Während des US-Wahlkampfs zählte der US-Milliardär Warren Buffett zu den schärfsten Kritikern Donald Trumps. So forderte er Trump dazu auf, seine Steuern öffentlich zu erklären – Trump kam dem nicht nach. Später kritisierte er den Präsidentschaftskandidaten für seine Aussage gegenüber der Familie des im Irak verstobenen US-Soldaten Humayin Khan. Trump hatte darauf hingewiesen, dass er in seiner Laufbahn – ähnlich wie der Soldat – Opfer bringen musste. „Wie um alles in der Welt können Sie vor Eltern stehen, die ihren Sohn verloren haben und über Opfer reden, die Sie während des Baus von ein paar Gebäuden dargebracht hätten?”, empörte sich Buffett.
Eigentlich mischt sich der Milliardär selten in die Streitigkeiten zwischen den US-Republikanern und Demokraten ein. Umso erstaunlicher ist es, dass er sich so deutlich gegen Donald Trump positionierte. Vor allem, weil seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway mit zu den größten Profiteuren der Trump-Wahl gehört. Bereits im April sagte der Milliardär, dass es Berkshire gut gehen werde, egal wer gewinnt.
Er sollte Recht behalten. Der November 2016 wurde für seine Firma zum besten seit sechs Jahren, meldet das Wall Street Journal. Seit dem 9. November, dem Tag der US-Wahl, stiegen ihre Aktien um acht Prozent. Die A-Aktien der Holding kosteten am Montag 240.000 Dollar je Schein – ein Allzeithoch. Auch die für Kleinanleger erschwinglichen B-Aktien kletterten auf ein Rekordhoch von 160,21 US-Dollar je Anteilsschein.
Darum hat Trump gewonnen
Clinton schnitt trotz Trumps frauenfeindlicher Äußerungen in der Wählergruppe deutlich schwächer ab als im Vorfeld erwartet. Zwar erhielt sie von Frauen zwischen 18 und 34 Jahren deutlich mehr Unterstützung als Trump, insgesamt aber betrug ihr Vorsprung bei Frauen mit 49 Prozent nur zwei Prozentpunkte. Zum Vergleich: Der scheidende Präsident Barack Obama schnitt 2012 bei Frauen sieben Prozentpunkte besser ab als sein damaliger Herausforderer.
Clinton kam Umfragen zufolge deutlich besser bei Amerikanern mit spanischen Wurzeln, Afroamerikanern, und Amerikanern mit asiatischen Wurzeln an. Allerdings erhielt sie nicht so viel Rückhalt wie Obama vor vier Jahren, der seine Wiederwahl besonders den Stimmen der Minderheiten verdankte.
Trump punktete besonders bei Wählern ohne College-Ausbildung. Insgesamt betrug sein Vorsprung auf Clinton in dieser Gruppe zwölf Prozentpunkte. Bei weißen Männern ohne höheren Bildungsabschluss schnitt er sogar um 31 Prozentpunkte besser ab, bei weißen Frauen ohne Abschluss waren es 27 Prozentpunkte.
Streng gläubige weiße Amerikaner haben Trump die Treue gehalten - trotz der sexuellen Missbrauchsvorwürfe, die gegen den Milliardär im Wahlkampf erhoben wurden. Etwa 76 Prozent der Evangelikalen gaben an, für Trump gestimmt zu haben.
Clinton tat sich in Ballungsräumen schwer, obwohl dort in der Regel viele Anhänger der Demokraten leben. Ihr Vorsprung auf Trump betrug dort gerade einmal sechs Prozentpunkte. In ländlichen Regionen schnitt Trump dagegen um 27 Prozentpunkte besser ab.
Die Kurssteigerungen kommen dem Investor gelegen. Schließlich hat Berkshire ein schwieriges Quartal hinter sich. Binnen Jahresfrist verringerte sich der Überschuss der Gesellschaft im dritten Quartal um 24 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar, gab Berkshire am 6. November bekannt. Der Umsatz trat mit 59,1 Milliarden Dollar auf der Stelle. Mit ein Grund für die schlechten Zahlen dürfte der Skandal um Phantomkonten bei der US-Bank Wells Fargo gewesen sein, an der die Holding mit rund zehn Prozent beteiligt ist. Nun sieht es aber so aus, als würde ausgerechnet der Bankensektor Berkshire wieder glänzen lassen – Trump sei Dank.
Steuersenkungen dürften Buffett helfen
Denn obwohl noch keine konkreten Legislativpläne der Trump-Regierung bekannt sind, gehen Marktteilnehmer davon aus, dass vor allem der Bankensektor vom Ausgang der US-Wahl profitieren dürfte. Zum Beispiel dürfte es zu Steuersenkungen kommen und auch dazu, dass die Unternehmen weniger reguliert werden. Berkshire kommt das zugute – neben Wells Fargo gehören der Gesellschaft auch Anteile von Bank of America. Anhand der Kursverläufe der Bankenaktien wird deutlich, dass die Börse auf Trump setzt. So stiegen die Wells Fargo-Papiere in der Woche nach Trumps Sieg um knapp elf Prozent. Im vergangenen Monat stiegen die Aktien der Bank um 21 Prozent. Auch die Papiere der Bank of America haben in den Wochen seit der Bekanntgabe der Wahlergebnisse deutlich zugelegt – um 31 Prozent.
Berkshire profitiert außerdem von der Wette der Anleger auf mehr Wachstum durch Trump. Der Milliardär hat während seines Präsidentschaftswahlkampfes versprochen, in den kommenden Jahren rund 500 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur der Vereinigten Staaten zu investieren und vor allem einheimische Firmen zu unterstützen. Auch das kommt Berkshire zugute, schließlich hat es mit Unternehmen wie Kraft Heinz und Coca-Cola, aber auch mit Eisenbahn- und Transportunternehmen eine ganze Reihe amerikanischer Firmen im Portfolio.
Die protektionistischen Maßnahmen, etwa das Anheben von Zöllen auf chinesische Importe und die Umstrukturierung oder sogar mögliche Aufkündigung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta), könnten den US-Firmen zugute kommen.
Donald Trump im Portrait
Unternehmer, Entertainer, Schauspieler, Buchautor
14. Juni 1946
Zwilling
New York City
1,87 Meter
Verheiratet in dritter Ehe mit Melania Trump und insgesamt fünf Kinder.
„Make America Great Again“
Vielen Beobachtern erscheinen die Maßnahmen radikal. Auf den Märkten nähren sie die Hoffnung auf gesteigertes Wachstum von US-Produzenten und somit auch auf das Wachstum von Berkshire. Zuletzt hatte Buffett über Berkshire gleich in drei US-Unternehmen investiert. Rund 1,5 Milliarden US-Dollar hat das Unternehmen in die Aktien von American Airlines (21,8 Millionen Aktien im Wert von 800 Millionen Dollar), Delta Air (6,33 Millionen Aktien) und Southwest Airlines (4,5 Millionen Aktien) gesteckt.