insgesamt ging der Umsatz bereits das fünfte Quartal in Folge zurück und zwar um drei Prozent auf 11,6 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn betrug mit 2,35 Milliarden Dollar ein Viertel weniger als noch ein Jahr zuvor.

Obwohl die Ergebnisse die Prognosen der Analysten übertrafen, fiel die Aktie nachbörslich um ein Prozent. Denn mit 0,29 US-Dollar je Aktie kündigte Cisco Systems eine etwas niedrigere Quartalsdividende an als am Markt erwartet worden war. Auch der Geschäftsausblick fiel eher verhalten aus - im laufenden Quartal droht dem Konzern zufolge ein weiterer Umsatzrückgang. Cisco stellt Geräte für den Internet- und Datenverkehr her, sogenannte Router und Switches. Die Technik steckt in vielen Firmen-Netzwerken, die Nachfrage schwächelt aber schon länger.

Wir sind mit 3,6 Prozent in Cisco Systems investiert und bleiben erst einmal weiter engagiert. Sollte die Quartalsdividende weiter sinken, würden wir über einen Verkauf nachdenken. Die aktuelle Dividendenrendite liegt auf dem heutigen Kurs bei 2,89 Prozent.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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