US-Börsen Fünf Auslöser für den Blitzabsturz an der Wall Street

Die Gewinne des US-Aktienmarktes seit Anfang des Jahres sind weg. Und nichts deutet darauf hin, dass das Ende der Korrektur erreicht ist.

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San Francisco Der Verlust von 1175 Punkten im Dow Jones auf 24.346 Punkte, ein Minus von 4,6 Prozent, erinnert an vergangene „Flash Crashs“ – blitzschnelle, starke Kurseinbrüche. Dass nach dem bereits schlechten Freitag der tiefe Fall am Montag folgte, dafür gibt es Gründe:

Hochsensible Computerprogramme

Von einem „Flash Crash“ spricht man, wenn praktisch gleichzeitig automatisierte Verkaufssignale in großem Ausmaß ausgelöst werden, zum Beispiel von Investment- oder Pensionsfonds. Das setzt ohnehin fallende Kurse weiter unter Druck, was wiederum neue Verkaufssignale auslöst, und so weiter. Die Verluste wachsen an wie ein Schneeball, der den verschneiten Hügel herunterrollt. Händler an der Wall Street sehen den Kursrutsch des Dow Jones unter 25.000 Punkte und den des marktbreiten S&P 500 unter 2700 Zähler als solche potenziellen Auslöser.

Beides ist am Montag geschehen: Um 14.30 Uhr Ortszeit rutschte der Dow unter die 25.000er-Marke. Bereits gegen 14 Uhr, als sich die Verkaufswellen beschleunigten, durchschnitt der S&P-Index seinen gleitenden 50-Tage-Durchschnitt nach unten. Der 50-Tage-Durchschnitt gilt bei Chart-Technikern als ein wichtiger Indikator, ob ein kurzfristiger Trend noch intakt ist. Hier, schätzen Händler, wurden am Montag viele „gute alte Stopp-Orders“ ausgeführt, wie es einer formulierte. Der Leitindex Dow zeigte nach unten, der breite Markt im S&P 500 auch, der perfekte Sturm braute sich zusammen, und die Handelscomputer schalteten auf verkaufen.

Steigende Anleiherenditen

Wenn die Renditen von risikolosen Anlagen in Staatsanleihen steigen, sinkt die Attraktivität von Aktien. Kurz vor dem massiven Einbruch am Aktienmarkt um 15 Uhr, der den Dow binnen weniger Minuten von 24.728 auf sein Tagestief von 23.924 Punkten abstürzen ließ, zeigte der Anleihemarkt starke Bewegungen. Die Bondpreise fielen, die Renditen für langlaufende US-Staatsanleihen liegen derzeit nahe ihrer Vierjahreshochs. „Der Markt ist eingebrochen, weil die Blase außer Kontrolle geraten ist“, rekapituliert Daniel Alpert, Mitgründer der New Yorker Investmentbank Westwood Capital. „Die zentrale Erkenntnis bei Märkten mit Blasen ist jedoch, dass man nie genau weiß, was der Auslöser für einen Kursrutsch sein wird. In diesem Fall waren es steigende Anleiherenditen, die den Markt erschreckt haben.“

Unsicherheit in Washington

US-Präsident Donald Trump hat dem FBI und dem Justizapparat mit der Veröffentlichung einer umstrittenen Aktennotiz den Krieg erklärt. Die Stimmung ist mehr als angespannt. Das kann nicht spurlos an einem überhitzten Aktienmarkt vorbeigehen: „Einige Investoren verkaufen, weil es sicher eine Verfassungskrise in Washington gibt. Es ist nicht mehr länger nur eine Möglichkeit“, warnt beispielsweise Joshua Brown vom Vermögensverwalter Ritholtz Wealth Management in einer Analyse.

Steigende Löhne und Inflation

Mit geringer Arbeitslosigkeit und leicht steigenden Löhnen in den USA wächst das Risiko für eine höhere Inflationsrate. Das könnte die Notenbank Fed dazu bringen, die Zinsen 2018 nicht dreimal, wie erwartet, sondern viermal zu erhöhen. Höhere Zinsen bedeuten geringere Gewinne vor allem für hoch verschuldete Unternehmen.

Ungewöhnlich hohe Handelsvolumen

Während an einem normalen Tag laut Thomas Farlay, Präsident der New Yorker Börse, 6,5 Thomas Farley Milliarden Aktien gehandelt werden, waren es am Montag rund elf Milliarden, sagte er beim TV-Sender CNBC. Die Käufer waren aber nur bereit, zu erheblich niedrigeren Preisen zu kaufen. Farlay betonte auch, die Funktionsfähigkeit der Börse sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen.

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