Nach Brexit-Votum Immobilienfonds müssen Preisnachlässe einräumen

Das Brexit-Votum hat Investoren in Großbritannien aufgeschreckt. Viele von ihnen wollen nun ihr in Immobilienfonds angelegtes Geld wiederhaben. Die Fonds müssen nun offenbar auch Preisnachlässe einräumen.

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Um Gelder an durch das Brexit-Votum aufgeschreckte Investoren zurückzuzahlen, müssen Immobilienfonds Preisnachlässe einräumen. Quelle: AFP

London Wie teuer wird es, wenn über den Verkauf von Immobilien in London schnell Geld eingesammelt werden muss? Nach dem Brexit-Votum offenbar fast 15 Prozent, basierend auf den Veräußerungen von zwei Objekten auf der Einkaufs-Meile Oxford Street.

Der britische Immobilienfonds von Aberdeen Asset Management Plc hatte beim Verkauf eines Gebäudes einen Preisnachlass von 15 Prozent akzeptiert, wie Bloomberg aus informierten Kreisen in Erfahrung brachte. British Land Co. veräußerte ein Kaufhaus nach dem Brexit-Referendum, ohne dabei einen Rabatt einzuräumen, berichtete Fergus Keane, ein führender Manager beim Broker Cushman & Wakefield Inc., der an dem Verkauf nicht beteiligt war. Aberdeen und British Land wollten auf Nachfrage von Bloomberg keinen Kommentar abgeben.

Die unterschiedlichen Ergebnisse der Verkaufsprozesse verdeutlichen möglicherweise die Art von Preisnachlässen, die Immobilienfonds einräumen müssen – wenn sie in kürzester Zeit Objekte verkaufen wollen, um Gelder an durch das Brexit-Votum aufgeschreckte Investoren zurückzuzahlen.

Die Verwalter von sieben Fonds mit einem Immobilienvermögen von rund 18 Mrd. Pfund (21,5 Mrd. Euro) setzten den Handel in den Fonds vorübergehend aus, nachdem das Brexit-Referendum dazu geführt hatte, dass viele Anleger plötzlich ihr Geld zurückhaben wollten.

Tägliche Liquidität bei Fonds vorhalten zu müssen, die nicht liquide Aktiva halten, schaffe einen „teuflischen Kreislauf“, wenn die Rückzahlungsforderungen anziehen – letztlich werde dies zu Aktiva-Verkäufen mit Preisnachlässen führen, erklärte Jefferies-LLC-Analyst Mike Prew in einer Kundennotiz vom 7. Juli.

„Wenn man ein Gebäude in einem sehr kurzen Zeitraum veräußern muss, gibt es einen begrenzten Kreis von Käufern, die in Frage kommen“, meint auch Stephen Down, Executive Director beim Makler Savills Plc. „Das sind die einzigen Beweise, die wir bislang für Preisnachlässe sehen.“

Aberdeen hatte in der vergangenen Woche den Handel bei seinem britischen Immobilienfonds und bei einem verwandten Fonds nach einer einwöchigen Aussetzung wieder aufgenommen. Das eingangs genannte Gebäude wurde am Freitag für 124 Mio. Pfund an Norges Bank Real Estate Management verkauft, wie aus einer Mitteilung der Gesellschaft hervorgeht. Das liegt rund 15 Prozent unter dem Angebotspreis ein paar Tage zuvor, erfuhr Bloomberg aus informierten Kreisen.

British Land, der zweitgrößte britische Real Estate Investment Trust, veräußerte das an Debenhams vermietete Kaufhaus derweil am 7. Juli für 400 Mio. Pfund an einen privaten Investor, zeigen Angaben des Unternehmens. Laut JPMorgan entspricht dies einer Rendite von rund 2,75 Prozent – was Savills zufolge auf Augenhöhe mit den besten Gebäuden auf der Einkaufsstraße vor dem Brexit-Referendum liegt.

„Ich hatte dieses Objekt im Angebot nach Lehman Brothers“, sagt Down von Savills. „Ich kaufte es für einen Preis, der damals einer Rendite von 7 Prozent entsprach. Es war eine richtige Krise. Jetzt haben wir es nur mit einem Vertrauens-Problem zu tun – mit kurzfristigem Blick auf die Konjunktur.“ Dieses Geschäft wurde nicht durchgezogen, nachdem sich Britisch Land gegen einen Verkauf der Immobilie entschieden hatte.

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