Nachgerechnet Dickes Ende für Schiffsfondsbesitzer

Für viele Anleger sind Schiffsfonds ein Verlustgeschäft: Anteile sind kaum noch was wert, Ausschüttungen fallen weg. Auszusteigen ist aber oft nicht die beste Lösung: Beim Verkauf schlägt das Finanzamt zu.

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Düsseldorf Den Schiffsfondordner hat die Anlegerin seit Jahren nicht angerührt. Es ist für sie ein deprimierender Brocken. Protokolle, Zwischenberichte, Hiobsbotschaften. Erst fielen die Ausschüttungen weg. Dann gab es Sanierungsfälle, ein Charterer ging  pleite, Tilgungen wurden gestundet. Die Geschichte eines einzigen Fonds spiegelt die Misere der ganzen Branche wider. Doch am Ende war es gar nicht so schwer, nüchtern die Fakten zu sortieren und auszurechnen, was aus dem Investment geworden ist. Die gute Nachricht. Es ist noch  Geld übrig. Doch bei  Fonds wie diesem kommt leider noch ein dickes steuerliches Ende.

Es ist der Schiffsfonds VIII von HCI, ein Beispiel für viele. Erster Schritt der Bestandsaufnahme: Investment und Ausschüttungen. 10.000 Euro plus 500 Euro Provision (Agio) hat die Sparerin Ende 2004 investiert. In den ersten beiden Jahren lief es noch bestens. Der Anteil an acht Schiffen, einem Mix aus Mehrzweckfrachtern, Containerschiffen, Massengutfrachtern und einem Tanker warf noch schöne Ausschüttungen ab, bis 2008 insgesamt 2600 Euro. Dann gab es keine Ausschüttungen mehr.

Nun der zweite Teil der Rechnung: die Steuer. Gerade zu Anfang konnte die Anlegerin noch viel absetzen. Eine Verlustzuweisung von 41 Prozent ihrer Einlage brachte ihr im ersten Jahr einen Steuerersparnis von 1861 Euro (Steuersatz 44,31 Prozent). 2006 kam die Umstellung auf die Tonnagesteuer: künftig erhielt sie keine Verlustzuweisungen mehr, stattdessen wurde jedes Schiff mit einem geringen Pauschalbetrag belastet.

Wie hoch genau Verlustzuweisungen oder positive Steuersätze in einem Jahr waren, kann die Anlegerin als Prozentsatz des Investments in Geschäftsberichten unter dem Begriff „steuerliches Ergebnis“ finden. Alles in allem hat die Investorin zusätzlich zu den Ausschüttungen netto noch etwa 1875 Euro Steuern gespart.


Suche nach dem Stichwort „Unterschiedsbetrag“

Doch nun wird es kompliziert. Um den Fonds aus seiner klammen Lage zu befreien, hat es HCI geschafft, in diesem Jahr ein Schiff zu verkaufen, den Massengutfrachter Lake Erie. Der Haken daran: Sobald die Fondsgesellschaft oder der Anleger Schiffe verkauft, schwinden die schönen Steuerersparnisse vom Anfang dahin. Anleger müssen sie an das Finanzamt zurückzahlen. Der Anteil der Einlage, der am Ende besteuert werden muss, ist in den Unterlagen unter dem Stichwort „Unterschiedsbetrag“ zu finden. Nun da eines der acht Schiffe verkauft ist, muss unsere Sparerin schon mal vier Prozent ihrer Einlage versteuern, steht im letzten Versammlungsprotokoll.  Sie zahlt damit nächstes Jahr leider rund 180 Euro an das Finanzamt.

Gerne hätte sie ihren Schiffsfonds los. Auf Jahre ist keine Ausschüttung mehr abzusehen. Doch das haben natürlich auch potenzielle Käufer im Blick. An der Hamburger Zweitmarktbörse (zweitmarktboerse.de) wurden Anteile des Fonds zuletzt nur noch zu 25 Prozent ihres ursprünglichen Nennwerts gehandelt. Die Anteilseignerin bekäme also wahrscheinlich nur rund 2500 Euro für ihren Fonds.

Der Staat aber will bei einem Verkauf unerbittlich sein Geld zurück, gleich wie  das Investment gelaufen ist. Für die restlichen, noch nicht vom Fonds verkauften Schiffe müsste die Investorin bei der Trennung nochmals 1360 Euro ans Finanzamt zahlen. Sie müsste weitere 30,6 Prozent (3060 Euro) ihrer Einlage zu versteuern. So würde ein Großteil des mageren Zweitmarkterlöses direkt an den Fiskus wandern. Die steuerliche Nachforderung mit der spröden Bezeichnung „Unterschiedsbetrag“ ist vielen Schiffsfondsanlegern nicht bewusst.

Die Bilanz: Alles zusammengerechnet hätte sie nach Verkauf mit dem HCI Schiffsfonds VIII 5065 Euro verloren, rund die Hälfte ihres Gesamtinvestments.

Würde ich den Fonds verkaufen? Ich würde es zumindest versuchen, denn es sind auf Jahre keine Ausschüttungen zu erwarten. Doch um jeden Preis würde ich ihn nicht verscherbeln. Vielleicht kommen für Schiffsfonds ja eines Tages auch wieder bessere Zeiten.

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