OPEC Globale Öl-Allianz kappt die Förderung

Das mächtige Öl-Kartell schafft den Schulterschluss mit elf Nicht-Mitgliedern. Ein wichtiger Erfolg, nach einer Phase der Lähmung. Vor allem das Bündnis mit Moskau ist von großer Bedeutung.

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Das Ölkartell hat mit elf Nicht-Mitgliedern der Opec eine Allianz geschmiedet, um dauerhaft höhere Preise durchzusetzen. Quelle: Reuters

Wien Die Freude stand dem Präsidenten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), Mohammed Bin Saleh Al-Sada, am Samstagabend ins Gesicht geschrieben. „Wir haben eine historische Vereinbarung geschafft“, sagte Katars Energie- und Industrieminister im Beisein des russischen Ölministers Alexander Novak in Wien.

Das Ölkartell hat mit elf Nicht-Mitgliedern der Opec eine Allianz geschmiedet, um dauerhaft höhere Preise durchzusetzen. Die Nicht-Opec-Länder, darunter Russland, Aserbaidschan und Kasachstan, werden ihre Produktion um 558 000 Barrel (159 Liter) ab Januar 2017 kürzen.

Die Vereinbarung gilt vorläufig für ein halbes Jahr. Ob weitere Staaten sich dem Öl-Pakt anschließen werden, ist unklar. „Unsere Vereinbarung ist offen für weitere Länder“, sagte der Opec-Präsident Bin Saleh Al-Sada.


Erst Anfang Dezember hatte sich die Opec erstmals seit acht Jahren auf eine Kürzung der Fördermenge um 1,2 Millionen Barrel zu Beginn des nächsten Jahres geeinigt. Ab Beginn des nächsten Jahres wird das Ölkartell täglich nur noch 32,5 Millionen Fass fördern.

Nun kommen weitere 558.000 Fass weniger an Produktion durch die in Wien am Wochenende beschlossene Kürzung bei einer Reihe von Nicht-Opec-Mitgliedern hinzu. „Mit der Vereinbarung dienen wir der Weltwirtschaft“, erklärte der saudische Ölminister Khalid Al-Falih in Wien.


Russlands Energieminister Alexander Novak sprach von einem „großen Tag“. Er ergänzte: „Das ist wirklich historisches Ereignis. Noch nie zuvor haben sich so viele Förderländern in einem Saal getroffen, um zu so einer Vereinbarung zu kommen.“

Die Kürzung der Produktion soll ab Januar von einem Komitee aus den Opec-Mitgliedern Kuwait, Venezuela und Algerien sowie den Nicht-Mitgliedern Russland und Oman überwacht werden.

Den Pakt mit der Opec haben neben Russland, Aserbaidschan und Kasachstan, auch Bahrain, Brunei, Äquatorialguinea, Mexiko, Malaysia, Oman, Sudan und Südsudan unterzeichnet.

„OPEC und den Partnern gelingt es derzeit ausgezeichnet ihre Sache zu vermarkten“, sagte David Wech, Chef der unabhängigen Ölanalysefirma JBC Energy, dem Handelsblatt am Sonntag. „Wenn Länder wie Saudi Arabien und Russland ihren Willen so klar kommunizieren, Produktion und folglich Preise anzupassen, wird das seine Wirkung auf den Markt nicht komplett verfehlen“, prognostiziert der Ölexperte.

Die Opec, aber auch Ölexporteure wie Russland oder Mexiko haben ein elementares Interesse daran, dass der Ölpreis schleunigst steigt. Die Nordseesorte Brent legte am Freitag zwar um ein knappes halbes Prozent auf annähernd 54 Dollar zu. Mitte 2014 notierte der Ölpreis pro Barrel aber bei über 100 Dollar.

Der erste Schulterschluss zwischen dem Öl-Kartell und Nicht-Mitgliedern ist für die Opec ein großer Erfolg. Denn damit beweist das Ölkartell mit den Schwergewichten Saudi-Arabien, Golf-Staaten und Iran, dass es ihm mit einer Kehrtwende auf dem Ölmarkt sehr ernst ist. Vor allem das Bündnis mit Russland ist für das Öl-Kartell von großer Bedeutung.

Deshalb vergaß Opec-Präsident Bin Saleh Al-Sada in Wien nicht, die zentrale Rolle des russischen Energieministers Alexander Novak herauszustellen. „Er ist ein starker Anwalt der Beratungen zwischen Opec und Nicht-Opec-Produzenten gewesen, um das heiß ersehnte Gleichgewicht im Ölmarkt wieder herzustellen. Sein Engagement und Führungskraft in diesem Prozess hat bei Allen Beifall gefunden”, sagte der katarische Energieminister in Wien.


Preis-Vorhersagen sind schwierig


Russland will die Kürzung der Ölförderung schrittweise umsetzen. Das sagte Energieminister Novak. Nach Meinungen von Marktexperten wird daher die versprochene Kürzung um 100.000 Barrel am Tag in den ersten sechs Monaten nicht erreich werden. Die Marktforschungsfirma JBC Energy geht nur von einer Produktionsreduzierung von 80.000 Fass im ersten Halbjahr aus.


Für Russland ist die zugesagte Förderkürzung schmerzlich. Im vergangenen Monat förderte Russland 11,2 Millionen Barrel pro Tag – so viel wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der Staatshaushalt ist von den Exporten von Öl und Gas extrem abhängig.

Um die Finanzlücken im Budget zu schließen, hat der russische Staat in dieser Woche annähernd ein Fünftel der Aktien am Ölriesen Rosneft an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und den Golfstaat Katar verkauft. Das Tandem zahlt rund 10,5 Milliarden für das 19,5 prozentige Aktienpaket an Rosneft. Auch nach dem Geschäft bleibt der russische Staat aber Mehrheitsaktionär.

In den vergangenen Jahren war das Ölkartells durch die Streitereien wie gelähmt. Saudi-Arabien und sein Erzrivale Iran standen sich lange unversöhnlich gegenüber. Dieser Dualismus ist überwunden. Dennoch sind die Zweifel im Markt weiterhin groß, ob die Opec die auf ein halbes Jahr vereinbarte Förderkürzung am Ende auch durchhalten wird.

Hinzu kommt ein möglicher Wiederaufstieg der amerikanischen Schiefölproduzenten bei steigenden Ölpreisen. „Vor allem der US-Schieferöl-Sektor hat das Potential die Wirkung der Kürzungen der OPEC- und Nicht-OPEC-Länder mittelfristig wieder auszugleichen beziehungsweise. sogar zu übertreffen“, warnt Ölexperte Wech. „Jeder Dollar Preisanstieg wird Öl aus den Lagern holen, oder verhindern, dass überschüssiges Öl auf Lager gehen kann. Das sollte zu einem Überschuss am Spot-Markt führen und die Preise wieder unter Druck setzen“, sagte er am Sonntag.

Über die Preisentwicklung wird seit der geschmiedeten Öl-Allianz viel spekuliert. Vorhersagen sind schwierig, da viele Unbekannte im Spiel sind. Eine zentrale Frage ist, wie konsequent die Opec-Mitglieder und ihre neuen Verbündeten die in Wien gemachten Zusagen überhaupt umsetzen und wie groß ihr Durchhaltewillen ist.

„Wir haben da klar unsere Zweifel und glauben nicht, dass OPEC langfristig die Preise über dem Marktgleichgewicht halten kann“, sagt Ölexperte Wech. Er sieht keine signifikante Änderung und erwartet Preise von 50 Dollar plus ein paar wenige Dollar für das kommende Jahr.

Um dem Preis Auftrieb zu verleihen, hat Opec-Mitglieder wie Saudi-Arabien bereits erste Maßnahmen getroffen. Der weltgrößte Ölkonzern Aramco aus Saudi-Arabien hat nun seinen Kunden mitgeteilt, dass die Schiffslieferungen ab Januar geringer ausfallen werden. Zuletzt hatte Saudi-Arabien 10,5 Millionen Barrel pro Tag an Öl gefördert. Mehrheitlich geht der Export nach Asien. Auch Kuwait hat bereits angekündigt, die Produktion wie auf der Opec-Konferenz vereinbart, ab der Jahreswende zu kürzen.

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