Investmentfonds Die wahren Fondsperlen machen auch mal Pause

Es gibt sehr gute Fonds, die keine weiteren Anleger brauchen. Sie öffnen sich nur gelegentlich. Was hinter dem "Soft Closing" steckt und warum Anleger solche Fonds besonders im Blick behalten sollten.

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Fonds mit Soft-Closing. Quelle: Getty Images

Woran erkennen Anleger einen guten Fonds? Fondsanleger informieren sich im Vorfeld einer Investition gern und ausführlich in Bestenlisten, die regelmäßig von verschiedenen Geldinstituten oder Rating-Agenturen veröffentlicht werden. Hier finden sie die erfolgreichsten Finanzprodukte ihrer bevorzugten Fonds-Kategorie. Das meinen sie jedenfalls. Tatsächlich sind es oft die allerbesten Fonds, die aufgrund unterschiedlicher Kriterien in besagten Bestenlisten gar nicht erst auftauchen.

"Oh je – mein Investmentfonds ist aus dem Handel genommen"

Wenn ein Offener Investmentfonds geschlossen wird, ist das für Anleger meist nicht gerade ein Grund zum Jubeln. Als die Bundesregierung vor einigen Jahren neue Regeln für offene Immobilienfonds einführte und Investoren deswegen ihr Geld abzogen, mussten eine ganze Reihe dieser Finanzprodukte dicht machen. Und zwar in Form eines Hard Closings, was viele Investoren kalt erwischte.

Wegen des großen Erfolgs vorrübergehend geschlossen

Mitte bis Ende der Nullerjahre waren die verbliebenen Anteilseigner gezwungen, teils Ewigkeiten auf die Auszahlung ihrer Fondsanteile zu warten. Dabei erhielten schließlich oft deutlich weniger als 100 Prozent der Investitionssumme zurück, was für sie am Ende ein fettes Minus bedeutete (von den ausgefallenen Renditen ganz zu schweigen). Und das bei vielen Immobilienfonds -  selbst bei einst so attraktiven Investments wie dem Kanam grundinvest oder dem Grundbesitz-Invest der Deutschen Bank. Am Ende führte es dazu, dass wie im Falle des Kanam grundinvest die Fonds nach und nach sämtliche Immobilien veräußern mussten.

Soft Closing – wegen (zu großem) Erfolg geschlossen

Beim sogenannten Soft Closing ist alles anders. Was im alltäglichen Geschäftsleben wie ein schlechter Witz klingt, ist ein Phänomen, das in der Finanzwirtschaft gar nicht so selten vorkommt: wegen zu großem Erfolg geschlossen. Denn es ist durchaus möglich, dass ein Aktienfonds einen so großen Zuspruch erlebt, dass die Fondsmanager im wahrsten Sinne des Wortes gar nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld ihrer Anleger.

Jüngstes Beispiel ist der DWS Aktien Strategie Deutschland (ISIN DE0009769869/ WKN 976986). Die offizielle Mitteilung der Fondsgesellschaft lautete: Beim DWS Aktien Strategie Deutschland wurde zum Schutz der bereits investierten Anleger die Anteilsausgabe zum 18.03.2016 13:30 Uhr bis auf weiteres eingestellt. Das Finanzprodukt hatte mit einem Volumen von rund 3,2 Mrd. Euro seine Kapazitätsgrenze erreicht.

Was war geschehen? Der DWS Fonds hatte es seit seiner Auflegung Anfang 1999 geschafft, seinen Vergleichsindex Dax über eine Reihe von Jahren hinweg immer um einige Prozent zu übertrumpfen. Klar, dass das vielen Marktteilnehmern nicht verborgen blieb und immer mehr Geldgeber sich die Klinke in die Hand gaben.

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
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Nur ein Prozent vor dem Bausparvertrag liegt das Bargeld. Quelle: dpa

Da der Fonds nicht nur in deutsche Standardwerte und wachstumsstarke Mid Caps sondern auch in kleinere Werte investiert und wie viele andere vergleichbare Produkte nur eine begrenzte Zahl von Investments eingeht, konnten die einzelnen Investitionen nicht ohne Ende erhöht werden. So kam es dann im Frühjahr 2016 zum Erreichen der Kapazitätsgrenze.

Wie die DWS auf der eigenen Internet-Seite weiter bekannt gibt, können „Anleger ... somit vorerst nicht mehr neu investieren oder ihr bestehendes Engagement weiter aufstocken. Eine Rückgabe der Fondsanteile zum täglich berechneten Nettoinventarwert (NAV) zur im Verkaufsprospekt festgelegten Orderannahmezeit ist weiterhin täglich möglich.“ Eine aktuelle Nachfrage der WirtschaftsWoche ergab, dass eine zeitnahe Wiedereröffnung des Fonds aktuell nicht geplant ist. Außer dass eben bis auf weiteres Anteile des Fonds nicht mehr erhältlich sein werden, gibt es also in diesem Fall für Anleger keinen Grund zum Klagen.

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