Dafür gibt es gute Gründe, RWE hat ja auch dank Atomausstieg und Energiewende erhebliche Probleme.
Ja, aber die Frage ist, ob ich in zehn Jahren noch Steckdosen benutzen werde. Wahrscheinlich schon. Und wo kommt der Strom dann her? Nachts, wenn es windstill ist, müssen die Kraftwerke der großen Versorger die Grundlast abdecken. Ohne die Energieversorger kommen wir nicht aus. Und die Aktien sind billig - bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von sieben kann ich mich nicht beschweren. Chemie ist auch so ein Bereich. Firmen wie BASF, Dupont oder 3M sind tolle Titel, die im Moment ein bisschen unbeachtet sind, aber in ihren Bereichen echte Weltmarktführer. Ohne sie würde das heutige Leben überhaupt nicht funktionieren.
Chemie ist ja noch nachvollziehbar, aber Solar? In der Solarbranche sind immer noch enorme Subventionen im Spiel, nach ersten Pleiten ist der Markt noch in einer Phase der Bereinigung und die Verlierer stehen noch nicht fest.
Wir haben während der Jahre des Solarhypes nicht in die Branche investiert. Enden die Subventionen, ist die Branche tot, war unser Argument. Inzwischen sind wir aber in Bereichen, wo sich die Geschäftsmodelle rechnen. Selbst Warren Buffett ist im Solarbereich investiert. Ökonomisch ist Solar mittlerweile in Ländern mit viel Sonne wettbewerbsfähig. Auch wenn derzeit die Marktpreise für viele Solarpanels unter den Herstellungskosten liegen und vielen Anbietern der Ruin droht, wird der Markt nicht mehr verschwinden. Aber es braucht neue Anbieter mit neuen Fertigungsanlagen, die es ermöglichen, auf dem heutigen Preisniveau profitabel zu produzieren. Die derzeit genutzten Anlagen sind veraltet und nicht mehr wettbewerbsfähig. Deshalb setzen wir auf die Hersteller von modernen Produktionsanlagen, dort wird es den nächsten Schub geben. Da wird man sicher auch mal eine Aktie picken, die den Bach runter geht, und wir haben da schon kräftige Verluste erlitten. Aber wir glauben, dass die Firmen, die wir jetzt noch im Portfolio haben, durchhalten werden.
Also nur eine schmerzhafte Anpassungsphase in der Solarbranche und bei den Versorgern, bis die Gewinne wieder sprudeln?
Genau. Die großen Versorger müssten nur ihre Kapazitäten reduzieren und damit die Auslastung der Kraftwerke verbessern, um wieder Geld zu verdienen. Zwar sind sie dann weniger profitabel als früher, aber immer noch profitabel genug. Interessant ist auch, dass RWE ein Viertel der Kapazitäten in diesem Jahr erneuert hat. Die stellen neue, sehr effiziente Anlagen auf. Das ist eine erhebliche Modernisierungsleistung.
Unterm Strich setzen Sie also sehr stark auf Unternehmen, die in der Lage sind, sich zu modernisieren?
Das stimmt. Das gilt auch für Medizin und Pharma. Dort sind die Bewertungen noch okay, ebenso wie für Krankenversicherer und Biotech-Firmen. Im Moment steht die gesamte Pharmawelt noch unter dem Fluch von Gesundheitsreformen und auslaufenden Patenten. Aber einige Firmen haben tolle Produktpipelines. Das Thema Krankenversicherung wird auch nicht verschwinden, sondern vielleicht nur stärker reguliert.