Nachhaltig investieren Lieber Tesla als Volkswagen

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Ein neuer Typus von Aktionären

Das Dilemma: Strom für Batterien der Elektroautos kommt nach wie vor auch aus Kohle- und Gaskraftwerken. Deren Abgase belasten das Klima. Ökostrom fällt dagegen oft dann an, wenn er nicht benötigt wird. Ein Ausweg wären lokale Netze, die Wind- und Solarstrom vor Ort speichern und so die Netze entlasten. Rhein-Asset-Management-Kunde Koenzen treibt in seinem Planungsbüro das Projekt LokSmart des Bundeswirtschaftsministeriums voran, das Wind- und Solarstrom über lokale Netze vorübergehend in Batterien von Elektroautos speichert. Noch entfalten solche Projekte jedoch keine Massenwirkung.

Energiesparen bleibt deshalb wichtig. Nordea-Fondsmanager Thomas Sörensen bevorzugt zum Beispiel Aktien des Mittelständlers Rational. Dessen Großherde und Dampfgarer senken den Energieverbrauch von Profiküchen. Eric Borremans, Leiter nachhaltige Investments bei Pictet Asset Management, favorisiert AO Smith, einen US-Hersteller von energiesparenden Warmwassergeräten.

Auf dem Trockenen

Trinkwasser wird mit steigenden Temperaturen in vielen Regionen der Erde knapper werden. Menschen in den Dürregebieten benötigen Technik, mit der sich Wasser effizienter nutzen und reinigen lässt. Die Kurse von Wassertechnikaktien hat das bereits getrieben. Der Branchen-Indexfonds Lyxor World Water hat in den vergangenen drei Jahren 15 Prozent plus pro Jahr gebracht.

Selbst wo Wasser trotz Klimawandel nicht knapp wird, lässt sich mit Wassertechnologie verdienen. So ist das Trinkwasser in Deutschland stark mit Nitraten belastet. Verursacher ist Dünger aus der Landwirtschaft. Das Umweltbundesamt warnte kürzlich, Trinkwasser könnte wegen steigender Reinigungskosten um bis zu 45 Prozent teurer werden. Nitrat wird mit kostspieliger Membrantechnologie aus dem Wasser gefiltert. Die Technik für solche Anlagen liefert der US-Konzern Pentair. Aktionär dort ist auch der Norwegische Staatsfonds, bekannt für sein ethisch-ökologisches Engagement. Privatanleger können sich etwa über den Lyxor-Indexfonds beteiligen.

Moralisch anlegen wird beliebter: Volumen und Marktanteil nachhaltiger Fonds für Privatanleger. (Zum Vergrößern bitte anklicken)

Aktivistische Klimaschützer

Ein neuer Typus von Aktionären treibt den Nachhaltigkeitsgedanken auch in Branchen voran, die damit nicht direkt zu tun haben. Die niederländische Kapitalanlagegesellschaft Robeco hat sich seit 2006 auf diesen Ansatz spezialisiert. Elf Spezialisten in Rotterdam nehmen Konzerne unter die Lupe. „Wir vermeiden jedoch laute Auftritte bei Hauptversammlungen“, sagt Carola van Lamoen, die das Team leitet.

Einmal jährlich legen van Lamoen und ihre Kollegen den Fokus ihrer Arbeit fest. Im vergangenen Jahr waren es die Folgen der Energiewende für europäische Stromversorger. Je besser sich die Energieriesen angepasst hatten, desto mehr Punkte erhalten sie. Drei Jahre lang will Robeco die Versorger analysieren, bewerten und zu Fortschritten animieren. Wer dauerhaft hinterherhinkt, kann dann schnell aus den Robeco-Fonds fliegen. Bis Ende vergangenen Jahres hat Robeco elf börsennotierte Immobilienportfolios, sogenannte Real Estate Investment Trusts (Reits), auf Kurs gebracht, darunter die niederländische Unibail-Rodamco. Ziel von Robeco war es, dass deren Immobilien weniger Kohlendioxid ausstoßen. Im vergangenen Jahr sanken die Emissionen bei Unibail-Rodamco immerhin um vier Prozent. Bis 2030 wollen die Niederländer die Belastung um 50 Prozent gegenüber 2015 drücken.

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