Uwe Lang Das Wort zur Börse

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Das System des Börsenpfarrers

Uwe Lang in einem Börsenseminar Quelle: Ulrich Hanke

Lang ermittelt zunächst einen guten Einstiegspunkt oder Signale zum Ausstieg. Dafür zieht er eine Methode heran, die er die „9-Monats-H-T-Methode“ nennt. Diese habe der Experte selbst erst spät entdeckt, „so vor vier oder fünf Jahren“, erzählt er. Lang beobachtet 700 verschiedene Aktien. Erreicht eine von diesen ein Neun-Monatshoch oder Tief, ist dies für den Pfarrer ein Zeichen.

Das Verhältnis von Hoch- und Tiefstkursen spiegelt die Stimmung an der Börse wieder. Je konstanter es über die vergangenen Wochen war, desto besser ist das Signal. Aktuell liegt es bei 59 Hochs gegen 19 Tiefs.

Weiteres Kriterium ist die Zinsstrukturkurve. „Das ist der Indikator, dem ich am meisten vertraue“, sagt Lang, der die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer sicher hat. Er hat den Indikator eingeführt, nach dem auch sein System bei der Lehman-Pleite durchfiel. Dabei beobachtet er das Verhältnis von kurzfristigen zu langfristigen Zinsen. Werden für kurzfristige Anleihen mehr Zinsen gezahlt, als für welche mit langen Laufzeiten, dann signalisiert dies eine Rezession – und die ist nicht gut für Aktiengesellschaften.

Hat der Pfarrer so die himmlischen Einstiegspunkte gefunden, investiert er in Aktien mit einem Aufwärtstrend, auch Momentum genannt. Dabei zieht er die relative Stärke nach Robert Levy heran, ein Modell bei dem der aktuelle Aktienkurs mit dem 15-Monatsdurchschnitt verglichen wird. Aktien, die 20 Prozent oder mehr über ihrem Durchschnittskurs liegen, sind kaufenswert.

„Weil Siegeraktien oft die Sieger bleiben“, erklärt Lang. Die Letzten werden eben doch nicht die Ersten sein. Wer die Aktien behält, mit denen er im Verlust ist, handele zwar emotional verständlich, aber auch falsch. Gewinn laufen lassen, Verluste begrenzen, heißt eine Börsenregel, an die sich ein Teilnehmer des Seminars erinnert. Warum er nicht auch schwache Aktien leerverkauft, will einer Privatanleger von Uwe Lang in der Pause wissen. Seine Antwort: „Damit habe ich persönlich schlechte Erfahrungen gemacht – wegen starken Schwankungen.“ Es kann schon ein Kreuz mit der Geldanlage sein – auch für den Profi.

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