So prognostiziert auch Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, steigende Preise - die von der ICCO erwähnte Knappheit möchte er jedoch relativieren. Das Defizit betrüge lediglich rund ein Prozent der weltweiten Kakaoproduktion. Von einer Unterversorgung könne man deshalb nicht sprechen. Der Kakaopreis bewege sich allerdings seit rund fünf Jahren zwischen 2000 und 3500 Dollar pro Tonne. Aktuell kostet die Tonne Kakao um die 2190 Dollar. "Wir sind da am unteren Ende der Spanne, der Preis hat also Potenzial nach oben", ist sich Fritsch sicher.
Für diese Theorie spreche auch eine von der Regierung der Elfenbeinküste herausgegebene Schätzung zum Ertrag der Zwischen- und Haupt-Kakaoernte. Die Witterungsbedingungen in Westafrika, dem Hauptproduzenten von Kakao, seien ungünstig gewesen, sagt auch Fritsch. Denn die Kakaopflanze ist nicht pflegeleicht: Zu viel oder zu wenig Regen können die Ernte gefährden. "Insofern sind wir uns sicher, dass der Preis für Kakao steigen wird", bilanziert der Rohstoffexperte.
Die größten Kakaoproduzenten der Welt
Im Erntejahr 2011/2012 sind an der Elfenbeinküste 1,486 Millionen Tonnen Kakao produziert worden. Im Jahr 2012/2013 sollen es 16.000 Tonnen oder 1,1 Prozent weniger werden. Die ICCO rechnet mit einem Ertrag von 1,470 Millionen Tonnen.
Ghana lieferte 2011/2012 879.000 Tonnen Kakao. Im Erntejahr 2012/2013 sollen es nur noch 820.000 Tonnen, also 6,7 Prozent weniger sein.
Aus Indonesien sollen in diesem Jahr 475.000 Tonnen Kakao kommen. Das wäre ein Plus von 5,6 Prozent oder 25.000 Tonnen.
In Nigeria soll sich die Kakaoproduktion dagegen von 230.000 Tonnen auf 210.000 Tonnen reduzieren, was einem Minus von 8,7 Prozent entspräche.
Dafür soll die Brasilianische Kakaoproduktion etwas ansteigen: Brasilien war mit 220.00 Tonnen Kakao im Erntejahr 2011/2012 der größte Kakaolieferant Lateinamerikas. Im aktuellen Jahr soll sich die Ernte um 4,5 Prozent auf 230.000 Tonnen steigern.
Aus dem in Zentralafrika gelegenen Kamerun sollen in diesem Jahr 210.000 Tonnen Kakao kommen. Das wäre ein Plus von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Ecuador ist das zweite südamerikanische Land in der Liste der internationalen Kakaoproduzenten. 190.000 Tonnen Kakao ernteten die Kakaobauern dort im vergangenen Erntejahr. Eine Veränderung am Ertrag ist derzeit nicht abzusehen.
In der Dominikanischen Republik soll die Ernte dagegen von 72.000 Tonnen auf 60.000 Tonnen zurückgehen. Das entspricht einem Minus von 16,7 Prozent.
Für Papua New Guinea erwarten die Experten von der Internationalen Kakao-Organisation in diesem Jahr eine gleichbleibende Ernte von 45.000 Tonnen.
Preissteigerungen beim Kakao ärgern vor allem die Süßwarenindustrie. Die müssen neben höheren Preisen für Kakao auch noch den gestiegenen Zuckerpreis und die Preise für Haselnüsse hinnehmen, die bei der Herstellung von Schokolade zum Einsatz kommen. Der Zuckerpreis in der EU ist von 2008 bis Anfang 2013 von 600 Euro auf 730 Euro geklettert, bei Haselnüssen haben sich die Preise binnen zweieinhalb Jahren verdoppelt. Die aktuelle Lage für die 220 Süßwarenhersteller in Deutschland sei bitter, sagt auch Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie.
Aber nicht für alle ist ein steigender Kakaopreis ärgerlich: Investoren können beispielsweise mit Indexzertifikaten, die auf Termingeschäfte setzen, von steigenden Preisen profitieren. Die Zertifikate auf Rohstoffe beziehen sich auf den Preis an den Terminbörsen Nybot in New York oder LIFFE in London.