Intelligent investieren

Die Steuer – der Feind Ihrer Rendite

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Angriff auf den Zins- und Zinseszinseffekt

Die Besteuerung der Kapitalerträge bestraft den Anleger auch für Fehler, die ihm bei der Einschätzung von künftigen Ertragspotenzialen unterlaufen. Und die Fehler müssen nicht einmal nur eigenverschuldet sein. Man denke nur einmal an die Folgen staatlicher Eingriffe in das Marktgeschehen.

Beispiel „Energiewende“: Ein plötzlicher politischer Kurswechsel entwertet den Kapitalstock der Energieunternehmen. Investitionen müssen abgeschrieben werden, Ausstiegskosten belasten die Bilanz und verschlechtern die künftige Gewinnlage. Angesichts verminderter Renditeaussichten entscheiden sich Aktionäre zu verkaufen und in erfolgversprechendere Aktien zu investieren. Realisieren sie dabei Kursgewinne, müssen sie darauf Steuern zahlen. Die Investitionsrendite leidet.

Übrigens: Realisiert ein Fonds Kursgewinne, sind darauf keine Steuern zu entrichten. Erst wenn der Endanleger seinen Fonds verkauft und dabei Kapitalgewinne realisiert, muss er Steuern zahlen. Der Fondsbranche wird dadurch ein Vorteil eingeräumt gegenüber dem eigenverantwortlich agierenden Anleger. Nun ist aber der Staat unersättlich, und besteuert er seit Anfang 2018 nun auch auf Fondsebene teilweise.

Deutsche Fonds mit ihren inländischen Dividenden, inländischen Mieten und Gewinnen aus dem Verkauf inländischer Immobilien sind steuerpflichtig mit einem Satz von 15 Prozent. Zwar gibt es zum Trost Teilfreistellungen von der Abgeltungssteuer. Aber dem Endanleger wird in jedem Falle auf Fondsebene im laufenden Spar- und Investmentprozess Kapital entzogen, und das geht zu Lasten seiner Investitionsrendite.

Die Fondsbranche behält allerdings ihre Steuerbevorteilung für Dividenden gegenüber der Besteuerung auf Anlegerebene. Ihr werden so viele Anleger in die Hände gespielt. Das ist problematisch. Die Fondsbranche ist hochreguliert. Der Staat nimmt zum Beispiel starken Einfluss darauf, wie das Risiko zu bemessen ist und welche Risikohöhe erlaubt ist. Für den Anleger erwachsen daraus mitunter absurde Kauf- und Verkaufsentscheidungen innerhalb der Fonds. Beispielsweise wenn Fonds aufgrund hoher Kursschwankungen Aktienpositionen abbauen müssen. Das ist mit Kosten verbunden und schmälert unnötig die Rendite des Fonds.

Was kann und sollte der umsichtige Investor tun? Er sollte mit langfristigem Horizont investieren. Dazu ist vor allem erforderlich, sich eingehend und intensiv mit den Unternehmen beziehungsweise mit den zur Wahl stehenden Fonds zu beschäftigen, bevor man investiert. Das reduziert die Gefahr, auf das falsche Pferd zu setzen, seine Entscheidung unterwegs korrigieren zu müssen und dafür mit Kapitalertragssteuer bestraft zu werden, die die Rendite verringert.

Der langfristig ausgerichtete Investor sollte sich von der vielgepriesenen Idee, in „dividendenstarke Titel“ zu investieren, verabschieden – allein schon aus steuerlichen Gründen. Für ihn ist es vorteilhafter, wenn er auf profitable Unternehmen setzt, die ihren Gewinn einbehalten, in ihre eigenen Geschäftsaktivitäten zu hohen Renditen reinvestieren können. Das spart Steuern, befördert den Aktienkurs und beflügelt die Investitionsrendite.

Zudem sollte der Anleger gegenüber „Market-Timing-Strategien“ skeptisch sein. Man muss schon recht kräftige Renditen mit kurzfristigen Kauf- und Verkaufsstrategien erzielen können, um die entstehende Steuerbelastung zu kompensieren. So mancher Fonds kann das zwar das Portfolio häufig drehen, weil er keine Steuern auf Kursgewinne zu zahlen hat. Für den Endanleger jedoch, der in Eigenregie operiert, ist das steuerlich meist nicht ratsam.

Der umsichtige Investor sollte die üblichen Jahresanfangsprognosen und den daraus abgeleiteten Empfehlungen der Finanzbranche kritisch sehen. Es ist nicht einsichtig, warum sich pünktlich am Jahresanfang die Attraktivität der Investments plötzlich verändern sollte und Umschichtungen nötig sind. Nicht selten wird Anlegern ein aktivistisches Kaufen oder Verkaufen geraten, das zwar der Finanzbranche profitable Umsätze einträgt, das jedoch auf Kosten der Anleger geht – denn die Gebühren und Steuern gehen zu ihren Lasten.

Kurzum: Von Anfang an Sorge dafür zu tragen, dass man in die richtigen Aktien investiert und langfristig investiert, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Vor allem auch wegen der Steuern gilt ganz zu Recht die Börsenweisheit: „Hin und Her macht Taschen leer!“ Eine wichtige Einsicht. Ist man nicht auf er Hut, hat man das Nachsehen: Denn der Staat ist mit seiner Besteuerung drauf und dran, die eigenverantwortliche Altersvorsorge zusehends zu verunmöglichen, aus Bürgern bedürftige Untertanen zu machen.

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