Pensionsfonds Renditen brechen deutlich ein

Die Pensionsfonds der Bundesländer werfen laut einem Medienbericht kaum noch Rendite ab. Einige der Fonds schichten mittlerweile in riskantere Aktien um. Der Beamtenbund mahnt Balance zwischen Ertrag und Risiko an.

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Die Pensionsfonds der Länder leiden unter Mini-Renditen. Quelle: dpa

Die von den Pensionsfonds der Bundesländer erwirtschafteten Renditen sind wegen der Magerzinsen am Kapitalmarkt drastisch eingebrochen. Teilweise hätten sich 2015 die Erträge der Fonds zum Vorjahr auf unter zwei Prozent halbiert, berichtete die "Süddeutsche Zeitung".

Über die Fonds legen elf Bundesländer Geld am Markt an, um für ihre Beamtenpensionen vorzusorgen. Weil vergleichsweise sichere Papiere wie Staatsanleihen kaum noch Erträge abwerfen, schichten einige der Fonds in riskantere Aktien um. Der Deutsche Beamtenbund mahnt, dabei die Sicherheit der Geldanlagen nicht aus dem Auge zu verlieren.

Die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) bringt den Staat in eine paradoxe Lage: Einerseits profitieren der Bund und die Länder als Emittenten von Staatsanleihen von den niedrigen Zinsen. Andererseits bekommen sie aber wie normale Investoren kaum noch Renditen für ihre eigenen Geldanlagen. Dieses Problem verschärft sich, weil jedes Jahre alte – hoch verzinste – Anleihen auslaufen und ersetzt werden müssen.

In Sachsen-Anhalt ist Ihre Rente am meisten wert
Große UnterschiedeRente ist nicht gleich Rente. Je nach Preisgefüge einer bestimmten Region sind 1000 Euro Rente in Deutschland unterschiedlich viel wert. Um bis zu 50 Prozent variiert die Kaufkraft der Ruheständler, das ergab eine Studie des Forschungsunternehmens Prognos im Auftrag der Initiative „7 Jahre länger“. Für die Analyse wurden die Lebenshaltungskosten in insgesamt 402 Landkreisen verglichen. Im Bundesdurchschnitt liegen diese bei 1000 Euro. Der statistische Warenkorb für Lebenshaltungskosten wurde dafür an die Bedürfnisse von Rentnern angepasst. Unter anderem wurden Ausgaben für Ärzte und Medikamente stärker gewichtet. Quelle: dpa
Dom Magdeburg, Sachsen-Anhalt Quelle: dpa
Saarschleife, Saarland Quelle: dpa/dpaweb
Schweriner Schloss, Mecklenburg-Vorpommern Quelle: dapd
Silhouette der Stadt Hannover, Niedersachsen Quelle: dpa
Dom Erfurt, Thüringen Quelle: dpa
Bremer Stadtmusikanten, Bremen Quelle: dpa

Nach einer Umfrage der Zeitung unter den Bundesländern waren 2014 die Renditen der Versorgungsfonds aus Zinserträgen und anderen Einkünften wie Dividenden teilweise noch sehr gut. So habe das Plus in Sachsen-Anhalt damals noch 8,26 Prozent betragen, in Baden-Württemberg 7,55 Prozent.

Ein Jahr später ging es dann steil bergab: In Baden-Württemberg auf 3,65 Prozent, in Sachsen-Anhalt auf nur noch 1,98 Prozent und in Nordrhein-Westfalen sogar auf lediglich 1,48 Prozent. Für 2016 sehe es noch düsterer aus, berichtete das Blatt. Sachsen-Anhalt zum Beispiel habe im ersten Halbjahr dieses Jahres gerade einmal 0,16 Prozent Ertrag verzeichnet.

Überalterung trifft öffentliche Haushalte hart

Für die Länder spielen die Fonds als zusätzliche Vorsorge neben den Steuermitteln eine wichtige Rolle. Werfen ihre Anlagen kaum Rendite ab, müssen sie mehr Steuergeld in die Pensionen stecken. Dabei laufen auf die öffentlichen Haushalte wegen der demografischen Entwicklung gewaltige Kosten zu: Wegen der Überalterung scheidet in den kommenden zehn Jahren mehr als ein Viertel der 4,48 Millionen Beschäftigten aus dem öffentlichen Dienst aus, in den nächsten 20 Jahren sind es sogar 57 Prozent.

So viel Rente bekommen Sie
DurchschnittsrentenLaut den aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bezogen Männer Ende 2014 eine Durchschnittsrente von 1013 Euro. Frauen müssen inklusive Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat auskommen. Quellen: Deutsche Rentenversicherung; dbb, Stand: April 2016 Quelle: dpa
Ost-Berlin mit den höchsten, West-Berlin mit den niedrigsten RentenDie Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. Männer in Ostberlin können sich mit 1147 Euro Euro über die höchste Durchschnittsrente freuen. In Westberlin liegt sie dagegen mit 980 Euro am niedrigsten. Aktuell bekommen männliche Rentner: in Baden-Württemberg durchschnittlich 1107 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 1031 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 980 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1147 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 1078 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 1040 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 1071 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 1084 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 1027 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 1127 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 1115 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 1069 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 1098 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1061 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 1064 Euro pro Monat Quelle: AP
Frauen mit deutlich weniger RenteFrauen im Ruhestand bekommen gut ein Drittel weniger als Männer. Auch sie bekommen in Ostberlin mit durchschnittlich 1051 Euro die höchsten Bezüge. Am wenigsten bekommen sie mit 696 Euro in Rheinland-Pfalz. Laut Deutscher Rentenversicherungen beziehen Frauen inklusive Hinterbliebenenrente: in Baden-Württemberg durchschnittlich 772 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 736 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 861 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 975 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 771 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 848 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 760 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 950 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 727 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 749 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 699 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 964 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 983 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 744 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 968 Euro pro Monat Quelle: dpa
Beamtenpensionen deutlich höherStaatsdienern geht es im Alter deutlich besser. Sie erhalten in Deutschland aktuell eine Pension von durchschnittlich 2730 Euro brutto. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Zuwachs von knapp 27 Prozent. Zwischen den Bundesländern schwankt die Pensionshöhe allerdings. Während 2015 ein hessischer Staatsdiener im Ruhestand im Durchschnitt 3150 Euro ausgezahlt bekam, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1940 Euro. Im Vergleich zu Bundesbeamten geht es den Landesdienern dennoch gut. Im Durchschnitt kommen sie aktuell auf eine Pension von 2970 Euro. Im Bund sind es nur 2340 Euro. Quelle: dpa
RentenerhöhungIm Vergleich zu den Pensionen stiegen die normalen Renten zwischen 2000 und 2014 deutlich geringer an. Sie wuchsen lediglich um 15,3 Prozent. Quelle: dpa
Reserven der RentenkasseDabei verfügt die deutsche Rentenversicherung über ein sattes Finanzpolster. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage Ende 2014 genau 35 Milliarden Euro. Das sind rund drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch reicht das Finanzpolster aus, um fast zwei Monatsausgaben zu bezahlen. Nachfolgend ein Überblick, mit welcher Rente die Deutschen im aktuell im Durchschnitt rechnen können: Quelle: dpa
Abweichungen vom StandardrentnerWer 45 Jahre in den alten Bundesländern gearbeitet hat und dabei den Durchschnittslohn verdiente, bekommt pro Monat 1314 Euro ausgezahlt. Bei 40 Arbeitsjahren verringert sich die monatliche Auszahlung auf 1168 Euro. Wer nur 35 Jahre im Job war, bekommt 1022 Euro. Quelle: Fotolia

Um die Fondsrenditen zu erhöhen, schichten einige Länder ihre Anlagen verstärkt in Aktien um. Der Umfrage zufolge strebt etwa Baden-Württemberg an, den Aktienanteil von heute 40 Prozent auf 50 Prozent zu erhöhen. Der Chef des Deutschen Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, zeigte dafür prinzipiell Verständnis. "Die Anlagestrategie muss sich der Entwicklung am Kapitalmarkt anpassen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Er mahnte aber, einerseits müsse eine verlässliche Rendite erwirtschaftet werden: "Andererseits muss das Vermögen so konservativ angelegt sein, dass sein Zweck nicht gefährdet wird."

Langfristig seien die Versorgungsfonds aber der richtige Weg, um auch Kapitalerträge zu nutzen, sagte Dauderstädt: "Insofern fordern wir auch Niedersachsen, Berlin, Saarland, Schleswig-Holstein und Bremen auf, entsprechende Vorsorge zu betreiben." Diese fünf Länder verzichten bisher auf Versorgungsfonds.

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