
Herr Schulte, Ihr erstes Buch hieß „Silber, das bessere Gold“. Was ist denn am billigen Silber besser?
Das Wichtige am Silber ist, dass es in der Industrie in mannigfachen Anwendungen zu finden ist. Zum Beispiel steckt in jedem Auto eine Unze Silber, in einer voll ausgestatteten Luxuslimousine liegt der Silberverbrauch sogar bei mehr als zwei Unzen. Im vergangenen Jahr lag die industrielle Nachfrage gemessen an der Gesamtnachfrage bei fast 45 Prozent, inklusive des Bedarfs bei Fotografie und Tafelsilber betrug sie sogar 54 Prozent. Beim Gold lag der Anteil der Industrienachfrage hingegen nur bei elf Prozent. Gold wird sehr stark vom ideellen Wert getragen. Schmuck und Investmentnachfrage machen fast 90 Prozent aus. Silberinvestments machten nur 24 Prozent des Silberverbrauchs aus. Silber wird verbraucht, Gold wird gehortet.
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Die Lieferungen, die Einfuhr und der innergemeinschaftliche Erwerb von Sammlungsstücken unterliegen dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 %. Diese generelle Begünstigung verstößt gegen Artikel 103 der Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie, nach dem lediglich die Einfuhr der Steuerermäßigung unterworfen werden darf. Ab dem 1. Januar 2014 kommen auf im Inland ausgeführte steuerpflichtige Lieferungen von Silbermünzen 19 % Steuern.
Umsätze mit gesetzlichen Zahlungsmitteln sind von der Umsatzsteuer befreit. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Zahlungsmittel wegen ihres Metallgehalts oder ihres Sammlerwerts umgesetzt werden. In diesem Fall sind die Umsätze steuerpflichtig.
Silberbarren sind von der Änderung nicht betroffen, da deren Lieferungen bereits nach geltendem Recht dem allgemeinen Umsatzsteuersatz unterliegen.
Umsätze mit Goldmünzen können entsprechend der Mehrwertsteuersystemrichtlinie als Anlagegold steuerfrei sein. Dazu heißt es: „Lieferungen von Gold zu Anlagezwecken entsprechen ihrer Art nach anderen Finanzanlagen, die von der Steuer befreit sind. Die Steuerbefreiung erscheint daher als die geeignetste steuerliche Behandlung der Umsätze von Anlagegold.“ Davon abgesehen unterscheiden die gesetzlichen Regelungen nicht zwischen Gold- und Silbermünzen.
Der industrielle Verbrauch sorgt zwar für stetige Nachfrage, macht Silber aber noch nicht unbedingt besser.
Ich möchte Silber als das einordnen, was es ist, nämlich der beste Inflationsschutz. Silber hat in der Historie – etwa im Inflationshoch der 70er Jahre – den besten Schutz vor Inflation geboten, besser sogar als Rohöl, Kupfer und selbst Gold. Silber hat auch seit dem Tief der Aktienmärkte im Jahr 2003 die Nase vorn, auch deutlich vor Gold. Allerdings ist Silber deutlich volatiler als Gold. Das müssen die Investoren einfach bedenken.
Die Schwankungsbandbreite beim Silberpreis liegt auf Sicht der vergangenen zwölf Monate bei rund 37 Prozent. Das klingt nicht nach Sicherheit und Inflationsschutz.
Mein Rat: Wer die Hitze in der Küche nicht aushält, soll sie erst gar nicht betreten. Die starken Schwankungen beim Silberpreis sollte jeder kennen, damit die Anleger antizyklisch investieren können und in Schwächephasen nicht die Nerven verlieren. Silber hat zwischen April 2011 und dem 20. Mai 2013 58 Prozent seines Kurswertes verloren. Aber wir hatten auch nach dem starken Anstieg im Umfeld des ersten Ölpreisschocks 1974 einen Rückgang um 44 Prozent in nur vier Monaten gesehen. Zwischen März und Oktober 2008 – vor dem Hintergrund der Lehman-Pleite, einer Liquiditätskrise, einbrechender Aktienmärkte und eines deflationären Schocks für die Weltwirtschaft - gab es auch einen Rückgang um mehr als 60 Prozent. Damals war der Preisrückgang gerechtfertigt.
Sind die Kurseinbrüche am 20. Mai und danach nicht gerechtfertigt?
Heute sind die Gold- und Silberpreisrückgänge einer Beeinflussung durch große Akteure geschuldet. Das Umfeld ist heute anders ist als 2009 und 2010, als ich für eine Silber-Hausse die Trommel gerührt habe. Damals hatten wir eine boomende Weltwirtschaft und aufkeimende Inflationssorgen. Heute haben wir im OECD-Raum eine Inflationsrate von nur 1,6 Prozent. Zugleich haben die Notenbanken alle Mühe, ein Wegkippen der Weltwirtschaft in eine Deflation zu unterbinden. Darum sehe ich den Beginn der nächsten großen Hausse am Silbermarkt erst zwischen Ende 2013 und Ende 2014 oder Anfang 2015, wenn sich die Auswirkungen der expansiven Geldpolitik der Notenbanken in der Realwirtschaft zeigen. Wir werden einen Preis zahlen müssen für die Überschuldung in der westlichen Hemisphäre – in Form steigender Inflation.