Musterdepots Trump-Alarm an den Börsen

Am kommenden Freitag ist es soweit: Donald Trump wird offizielle als US-Präsident vereidigt. Der Tag werde richtungsweisend sein, glaubt „Handelsblatt“-Autor Geogios Kokologiannis. Doch wird die Richtung eine gute sein?

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Der kommende Freitag dürfte richtungsweisend sein für die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten: Bei der Amtseinführung Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten werden Investoren genau darauf achten, welche wirtschaftspolitischen Vorhaben er nun nach den Vorschusslorbeeren der Wall Street tatsächlich ankündigen wird – und ob der bisherige Optimismus gerechtfertigt ist.

Seit Trumps Wahlsieg im November haben die US-Aktienindizes trotz extremer Bewertungen immer neue Rekordhochs markiert. Seit 92 Monaten läuft die Hausse mittlerweile – mehr als 70 Prozent länger als im Schnitt der 18 Bullenmärkte der vergangenen 140 Jahre.

Dies hat dazu geführt, dass sich die wichtigsten Bewertungskennziffern nach der Trump-Rally im Bereich historisch hoher Dimensionen befinden: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 auf Basis der 2016er-Gewinnschätzungen liegt bei 21,3 - und damit mehr als 50 Prozent über dem mittel- bis langfristigen Durchschnitt von gut 14.

Noch alarmierender ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), das ein besserer Risikoindikator ist: Während die Firmen ihre Ergebnisse durch Sondereffekte und Aktienrückkäufe massiv beeinflussen, ist dies bei den Umsätzen nicht ohne weiteres möglich. Mittlerweile hat das KUV im S&P 500 einen Wert von über 2,0 erreicht und liegt somit auf dem Niveau seines Allzeithochs um die Jahrtausendwende - kurz vor dem Börsensturz nach der Dotcom-Blase.


Nicht von „Zyklikern“ einschüchtern lassen

Unser Aktienkernportfolio, welches etwa 70 Prozent des Gesamtdepots ausmacht, beinhaltet aktuell 15 Einzeltitel. Etwa 60 Prozent davon gehören zu den sogenannten Zyklikern, das heißt Unternehmen, deren Gewinnsituation stärker von der aktuellen Phase eines Konjunkturzyklus abhängig ist.

Allgemein gilt es, dass solche Aktien „riskanter“ beziehungsweise volatiler sind. Wir lassen uns davon nicht einschüchtern, denn die Volatilität gehört unseres Erachtens, wie bereits mehrmals bei unseren Kommentaren erwähnt, zu den natürlichen Charakterzügen der Anlageklasse Aktien. Eine „Kontoauszugmentalität“, wobei Anleger zu häufig auf den absoluten Stand ihrer Depots schauen und über den inneren Wert ihrer Beteiligungen nicht nachdenken, ist bei den Aktieninvestments sehr gefährlich, denn sie führt zu emotionalen und oft falschen Entscheidungen.

Dass sich die Geduld in den meisten Fällen auszahlt, zeigt das Beispiel der Rohstoffunternehmen in unserem Musterdepot. Trotz einer sehr angespannten Situation im Öl- und Minensektor, welche monate- und sogar jahrelang zu beobachten war, haben wir unsere Investments nicht verkauft. Durch die seit Anfang des Jahres andauernde Rally bei den Minenwerten werden wir jetzt dafür belohnt.


US-Unternehmen sind hoch bewertet

Die US-amerikanische Berichtsaison hat vergangene Woche begonnen. Die US-Banken J.P. Morgan, Bank of America und Wells Fargo haben ihre Bilanzen vorgelegt. In der kommenden Woche werden Goldman Sachs und Citigroup folgen. Die dortigen Kreditinstitute hoffen auf eine Entlastung durch den Abbau von Regulierung und dürften bei weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbanken wieder bessere Chancen haben, Zinserträge zu verdienen.

Die Berichtsaison muss jedoch Gründe für die aktuell hohe Bewertung der amerikanischen Börsen liefern. Seit Mitte Dezember stagniert der Dow Jones Index auf sehr hohem Niveau. Der amerikanische Aktienmarkt ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17 auf Basis der Konsensprognosen für 2017 anspruchsvoll bewertet. Dies ist eine der höchsten Bewertungen in den vergangenen zehn Jahren.

Es wäre gut, wenn die Unternehmen mit guten Quartalsergebnissen die hohen Kurse fundamental untermauern. Denn in den Kursen sind unseres Erachtens sowohl der positive Effekt der zukünftigen, expansiven Fiskalpolitik des US-Präsidenten Donald Trump, als auch die positiven Unternehmenszahlen bereits eingepreist. Bei Enttäuschungen sehen wir ansonsten Potential für Marktkorrekturen in Amerika.

Wir sind mit etwa 5,9 Prozent vom Portfolio in Amerika investiert. Die beiden Unternehmen Apple und Cisco System haben ihren Sitz in Kalifornien und sind in ihren jeweiligen Branchen führend. Damit fühlen wir uns aktuell sehr wohl.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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