Deutsche Pfandbriefbank PBB gelingt der Börsengang

Das Umfeld für Börsengänge ist zwar nicht optimal, dennoch gelingt der Pfandbriefbank das Comeback auf dem Parkett. Das freut vor allem den Steuerzahler.

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Die Deutsche Pfandbriefbank in Unterschleißheim bei München. Quelle: dpa

Fast sieben Jahre nach der spektakulären Rettung der Krisenbank Hypo Real Estate hat ihre Nachfolgerin Pfandbriefbank pbb das Comeback an die Börse geschafft. Die Aktien starteten am Donnerstag mit Gewinnen in ihren ersten Handelstag: Der erste Kurs an der Frankfurter Börse lag bei 11,45 Euro, während die Papiere zu 10,75 Euro - am unteren Ende der Preisspanne - ausgegeben worden waren. Mit einem Emissionserlös von 1,16 Milliarden Euro ist es der bislang größte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr, und das mitten in der griechischen Schuldenkrise.

Co-Vorstandschef Andreas Arndt bimmelte das Glöckchen auf dem Parkett, wo Börsenneulinge normalerweise ausgelassen feiern, nur zögerlich und demonstrierte Bescheidenheit: "Wir bleiben die, die wir sind, mit unserer konservativen Ausrichtung", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir wollen sehen, dass wir ordentlich Kurs halten."

Die heißesten Börsenneulinge
ABN AmroDie Privatisierung der niederländischen Großbank ABN Amro droht zum Verlustgeschäft für die Regierung zu werden. Sie teilte am Dienstag mit, 23 Prozent der Anteile an den Markt bringen zu wollen. Die Aktien würden dabei Investoren für jeweils 16 bis 20 Euro angeboten. Auf Basis dieser Preisspanne hat die Bank einen Wert von 15 bis 18,8 Milliarden Euro. Auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008 wurde ABN Amro allerdings mit Steuergeldern in Höhe von mehr als 22 Milliarden Euro verstaatlicht. Quelle: AP
Scout24 Schon vergangenes Jahr liebäugelte die Scout24-Gruppe, zu der Immobilienscout24, AutoScout24, die Datingseite FriendScout24 und das Finanzvergleichs-Portal FinanceScout24 gehören, mit dem Börsengang. Nachdem jedoch die Papiere von Zalando und RocketInternet ins Rutschen geraten waren, wurde es still um die IPO-Pläne. Nun hat das Handelsblatt aus Bankkreisen erfahren, dass Scout24 Anfang September konkretere Börsenpläne bekannt geben will. Den Informationen zufolge soll das IPO ein Volumen maximal einer Milliarde Euro haben - das wären 200 Millionen Euro mehr als bei den Börsenplänen 2014. Damals war die Rede davon, 25 Prozent der Aktien an die Börse zu bringen. Dass Scout24 trotz der China-Angst und sehr volatiler Märkte einen neuen Vorstoß wagen könnte, dürfte von den Eigentümern forciert werden. Die Private-Equity-Unternehmen Hellman & Friedman und Blackstone hatten sich vor eineinhalb Jahren für 1,5 Milliarden Euro zusammen 70 Prozent an Scout24 gesichert.. Quelle: Screenshot
PayPalDer Online-Bezahldienst wurde erst im Juli von der Muttergesellschaft Ebay abgespalten und eigenständig an die Börse gebracht. Getrennt voneinander sollen beide Unternehmen noch erfolgreicher werden. Die Aktien wurden jedoch ausschließlich Ebay-Aktionären zugeteilt bekommen. Nach der Erstnotiz an der Börse am 20. Juli ging es mit dem PayPal-Kurs allerdings kräftig auf und ab und notiert an der Nasdaq unter dem Ausgabepreis. Der Bezahl-Service brachte zuletzt rund die Hälfte der Konzernumsätze ein. Im ersten Quartal dieses Jahres wuchsen die Erlöse von Paypal im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. In der Handelsplattform-Sparte mit der Auktions-Website ging es dagegen um vier Prozent abwärts auf 2,07 Milliarden Dollar. Paypal war 2002 bereits kurze Zeit an der Börse notiert, bevor der Bezahlservice von Ebay übernommen wurde. Der Dienst hat 165 Millionen aktive Kunden. Quelle: REUTERS
CBR Fashion Holding Quelle: Screenshot
ADO Properties Quelle: Screenshot
Chorus Clean Energy Quelle: Presse
Tinder & Co.InteractiveCorp will seine Dating-Sparte - unter anderem mit den Plattformen Tinder, Match.com und in Deutschland mit Neu.de, Friendscout und Partner.de an die Börse bringen. Der New Yorker Medienkonzern kündigte einen Börsengang der Tochter Match Group an, in der die Dating-Sites gebündelt sind. Allerdings sollen zunächst nur 20 Prozent der Anteilsscheine in den öffentlichen Handel gebracht werden. Investoren dürften vor allem auf Tinder scharf sein, dessen Nutzerzahlen kräftig wachsen. Dem letzten Finanzbericht nach machte die Match Group im ersten Vierteljahr 2015 einen Umsatz von 239,2 Millionen Dollar (213,5 Mio Euro). Das waren 13 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Börsengang soll im vierten Quartal stattfinden. Tinder und andere Dating-Apps wirbeln mit ihrer einfachen Benutzung auf dem Handy den Markt der Partnerbörsen auf. Quelle: dpa

Die pbb ist der gesunde Rest der einstigen HRE, die sich in der Finanzkrise verzockt hatte. Das Münchner Institut bietet gewerbliche Immobilienfinanzierungen und Darlehen für öffentliche Infrastrukturprojekte an und ist dabei auf den deutschen Heimatmarkt fokussiert. Das Neugeschäft boomt schon wieder, doch bei der Rendite muss die Bank noch ordentlich zulegen. Nicht zuletzt deshalb waren die Investoren recht geizig - und zeichneten die Aktien nur zu Niedrigstpreisen. Eigentlich hatte die pbb auf einen Ausgabepreis von bis zu 12,75 je Papier gehofft.

Dafür sind jetzt aber auch strategische Anleger wie große Fondsgesellschaften mit an Bord. Aufsichtsratschef Günther Bräunig zeigte sich zufrieden: "Das ist für alle Beteiligten ein gutes Ergebnis. Der Kurs stimmt hundertprozentig. Er zeigt, dass die Aktie bei der Emission fair bewertet war."

Interessant für Versicherungen und Pensionskassen

Auch der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin atmet auf: "Auch wenn wir die tatsächlichen Aufwendungen für den Gesamtkomplex HRE nicht werden zurückholen können - das ist allein wegen des griechischen Schuldenschnitts aussichtslos - kann ich guten Gewissens sagen, dass das erreichte Ergebnis ein gutes Ergebnis für den Steuerzahler ist", sagte SoFFin-Managerin Jutta Dönges. "Heute beginnt ein ganz neues Kapital in der Geschichte der pbb."

Interessant sein dürfte die Aktie vor allem für Großanleger wie Versicherungen und Pensionskassen. Im Vergleich zur ebenfalls börsennotierten Aareal Bank sind die Papiere der pbb eher teuer.

Der Zeitplan war eng: Bis Jahresende musste die pbb auf EU-Geheiß privatisiert werden. Sonst hätte ihr das gleiche Schicksal gedroht wie der Schwestergesellschaft Depfa, die in der vom Staat eingerichteten "Bad Bank" für die HRE auf Kosten der Steuerzahler abgewickelt wird. Einige Börsianer waren skeptisch gewesen, ob es ausgerechnet die pbb inmitten der Turbulenzen um die Rettung Griechenlands an die Börse schaffen würde.

Der Bund trennt sich beim Börsengang zunächst von maximal 80 Prozent an der pbb, der Rest soll frühestens in zwei Jahren verkauft werden. Nun kann Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble darauf hoffen, dass wenigstens die Rettung der pbb dem Steuerzahler keine Verluste beschert.

2,3 Milliarden Euro Kapital vom Staat steckten ursprünglich in der Pfandbriefbank, eine Stille Einlage von einer Milliarde hatte sie Anfang Juli zurückgezahlt. Selbst wenn die pbb-Aktie bis 2017 auf die Hälfte des Emissionspreises fällt, macht der Bund unter dem Strich noch Gewinn. Insgesamt stecken in der restlichen HRE und deren "Bad Bank" FMS Wertmanagement aber noch 7,5 Milliarden Euro an Staatsgeld.

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