Verkehrte (Finanz)welt

Schaufenster-Taktik: Wie sich Fonds hübsch machen

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Schönfärberei oder wirkungsvolle Strategie?

Dabei kann die Methode, die zunächst nach reiner Schönfärberei klingt, durchaus ihren Zweck haben: Einmal nachgerechnet zeigt sich, dass die oben beschriebene „Gewinnerstrategie“ in den großen Aktienindizes über einen Zeitraum von 30 Jahren eine Outperformance von etwa 3,5 Prozent jährlich gegenüber einer reinen Marktstrategie (Kaufen und Halten des Index zu gleichen Teilen) erzielte, und dies insbesondere in starken Börsenjahren. Die „Verliererstrategie“ hingegen führte im selben Zeitraum als eigenständiger Ansatz zu keiner regelmäßigen Outperformance. Dennoch ist das kurzfristige „Saubermachen“ der Portfolios als psychologisches Phänomen präsent.

Was heißt das für Anleger?

Wie wappnen sich Kleinanleger gegen diese durchaus legitime, aber oftmals nicht sehr transparente Taktik? Zum einen lohnt es sich, die Berichte der eigenen Fonds genauer zu studieren und dabei speziell auch auf die Anpassungen am Jahresende einen Blick zu werfen.

Insbesondere Anleger, die direkt in Einzelaktien investiert haben, sollten zudem im Kopf behalten, dass in guten Börsenjahren die Top-Performer unter Umständen zum Ende des Jahres hin überdurchschnittlich steigen, um dann am Anfang des neuen Jahres (als verzögerte Gewinnmitnahme) wieder aus den Portfolios entfernt zu werden. Die Verlierer wiederum werden eventuell zum Jahresende hin kurzfristig entfernt und müssen erneute Kursverluste hinnehmen, ohne dass dies rein fundamentale Gründe hat.

Daher empfiehlt es sich, im neuen Jahr nicht zu lange an den Gewinnern festzuhalten, wenn die fundamentalen Daten etwas Gegenteiliges anzeigen. Wenn der Window-Dressing-Effekt verpufft, könnte eine Normalisierung hier zu sinkenden Notierungen führen (siehe Lufthansa nach dem 15. Januar 2018). Ebenfalls erscheint das ohnehin fragwürdige „Aussitzen“ von Verlusten (in der Verhaltensökonomie „Loss Aversion“ genannt) bei Verliereraktien als eine Strategie, die durch das Window Dressing noch verschlimmert wird. Hier kann es oftmals besser sein, die Verluste tatsächlich eher früh in Kauf zu nehmen, anstatt auf eine Erholung im vierten Quartal zu warten. Denn diese könnte durch das „Schaufenstern“ erst recht ausbleiben.

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