Heizen mit Holz Kaminholz ist teuer – und begehrt bei Dieben

Brennholz für den heimischen Kamin ist aufgrund der Gaskrise gefragt wie nie. Quelle: imago images

Die Gaskrise treibt die Brennholzpreise weiter nach oben. Das lockt Diebe an. Ein Händler erzählt, wie es am Markt derzeit zugeht und wie er sich vor Kriminellen schützt.

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Brennholz ist das neue Klopapier. Viele wollen es haben, aus Angst vor einem Gasengpass. Doch immer weniger Interessenten kommen zum Zuge. Die Preise für kaminfertiges Brennholz steigen weiter. Händler klagen bereits über Nachschubprobleme. Sie kaufen derzeit alles, was noch auf dem Markt zu kriegen ist, um die hohe Nachfrage zu befriedigen.

Hauseigentümer, die einen Kamin haben, wollen sich mit Brennholz gegen die hohen Gaspreise wappnen. Das ist verständlich. Denn inzwischen muss ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden rund 17,84 Cent pro Kilowattstunde Erdgas zahlen, hat die Vergleichsplattform Verivox errechnet. Hochgerechnet ergebe das für den Musterhaushalt eine Gasrechnung von 3568 Euro pro Jahr. Das ist in etwa doppelt so viel wie Ende vergangenen Jahres.

Die Ankündigungen der Ampelkoalition, wo im Winter überall Energie, also vor allem Gas, eingespart werden muss, dürfte den Run auf Brennholz noch verstärken. Wenn schon das Thermostat der Gasheizung herunter gedreht werden muss, dann soll wenigstens der Holzofen im Wohnzimmer für gemütliche Wärme sorgen. So denken jedenfalls viele Hauseigentümer, die mit Brennholz heizen können. 

Allerdings leiden auch die Holzproduzenten unter steigenden Energiepreisen. Diesel für Lkws und Erntemaschinen ist teurer. Auch das Trocknen von Frischholz mit Hilfe von Erdgas ist kostspieliger geworden. Denn die meisten Kunden wollen ihr Brennholz kaminfertig. Frisches Holz müsste erst mindestens sechs Monate lang trocknen, bevor es den richtigen Wassergehalt hätte. Das wäre zu spät für den Beginn des Winters.  

Abzulesen sind die steigenden Energiepreise an den höheren Erzeugerpreisen von Brennholz, die das Statistische Bundesamt regelmäßig veröffentlicht. Von Januar 2021 bis Juni 2022 stieg der Preis von Brennholz um durchschnittlich zwölf Prozent. Bei Nadelholz waren es im gleichen Zeitraum sogar rund 30 Prozent. Der hohe Preisanstieg bei Brennholz aus Nadelbäumen ist ein Indiz für Knappheit. Denn normalerweise wird bevorzugt Holz von Laubbäumen im Kamin verfeuert, weil es einen deutlich höheren Heizwert hat. Wenn nicht genug Buchen- oder Eichenholz vorrätig ist, müssen die Käufer auf Alternativen ausweichen. 



Weil Brennholz so knapp und so teuer wie jetzt ist, wird der Diebstahl lukrativer. So beklagt der Waldeigentümer-Verband AGDW in Berlin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass die Betriebe jährlich bis zu zwei Prozent ihrer Produktion durch Kriminelle verlieren. Für die Waldbesitzer bedeute dies Schäden in Millionenhöhe. Je höher der Holzpreis, desto höher die Diebstahlquote, so der AGDW.

Im Gespräch mit der WirtschaftsWoche erzählt Händler Wolfgang Hoffmann aus dem Hunsrück, wie es auf dem Brennholzmarkt derzeit tatsächlich zugeht.

WirtschaftsWoche: Herr Hoffmann, Brennholz ist als Heizmaterial derzeit so beliebt, dass auch Diebe zuschlagen. Ist das ein neues Problem?
Wolfgang Hoffmann: Neu ist die Entwicklung nicht. Stammholz, das Vorprodukt von Brennholz, wurde schon immer geklaut, nur aktuell vermehrt. 

Wie schützen Sie Ihr Holz vor Diebstahl?
Wir bekommen von unseren Förstern direkt eine Mitteilung, sobald ein Polter, gestapeltes Rundholz, fertig gerückt ist, und fahren diesen sofort ab, damit er nicht im Wald liegt. Sollte es vorkommen, dass ein weiterer Polter im Wald eine Zeit liegen sollte, wird er mit einem GPS-Sender ausgestattet. So werden wir sofort informiert, sollte das Holz von seinem Stapelplatz unrechtmäßig entfernt werden.

Welche Vorkehrungen treffen Sie in Ihrem Betrieb?
Bei uns ist es noch nicht vorkommen, dass etwas geklaut wurde, und versucht wurde es bisher auch nicht. Unser Betrieb wird allerdings auch rund um die Uhr videoüberwacht. Jede Stunde kontrolliert ein eigener Sicherheitsdienst mit Hunden das Betriebsgelände.

Brennholz ist begehrt wie nie. Haben Sie noch genügend Nachschub?
Wir arbeiten als Brennholz-Unternehmen sehr effizient. Die Produktion wird zum Großteil von Computern überwacht und gesteuert. Wir haben sehr gute Kontakte zur Gemeinde, die für uns in diesem Jahr noch rund 1000 Festmeter an Bäumen fällt. Wir können also weiter Brennholz liefern.

Müssen Sie angesichts der großen Brennholznachfrage rund um die Uhr arbeiten?
Das haben wir bis vor kurzem getan. Aktuell sind wir, was den Handel betrifft, im Urlaub, weil wir dieses Jahr komplett durchgearbeitet haben. Jetzt brauchen wir eine kleine Pause. Die Produktion von Brennholz läuft allerdings weiter. Ab dem 1. September liefern wir auch wieder aus.    

Wie ist die Situation derzeit für Sie als Händler im Einkauf auf dem Holzmarkt?
Die Stammholzbeschaffung ist teurer geworden. Für den Festmeter Buche haben wir jahrelang 52 Euro gezahlt. Jetzt sind es 75 Euro, bei einigen Forstdienstleistern inzwischen schon bis zu 100 Euro. Für die gewaltigen Mengen, die wir produzieren müssen, kaufen wir aktuell alles, was sich zu Brennholz verarbeiten lässt. So haben wir seit zwei Wochen auch Mischholz aus unterschiedlichen Baumarten im Programm.
Lesen Sie auch: „Das Brennholz ist schneller verkauft, als wir es trocknen können“

Hat sich die Qualität des eingekauften Holzes verändert?
Vor dem Boom haben wir starkes Holz bekommen, das sich schnell und effizient verarbeiten ließ. Jetzt, in der Zeit, wo wir alles einkaufen, um den Bedarf zu decken, nehmen wir auch Holz mit einem geringen Durchmesser von lediglich zehn Zentimetern. Das zu verarbeiten dauert drei Mal so lange, das spiegelt sich natürlich in den Produktionskosten wider.

Verdienen Sie am aktuellen Brennholz-Boom?
Wir verdienen keinen Cent mehr als vorher. Denn die Einkaufspreise fürs Stammholz haben ähnlich angezogen. Das kann ich aber auch gut nachvollziehen. Denn die großen Holzerntemaschinen brauchen den teuren Diesel. Auch Ersatzteile für die Maschinen sind teurer geworden, und wegen der Lieferengpässe kann es schon mal ein paar Tage länger dauern, bis ein dringend benötigtes Teil geliefert wird. 

Wie wirken sich die steigenden Energiepreise auf Ihre eigene Produktion aus?
Die Energiekosten haben sich in etwa verdoppelt. Allein die Kosten fürs Trocknen des frischen Holzes sind von 12 bis 15 Euro je Schüttraummeter auf 30 bis 35 Euro gestiegen. Wo soll das noch alles hingehen? Ich vermute allerdings, dass wir uns so bei 120 Euro für einen Schüttraummeter frisches Brennholz und 150 Euro für technisch getrocknetes einpendeln.  

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Was raten Sie Kunden, die momentan Brennholz kaufen wollen?
Durch einige Kunden weiß ich, dass viele, die nach Brennholz suchen, auf irgendwelche günstigen Angebote reingefallen sind. Sie mussten in Vorkasse gehen, und nie wurde etwas geliefert. Wer Brennholz einkauft, sollte daher nie im voraus zahlen. Seriöse Händler bieten Bar- oder Kartenzahlung bei Lieferung an.

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