Nach Festnahmen in Saudi-Arabien Ölpreis auf höchstem Stand seit zwei Jahren

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed demonstriert Stärke und ließt am Wochenende zahlreiche Prinzen und Spitzenpolitiker im Rahmen von Anti-Korruptionsermittlungen festnehmen. Das treibt die Anleger am Ölmarkt um.

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Aktive Ölpumpe Quelle: dpa

Nach dem Gipfelsturm in den vergangenen Tage haben sich Anleger in Europa zum Start in die neue Handelswoche eine Pause gegönnt. Der Dax verlor 0,1 Prozent auf 13.462 Punkte. Der EuroStoxx50 gab 0,3 Prozent auf 3679 Zähler nach. Bevor die Bilanzsaison gegen Mitte der Woche ihren Höhepunkt erreiche, sicherten sich einige Anleger offenbar lieber Gewinne, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Vergangene Woche hatte der Dax fast jeden Tag einen neuen Rekord gebrochen und am Freitag mit 13.505 Zählern seine bisherige Höchstmarke erreicht.

Grundsätzlich ist der Aufwärtstrend an den Börsen nach Einschätzung von Experten aber dank solider Wirtschaftsdaten intakt. Anleger blicken so zuversichtlich auf die Konjunktur im Euro-Raum wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr, wie die Investmentberatung Sentix unter Berufung auf ihre Umfrage unter 1000 Investoren mitteilte. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten wurden positiver bewertet als zuletzt.

Den Trend untermauerten die überraschend gut gefüllten Auftragsbücher der deutschen Industriefirmen. Bei ihnen gingen laut Bundeswirtschaftsministerium im September 1,0 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vormonat. Volkswirte hatten mit einem Rückgang gerechnet. "Dies zeigt einmal mehr, dass der Aufschwung im gemeinsamen Währungsraum keine Eintagsfliege ist", sagte Thomas Gitzel, Ökonom bei der Liechtensteiner VP Bank. "Die deutsche Volkswirtschaft breitet die Flügel aus und lässt sich in luftige Wachstumshöhen treiben."

Saudi-arabischer Milliardär festgenommen

Gesprächsthema am Ölmarkt waren die politische Unruhen in Saudi-Arabien, dem weltweit größten Ölproduzenten. Der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kletterte um 1,3 Prozent auf 62,90 Dollar - das war der höchste Stand seit über zwei Jahren. Die Gefahr einer Destabilisierung der Situation in Saudi-Arabien sei seit dem Wochenende deutlich gestiegen, sagte Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht.

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed ließ Insidern zufolge zahlreiche Prinzen und Spitzenpolitiker im Rahmen von Anti-Korruptionsermittlungen festnehmen. Darunter ist mit Prinz Alwalid bin Talal auch einer der wichtigsten Geschäftsmänner des Landes. Trotz dessen Festnahme erwarten die Analysten von RBC Capital Markets keine sofortigen Änderungen in der Ölpolitik des Landes. Es sehe so aus, als ob Prinz Mohammed an der Förderbeschränkung der Opec festhalte.

Fusionsfieber in der Chipbranche schiebt Infineon an

Bei den Einzelwerten am Aktienmarkt stachen die Titel der Deutschen Telekom hervor, nachdem die Tochter T-Mobile US und der Rivale Sprint ihre Fusionsgespräche abgeblasen haben. Sie rutschten um 3,8 Prozent ab und waren mit Abstand größter Verlierer im Dax. Die Titel von Telefonica Deutschland und Drillisch gerieten in den Abwärtssog, sie verloren bis zu zwei Prozent.

Unter den größten Gewinnern im Leitindex waren die Aktien von Infineon mit einem Kursplus von bis zu 1,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fast 16 Jahren. Händler verwiesen auf Übernahmephantasien in der Chipbranche. Laut einem Insider erwägt der US-Chiphersteller Broadcom den Kauf des Rivalen Qualcomm. Zudem strebt der Chipbauer Marvell Technology einem Zeitungsbericht zufolge die Übernahme des Konkurrenten Cavium an.

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