
Na also, jetzt ist der Sündenbock für die Euro-Krise doch gefunden. Die Investmentbank Goldman Sachs eignet sich für diese Rolle ja auch bestens. Den bösen Goldmännern trauen viele Leute mittlerweile fast alles zu, nachdem die Bank im vergangenen Jahr ein PR-Desaster nach dem anderen erlebte und sich von dem Magazin „Rolling Stone“ sogar als Vampirkrake hatte beleidigen lassen müssen, der sich um das Gesicht der Menschheit gelegt habe.
Jetzt spricht auch die Kanzlerin von einem Skandal, weil clevere Investmentbanker mit raffinierten Geschäften auf den Derivatemärkten dem Staat Griechenland dabei geholfen haben könnten, Schulden in Milliardenhöhe zu verstecken.
Banker von Goldman Sachs nur die nützlichen Handlanger
Bei allem Verständnis für die Empörung, mit der die Investmentbanker wegen ihrer unrühmlichen Rolle beim Aufgalopp zur Finanzkrise umgehen müssen - bei der Griechenland-Euro-Krise spielten die Goldmänner nur die nützlichen Handlanger, die den Politikern die zumindest nach heutigem Kenntnisstand völlig legalen Wege aufgezeigt haben, um die EU-Kriterien zu erfüllen oder diesen zumindest näher zu kommen.
Dass dabei dann für die cleveren Investmentbanker noch andere lukrative Geschäfte mit den Griechen abfielen, etwa das Mandat für die Emission von zahlreichen Regierungsanleihen, ist nur logisch. Zu prüfen wird nun lediglich sein, ob Goldman in den Prospekten dieser Anleiheemissionen auf die fraglichen Versteckspiele hätte hinweisen müssen.
Da solche Emissionsprospekte aber in der Regel von Legionen erfahrener Anwälte abgesegnet werden, ist kaum zu erwarten, dass sich daraus etwa eine Haftung ableiten lässt. Bei den meisten Eigentümern dieser Anleihen, die wegen der Griechenland-Krise herbe Kursverluste hinnehmen mussten, handelt es sich um professionelle Anleger. Die wissen nur zu gut, dass Investmentbanking per se die Mutter aller Interessenkonflikte ist.
Griechenlands Tricks lange bekannt
Außerdem wurde über die Fragwürdigkeit der Swapgeschäfte, mit denen Griechenland Bilanzkosmetik betrieb, bereits sehr früh berichtet. Schon im Juli 2003 zeigte eine Titelgeschichte im Fachblatt „Risk Magazine“ detailliert auf, wie die Griechen damals ihre so genannte Public Debt Agency dazu nutzten, mehrere Milliarden Euro öffentlicher Schulden aus den Büchern verschwinden zu lassen. Damals interessierte das fast niemanden.