Der Fall Goldman Sachs schien mit der Strafe von 550 Millionen Dollar, zu der die Bank 2010 wegen Wertpapierbetrugs verdonnert worden war, abgeschlossen. Es war die höchste Geldstrafe, die die US-Börsenaufsicht (SEC) jemals verhängt hatte.
Entscheidende Informationen über Finanzprodukte mit Hypothekenpapieren hätte die Bank ihren Investoren wie der deutschen Mittelstandsbank IKB oder Royal Bank of Scotland vorenthalten, so die US-Börsenaufsicht.
Das Besondere an dem Derivat mit dem Namen Abacus 2007-AC1: Hedgefonds-Manager John Paulson war bei der Zusammenstellung des Produktes mit riskanten Immobilienkrediten beteiligt und wettete gleichzeitig auf deren Ausfälle. Davon wussten die Anleger nichts.
Als die Immobilienblase platzte, strich der Hedgefonds-Manager mit seinen Wetten auf den Ausfall dieser Hypothekenpapiere Milliarden ein. Anleger dagegen verloren nach Angaben der SEC mehr als eine Milliarde Dollar. Die deutsche IKB etwa überlebte nur dank einer Finanzspritze der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW. Goldman Sachs räumte ein, der Verkaufsprospekt habe „unvollständige Informationen“ enthalten.
Abacus-Erfinder Tourre fühlt sich unschuldig
Die Klage wegen Anlagebetrugs gegen Tourre nahm die SEC nach der Strafzahlung von Goldman Sachs aber nicht zurück. Investment-Banker Tourre wehrt sich gegen die Vorwürfe der US-Börsenaufsicht. Er könne nicht für etwas zur Verantwortung gezogen werden, was er nicht getan habe, sagte der heute 34-jährige Franzose.
Tourre, der zurzeit an einer Doktorarbeit an der Universität von Chicago arbeitet, argumentiert, er sei nur einer von sechs Goldman-Sachs-Händlern gewesen, die an dieser Transaktion mitgewirkt hätten. Zudem hätten interne und externe Juristen von Goldman Sachs sowie die Compliance-Abteilung der Bank die Korrektheit des Finanzproduktes gescheckt. Auch einer seiner Anwälte erklärte, die Vorwürfe basierten auf Fehlern, die vielen Angestellten bei Goldman Sachs, einschließlich der Rechtsabteilung, bekannt gewesen sein.
Ob Tourre mit dem Argument, einer von vielen gewesen zu sein, der in dieser Sache verstrickt war, vor Gericht durchzukommen, bleibt abzuwarten.