Wer als Student jeden Euro zweimal umdrehen musste, fühlt sich mit dem ersten Gehalt auf dem Konto fast wie ein Millionär. Schickes Restaurant statt eintöniger Mensa, Altbauwohnung mit Stuck und Balkon statt WG-Zimmer und 4-Sterne-Clubhotel statt Hostel. Doch spätestens wenn nach ein paar Monaten alle kleinen und größeren Wünsche erfüllt sind, sollten sich Einsteiger Gedanken über die richtige Geldanlage machen. Immerhin können Uniabsolventen in Deutschland mit einem Einstiegsgehalt von durchschnittlich rund 40.000 Euro brutto rechnen. Das sind pro Monat etwa 2000 Euro netto, davon lässt sich so mancher zukünftiger Wunsch erfüllen – wenn das Geld richtig angelegt wird.
Dabei kommt es zunächst auf die richtige Reihenfolge an. Bevor in Boom-Aktien investiert oder gegen Währungen spekuliert werden kann, sollten Berufseinsteiger sich als erstes eine gewisse Reserve zurücklegen. Auf diese Weise reißt die kaputte Waschmaschine oder die Stromnachzahlung nicht sofort große Lücken in den Haushaltsplan. Dann wird auch das Girokonto nicht sofort überzogen, das strafen Banken in der Regel mit hohen Dispozinsen ab.
Als erstes Notfall-Liquidität ansparen
"So eine Notfall-Liquidität sollte erst mal angespart werden", sagt Michael Weißer, Marktbereichsleiter Privatkunden bei der Kreissparkasse Düsseldorf. Das Geld sollte auf Giro- oder Tagesgeldkonten geparkt werden, damit es auch kurzfristig jederzeit verfügbar ist. Das Tagesgeldkonto lockt gegenüber Girokonten mit meist höheren Zinsen. Für mittelfristige Anschaffungen wie Möbel oder das erste eigene Auto kann sich auch ein Blick auf Festgeldkonten lohnen. Allerdings bieten die in der aktuellen Niedrigzinsphase kaum mehr Zinsen als Tagesgeldangebote. „Der Trend geht eindeutig zum Tagesgeld, das ist flexibler und bietet ähnlich hohe Zinsen“, sagt Weißer. Jedes Tagesgeldkonto bietet eine unterschiedlich hohe Rendite. Im Internet gibt es zahlreiche Vergleichsportale, auf denen Einsteiger sich informieren können. Der WirtschaftsWoche-Tagesgeldrechner von der FMH-Finanzberatung erlaubt eine detaillierte Analyse.
Wie hoch müssen meine Rücklagen sein?
Als Faustformel für die Rücklagen gelten rund drei Nettogehälter. Für 40.000 Euro Jahresbrutto wären das immerhin 6000 Euro auf der hohen Kante, bei hohen Einstiegsgehältern kann also auch weniger ausreichen. „Anleger sollten überlegen, was definitiv an Kosten auf sie zukommt, und was gegebenenfalls anfällt. Diese Summe sollte zusammen mit einem kleinen zusätzlichen Puffer als Reserve dienen“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer auf ein Auto spart brauche schließlich höhere Rücklagen als jemand, der sich ein neues Sofa gönnen will. Denn Kredite sollten wenn möglich immer vermieden werden.
Wenn der neue Laptop trotzdem nur auf Pump finanziert ist, sollte der Kredit zunächst getilgt werden, bevor an längerfristige Vorsorge zu denken ist. Gleiches gilt übrigens für die Rückzahlung des Bafögs. Zwar muss damit erst nach fünf Jahren Erwerbstätigkeit begonnen werden, dennoch sollten die zukünftigen Zahlungen in die langfristige Finanzplanung eingebaut werden. Immerhin muss das Darlehen in monatlichen Raten von mindestens 105 Euro getilgt werden.
Welche Versicherungen brauche ich?
Fast genauso wichtig wie eine eiserne Reserve ist die ausreichende Absicherung. Während Studenten oft von Familienversicherungen profitieren und über Policen ihrer Eltern abgesichert sind, müssen Berufstätige für sich selber sorgen. Doch gerade bei Versicherungen gilt, wichtiges von unwichtigem zu trennen und sich keine überflüssigen Verträge aufschwatzen zu lassen. An einigen essentiellen Versicherungen führt allerdings kaum ein Weg vorbei. Zuerst sollte abgedeckt werden, was Berater existenzielles Risiko nennen. Dazu gehört der Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung.
Wie sich die Beiträge durch die Einheitstarife verändern
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) fordert Einheitstarife mit gleichen Prämien für Männer und Frauen. Diese Tarife werden im Dezember eingeführt. Altverträge sind vom EuGH-Gebot nicht betroffen, sie müssen nicht auf Einheitstarife umgestellt werden. Die Modellrechnung beruht auf dem Branchenschnitt der Prämienunterschiede zwischen Männern und Frauen in den alten Tarifen; es wird unterstellt, dass der Frauenanteil in den neuen, für Frauen günstigeren Einheitstarifen, deutlich höher sein wird als in den alten, geschlechtsspezifischen Tarifen.
Quelle: MLP
Beitragsveränderung:
Männer
Alter / Veränderung
25 Jahre / +25 %
30 Jahre / +23 %
35 Jahre / +21 %
40 Jahre / +19 %
45 Jahre / +17 %
50 Jahre / +14 %
55 Jahre / +11 %
Frauen
25 Jahre / -5 %
30 Jahre / -4 %
35 Jahre / -4 %
40 Jahre / -4 %
45 Jahre / -4 %
50 Jahre / -3 %
55 Jahre / -2 %
Beitragsveränderung:
Männer
Alter / Veränderung
25 Jahre / +8 %
30 Jahre / +9 %
35 Jahre / +10 %
40 Jahre / +10 %
45 Jahre / +9 %
50 Jahre / +5 %
55 Jahre / +2 %
Frauen
25 Jahre / -2 %
30 Jahre / -2 %
35 Jahre / -2 %
40 Jahre / -2 %
45 Jahre / -2 %
50 Jahre / -1 %
55 Jahre / 0 %
Beitragsveränderung:
Männer
Alter / Veränderung
25 Jahre / +6 %
30 Jahre / +7 %
35 Jahre / +7 %
40 Jahre / +7 %
45 Jahre / +8 %
50 Jahre / +8 %
55 Jahre / +8 %
Frauen
25 Jahre / -2 %
30 Jahre / -2 %
35 Jahre / -2 %
40 Jahre / -2 %
45 Jahre / -2 %
50 Jahre / -2 %
55 Jahre / -2 %
Obwohl es sich dabei im Gegensatz zur Kfz-Haftpflicht nicht um eine gesetzliche Pflichtversicherung handelt, sollte Jeder eine haben. Denn das Rotweinglas auf der Party des Kollegen ist schnell umgeschmissen. Landet es auf dem neuen Perserteppich, wird das teuer. Wer keine Haftpflicht hat, für den ist Ärger mit dem Kollegen vorprogrammiert. Noch schlimmer wird es, wenn Personen zu Schaden kommen. Behandlungskosten und Schadenersatzforderungen können schnell in die Millionen steigen.
Wo finde ich die richtige Haftpflicht-Police?
Einzelne Angebote lassen sich am besten in Internet-Portalen vergleichen und sind meistens schon für kleines Geld zu haben. Bereits für weniger als 25 Euro im Jahr ist Basisschutz verfügbar. Allerdings ist gerade bei günstigen Tarifen meistens eine Selbstbeteiligung im Schadensfall erforderlich. Darauf sollten Berufseinsteiger bei Abschluss der Police achten, denn diese liegt oft deutlich über dem Jahresbetrag. Außerdem decken die Tarife unterschiedliche Summen ab.
Wer möchte, kann auch eine sogenannte Forderungsausfalldeckung vereinbaren. Hat ein Kollege Rotwein auf meinen eigenen Teppich geschüttet und ist nicht haftpflichtversichert, springt in dem Fall meine eigene Versicherung ein und kommt für den Schaden auf. Das ist sinnvoll, denn nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft besitzt knapp ein Drittel der Deutschen keine private Haftpflichtversicherung.
Für Berufsunfähigkeit gewappnet sein
Eine Police, die gerade Berufseinsteigern gerne verkauft wird, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Für viele ist sie die wichtigste Personenversicherung, denn sie springt ein, sobald der Arbeitnehmer seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann. Allerdings schrecken gerade Berufsanfänger oft vor dem Abschluss zurück, denn im Vergleich zur Haftpflicht ist die BU mit Raten zwischen 40 und 60 Euro monatlich relativ teuer.
Deshalb weichen einige zunächst auf eine private Unfallversicherung aus. „Während die BU die Vollkasko unter den Personenversicherungen ist, ist die private Unfallversicherung lediglich eine Teilkasko“, sagt Weißer. Hier würden nur Unfälle abgedeckt, während die BU auch bei Krankheiten wie Burn-out oder Bandscheibenvorfällen eine Rente zahle. Das wird in der notorisch stressgeplagten Gesellschaft immer wichtiger.
Worauf muss ich bei Abschluss achten?
Grundsätzlich gilt auch bei der BU „je jünger desto besser“, denn junge Menschen unter 30 haben normalerweise das geringste Krankheitsrisiko und zahlen daher die niedrigsten Beiträge. Und diese bleiben in der Regel über die gesamte Laufzeit der Police relativ stabil. Die Kosten der Versicherung richten sich hauptsächlich nach der Deckungssumme. Grundsätzlich sollte die BU etwa 50 bis 75 Prozent aller regelmäßig anfallenden Fixkosten des Versicherten abdecken. Dieser Prozentsatz ist individuell abhängig davon, ob Anspruch auf eine sogenannte Erwerbsminderungsrente besteht. Sie wird vom Staat bei voller oder teilweiser Erwerbsunfähigkeit gezahlt. Auch bei der BU spielt die individuelle Situation eine große Rolle. „Wer sich beispielsweise vorstellen kann, auch auf andere Jobs umzuschulen oder sich auf die Unterstützung der Familie verlassen kann, der braucht nicht zwingend eine BU, sondern kann den entsprechenden Betrag stattdessen regelmäßig in die Altersvorsorge investieren“, sagt Nauhauser.
Wie finde ich die passende BU?
Was für die BU gilt, gilt auch für die gesamte Absicherung und Vorsorge: Berufseinsteiger sollten sich ausreichend Zeit nehmen, um sich richtig zu informieren. "Der Gang zur Hausbank reicht nicht aus, denn die ist möglicherweise eher daran interessiert, ihre provisionsträchtigsten Produkte zu verkaufen", sagt Nauhauser. Dem Kunden bliebe also nichts anderes übrig, als sich auch eigenständig zu informieren. Ratgeber wie die Zeitschrift "Finanztest" sind eine Möglichkeit. Auch unabhängige Honorarberater, die für ihre Beratungsleistung eine Gebühr ergeben, sind eine gute Alternative zur Provisionsberatung. Aber Vorsicht: "Auch hier können schwarze Schafe dabei sein, denn der Markt ist bisher kaum reguliert", warnt Nauhauser.
Die Kann-Versicherungen
Zusätzlich gibt es zahlreiche Versicherungen, die nicht für alle Berufseinsteiger relevant sind. Wer auf teure Designermöbel verzichtet und stattdessen auf schwedischen Birkenholzcharme schwört, muss nicht unbedingt seinen Hausrat versichern. Während Singles keine Absicherung für den Todesfall brauchen, sollten vor allem alleinverdienende Familienväter oder –mütter über den Abschluss einer Risiko- beziehungsweise Kapitallebensversicherung nachdenken. "Die Risikolebensversicherung zahlt nur im Todesfall und ist deswegen günstiger, die kapitalbildende Lebensversicherung zahlt dagegen die versicherte Summe auf jeden Fall – entweder beim Tod des Versicherten oder am Ende der Laufzeit. Deshalb sind hier die Beiträge deutlich höher", erklärt Weißer. Auch eine Rechtschutzversicherung, die im Ernstfall die Anwaltskosten übernimmt, sei zwar grundsätzlich sinnvoll, müsse aber nicht zwingend am Anfang der Karriere abgeschlossen werden.
Checkliste private Krankenversicherung
Jedes Jahr ändern sich die Voraussetzungen für den Wechsel in die PKV. Arbeitnehmer müssen im Jahr 2017 mit ihrem Einkommen mindestens ein Jahr lang die so genannte Jahresarbeitsentgelt-Grenze in Höhe von 57 600 Euro überschreiten.
Die Höhe der Beiträge richtet sich neben dem Alter vor allem nach den Vorerkrankungen. Wer sich privat versichern möchte, sollte daher nicht zu lange warten. Laut Verbraucherzentrale NRW ist der Wechsel für Männer ab 46 Jahren und für Frauen jenseits der 37 meist nicht mehr ratsam. Versicherte sollten in jedem Falle alle im Antrag abgefragten Erkrankungen angeben. Verschwiegene Vorerkrankungen können zu einem Rücktritt im Leistungsfall führen.
Bei der Gesetzlichen Krankenversicherung ist der Beitrag vom Bruttoeinkommen abhängig. Wer mehr verdient, zahlt auch mehr. Anders in der PKV: Der zu Beginn günstige Beitrag kann unabhängig von den Einkünften steigen. Im Schnitt verteuerten sich die Beiträge in den vergangenen zehn Jahren um rund fünf Prozent pro Jahr.
Das lässt sich nur individuell ermitteln. Tendenziell sind Alleinstehende, kinderlose Eheleute, die beide berufstätig sind, und Beamte Kandidaten für einen Wechsel.
Lockvogeltarife mit schwachen Leistungen zu Dumpingpreisen sollten Interessenten meiden. Dort drohen hohe Beitragssteigerungen und Deckungslücken.
Die beste Police für alle gibt es nicht, auch nicht den besten Versicherer. Die passende Police lässt sich nur individuell ermitteln. Ebenso, ob der private oder gesetzliche Schutz die bessere Wahl ist. Verbraucherzentralen und Versicherungsberater helfen bei der Auswahl. Ratings wie beispielsweise das Beitragsstabilitätsrating von Morgen & Morgen bieten zusätzlich eine Entscheidungshilfe.
Der Wechsel zu einem privatem Anbieter will gut überlegt sein. Eine Rückkehr zur gesetzlichen Kasse ist nur dann möglich, wenn die Versicherungspflicht neu entsteht. Das ist der Fall, wenn Kunden versicherungspflichtig werden, etwa mit einem Gehalt unterhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze von 57.600 Euro für das Jahr 2017. Wer älter als 55 Jahren alt ist und in den vergangenen fünf Jahren privat versichert war, kann in der Regel nicht mehr zurück. Bezieher von Arbeitslosengeld II wechseln automatisch zur GKV, auch wenn sie älter als 55 Jahre sind.
Der Nachwuchs ist beim privaten Schutz im Gegensatz zur GKV nicht gratis mitversichert. Kinder brauchen eigene, beitragspflichtige Verträge. Das macht die GKV für Eltern tendenziell interessanter.
Bei der Krankenversicherung wird für die wenigsten Berufseinsteiger eine private Police in Frage kommen – wer kein Beamter ist, muss immerhin mindestens 50.850 Euro brutto jährlich verdienen, um in die private Krankenversicherung zu dürfen. Kommt ein Wechsel in Frage, sollte sich derjenige genau beraten lassen, denn gerade junge Leute werden von den Versicherungen mit niedrigen Tarifen angelockt, welche langfristig allerdings oft stark steigen. Aber auch Versicherte der gesetzlichen Versicherungen können von den Leistungen der Privaten profitieren – mit Zusatzversicherungen. Die Angebotspalette ist breit, von Zahnzusatzversicherungen bis zur Chefarztbehandlung im Krankenhaus ist alles möglich.
Wie stopfe ich meine Rentenlücke?
Erst wer seine existenziellen Risiken abgedeckt hat, sollte an die Altersvorsorge denken. Während sich hier viele Fragen auftun, scheint eins bereits jetzt sicher: die gesetzliche Rente wird wohl nicht reichen, um private Vorsorge kommt keiner herum. Zwar gilt auch bei der Altersvorsorge: Je früher desto besser – dennoch sollten Berufsanfänger nichts überstürzen und sich nicht vorschnell zu unflexiblen Lösungen drängen lassen. „Gerade am Anfang der Karriere sollte das zurückgelegte Geld nicht zu langfristig angelegt werden“, sagt Verbraucherschützer Nauhauser.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Aktienkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Jobwechsel und Umzug ins Ausland? Das erste Kind? Um neue Schulden zu vermeiden, ist es oft wichtig, auch kurzfristig auf das Ersparte zugreifen zu können. „Das ist bei vielen langfristigen Anlageprodukten wie Riester- oder Rürup-Renten nicht möglich“, ergänzt Nauhauser. Zwar böten die langfristigen Anlageformen oft höhere Zinsen, dennoch tun es gerade am Anfang auch einfache Produkte wie Banksparpläne oder Sparbriefe. Schließlich sei jede Form des Vermögensaufbaus auch eine Absicherung fürs Alter. "Zeit macht schließlich Geld", weiß auch Max Herbst von der Finanzberatung FMH. Hier können Einsteiger mögliche Erträge von Sparbrief und Co. durchrechnen.
Kleinvieh macht auch Mist
Deswegen gilt vor allem bei der Altersvorsorge: Auch wer am Anfang nur kleine Beträge beiseitelegen kann, sollte sich nicht scheuen, die für die Rente anzusparen, ganz nach dem Motto: „Kleinvieh macht auch Mist“. Mit dem Rentenplaner lässt sich schnell und einfach berechnen, wie viel Rente aus kleinen Sparbeträgen wird. Wer bereits langfristig Vermögen zurücklegen oder sich zum regelmäßigen Sparen zwingen will, für den ist ein privater Riester-Vertrag interessant. Grundsätzlich gibt es verschiedene Riester-Produkte: die zumeist als Riester-Rente bezeichnete Riester-Rentenversicherung, den Riester-Fondssparplan oder den Riester-Banksparplan. Auch Wohn-Riester ist möglich.
Was Fondskäufer wissen sollten
Die Mehrheit der deutschen Anleger handeln ihre Wertpapiere über ihre Hausbank. Doch gerade bei Aktienfonds, die rasch an Wert gewinnen oder verlieren können, ist der Gang zum Bankberater nicht immer optimal. Denn einerseits gilt die Alternative zu Recht als teuer. Zahlen Anleger hier beim Kauf doch meist den vollen Ausgabeaufschlag. Dafür bleibt jedoch die Rückgabe der Anteile spesenfrei. Das Problem: Die Abwicklung kann hier deutlich länger dauern als einen Handelstag. Das kann zwar gute Gründe haben. Vorsichtige bevorzugen dennoch die Abwicklung über die Börse.
Der sicherste Variante für zeitbewusste Anleger ist der Handel über die Börse. Dabei geben Anleger wie gewohnt ihre Order beim Bankberater ab, tragen aber als Handelsplatz die Börse Hamburg an. Dadurch fallen zwar Kosten an, die je nach Fonds etwas variieren können (www.fondsboerse.de). Dafür erfolgt die Abwicklung zeitnah. Beim Kauf von Papieren ist es ohnehin meist billiger, Fonds über die Börse zu kaufen. „Wenn Sie die Bank auf diese Option nicht hinweist, macht sie sich unter Umständen eines Beratungsfehlers schuldig“, sagt Johannes Fiala, Anwalt mit dem Schwerpunkt Kapitalmarktrecht aus München.
Fondskäufer, die wissen, was sie wollen, sollten Onlinebroker oder Fonds-Supermärkte ins Kalkül ziehen. Sie bieten meist nicht nur eine Auswahl unter tausenden Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Oft können sie hier auch problemlos auf Sparpläne auf Wunschfonds abschließen, die sie via Hausbank nicht bekommen. Die Anbieter handeln die Fondsanteile dabei über dieselben Plattformen wie die Profis. Manche der Anbieter garantieren zudem eine taggleiche Abwicklung der Aufträge, sofern die Order vor zwölf Uhr eintrifft.
Wie bei Aktien können Fondsanleger bei manchen Anbietern zudem Limits setzen. Das bedeutet, sie beauftragen den Händler etwa mit einem Stopp-Loss den Fondsanteil zu verkaufen, sobald der Fondspreis unter eine gewisse Grenze fällt. Diese Order kostet wird dann bei steigenden Kursen nicht ausgeführt. Einige Online-Broker ziehen diese Grenze auf Wunsch bei steigenden Kursen kostenlos nach.
Bei allen Varianten erhält der Versicherte die staatliche Förderung in Form von Zulagen und Steuervergünstigungen. Aktuell gibt es pro Jahr eine Zulage von maximal 154 Euro. Allerdings wird dieser Betrag nur voll ausgezahlt, wenn wenigstens vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens eingezahlt werden, mindestens 60 Euro im Jahr. Wer weniger anspart, erhält eine gekürzte staatliche Zulage. Für Berufseinsteiger sind die Renditen des Riester-Fondssparplans am lukrativsten, wer allerdings sein Geld nicht an den Börsen wissen will ist auch mit einem Riester-Banksparplan gut beraten. Im Vergleich zum normalen Banksparplan lockt hier zwar einerseits die staatliche Förderung, andererseits sind die Gebühren beim Kauf meistens deutlich höher.
Wo finde ich den richtigen Riester-Vertrag?
Viele Informationen über einzelne Anbieter findet man in Internet. Wer kein Geld für Honorarberatung ausgeben und die Informationen der eigenen Hausbank hinterfragen will, kann sich mit Hilfe von Untersuchungen der Stiftung Warentest über einzelne Tarife schlau machen.
Auch in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber lässt sich für die Rente vorsorgen. Seit rund zehn Jahren hat jeder Arbeitnehmer in Deutschland einen Anspruch auf die sogenannte Entgeltumwandlung. Dabei wird ein Teil des Gehalts steuer- und sozialabgabenfrei für den Aufbau einer Betriebsrente verwendet. Berufseinsteiger sollten sich die jeweiligen Bedingungen jedoch genau anschauen, denn oft geht, je nach Alter und Betriebszugehörigkeit, beim Jobwechsel zumindest ein Teil des angesparten Geldes verloren. Bedenkenlos zugreifen darf dagegen jeder bei Zuschüssen des Arbeitgebers zu vermögenswirksamen Leistungen. Diese werden mit der sogenannten Arbeitnehmersparzulage vom Staat gefördert und vom Arbeitgeber direkt auf das jeweilige Anlagekonto des Mitarbeiters abgeführt.
Wie immer gilt besonders bei der Altersvorsorge: Eine Patentlösung gibt es nicht. Wer beispielsweise sicher ist, in einigen Jahren in eine eigene Immobilie investieren zu wollen, kann sich auch an einem klassischen Bausparvertrag versuchen. Hier wird bei einer Bausparkasse Geld für den geplanten Wohnungsbau angespart. Besitzer eines solchen Vertrags haben gleichzeitig Anspruch auf die staatliche Wohnungsbauprämie.
Betongold oder Börse?
Auch wenn Investitionen in Betongold in Zeiten niedriger Zinsen in aller Munde sind: Für Berufseinsteiger kommt der Immobilienkauf vermutlich zunächst nicht in Frage. Denn dafür müssen hohe Schulden aufgenommen werden. „Mindestens 20 Prozent der Kaufsumme sollten durch Eigenkapital abgedeckt sein“, sagt Michael Weißer. Zunächst sei also erst mal Sparen angesagt. Obwohl Immobilienkäufer von den aktuell niedrigen Zinsen profitieren, müsse sichergestellt werden, dass der Käufer langfristig in der Lage ist, die Kreditraten zu zahlen. Gerade Berufseinsteiger bekommen oft nur befristete Arbeitsverträge, da ist das Einkommen nicht ausreichend gesichert.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Erst wenn das erste Geld fürs Alter angelegt ist, erfüllen sich die Börsenträume und das erste Aktiendepot kann eröffnet werden. Dort werden die gekauften Aktien oder Fonds verwaltet. Depots werden normalerweise von Banken angeboten. Besonders Einsteiger sollten sich ausführlich über die anfallenden Kosten für die Verwaltung des Depots sowie einzelne Transaktionen informieren. Fallen für jede gekaufte Aktie hohe Gebühren an, ist der Gewinn schnell dahin.
Nicht alles auf eine Karte setzen
Ob alter Hase oder Börseneinsteiger: Oberste Prämisse ist immer die Streuung des Risikos. Wer alles auf eine Karte setzt und beispielsweise ausschließlich in Autoaktien investiert, lebt auf Dauer gefährlich. Experten raten daher gerade unerfahrenen Anlegern zu Aktienfonds, die mehrere Aktien bündeln. So können die Gewinne der einen die Verluste der anderen Papiere ausgleichen. „Wer nur auf den Dax setzt, lebt ebenfalls gefährlich“, sagt Nauhauser. Deshalb gehörten auch weltweite Indexfonds mit ins Depot. Weiterhin gilt es, möglichst viele unterschiedliche Anlageformen zu nutzen, um das Risiko zu verringern. Wer bereits etwas Erfahrung gesammelt hat, kann sich an Investments in Anleihen oder Rohstoffen versuchen. Egal welche Anlageform gewählt wird, gerade Börsenneulinge sollten immer im Kopf behalten, dass höhere Renditen immer gleichzeitig höheres Risiko bedeuten. „Wer etwas anders behauptet lügt“, sagt Nauhauser.
Und wen es nicht an die Börse zieht, für den gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, seine Euros anzulegen, egal ob es in vielversprechende Start-Ups investiert wird oder langfristig für die Ausbildung der Kinder aufs Sparkonto kommt.
Steuerliches Bonbon
Zum Schluss winkt einigen Berufsstartern noch ein steuerliches Bonbon, das auf jeden Fall mitgenommen werden sollte. Wer nicht am 1. Januar anfängt zu arbeiten, sondern erst im Laufe des Jahres, hat am Ende vermutlich Anspruch auf eine Steuerrückzahlung und sollte auf jeden Fall eine Steuererklärung machen. Denn das Finanzamt zieht jeden Monat die anfallende Lohnsteuer für die Höhe des individuellen Monatsgehalts ein. Die tatsächliche Steuerbelastung wird am Ende aber für das im Kalenderjahr verdiente Gehalt berechnet. Ein Beispiel: Ein Berufsstarter hat ein Jahresgehalt von 40.000 Euro brutto. Da er im Juli angefangen hat zu arbeiten, hat er erst 20.000 Euro verdient. Die jeweils gezahlten Steuern pro Monat basieren aber auf 40.000 Euro, er hat also zu viel Steuern gezahlt. Diese bekommt er im darauffolgenden Jahr erstattet, wenn er eine Steuererklärung abgibt.