Solarkraftwerke Die Solar-Millennium-Saga

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3. Falsche Unternehmensmeldungen

Die Andasol-Kraftwerke in Südspanien wurden von Solar Millennium entwickelt Quelle: dpa

Zweimal hat Solar Millennium falsche Unternehmensmeldungen herausgegeben. In beiden Fällen ging es um Kooperationen mit anderen, externen Unternehmen.

So gab Solar Millennium im Dezember 2006 „den Verkauf von 80 Prozent der Anteile an ihrer Tochtergesellschaft Solar Millennium Beteiligungen GmbH an GE Energy Financial Services“ bekannt. Wiederholt wurde in den Geschäftsberichten erneut auf den Anteilsbesitz dieser GE-Tochter an der Solar-Millennium-Tochter hingewiesen. In einem Zwischenbericht vom Juni 2007 hieß es dann, dass „GE Energy Financial Services, ein Unternehmen des amerikanischen Konzerns General Electric, im Dezember 2007 80 % der Anteile übernommen hat“. Also ein Jahr später als ursprünglich berichtet.

In der Gesellschafterliste der Solar-Millennium-Tochter tauchte die GE-Tochter jedoch nie auf. Von einem Einstieg im Dezember 2006 oder 2007 konnte also keine Rede sein. General Electric teilte der WirtschaftsWoche im Januar 2010 mit, dass das Unternehmen sich gegen den Einstieg bei der Solar-Millennium-Tochter entschieden habe. Damit konfrontiert, stellte Solar Millennium klar, dass GE Energy Financial Services damals nur eine Anwartschaft auf die Anteile an der Solar-Millennium-Tochter erworben habe. Die GE-Tochter konnte also bei der Solar-Millennium-Tochter einsteigen, hat dies aber nie getan.

Bei einer weiteren Unternehmensmeldung vom November 2009 gibt es ähnliche Fehler. So vermeldete die Solar Millennium AG damals, dass sie alle Anteile an der Projektgesellschaft des Parabolrinnen-Kraftwerks Ibersol veräußert habe. Dabei seien je fünfzig Prozent an den Industriedienstleister Ferrostaal und 50 Prozent an eine neugegründete Ibersol Kraftwerks GmbH veräußert worden. In der Unternehmensmeldung vom 18. November 2009 hieß es weiter: „Die Veräußerungen standen unter Gremienvorbehalt und unterlagen aufschiebenden Bedingungen, die erst gestern Abend eingetreten sind.“

Als die WirtschaftsWoche in einem Online-Artikel vom 24. Februar 2010 darüber berichtete, dass der Verkauf der Ibersol-Anteile an Ferrostaal bislang wohl nicht erfolgt sei, ruderte Solar Millennium erneut zurück und stellte nun klar, dass der Verkauf an Ferrostaal „unter aufschiebenden Bedingungen sowie Gremienvorbehalt stand und teilweise noch immer steht“. Auch die Meldung vom November 2009 war damit falsch. Da Solar Millennium nur im wenig regulierten Freiverkehr der Börse notiert ist, haftet das Unternehmen nicht für falsche Unternehmensmeldungen.

Spekulationen der WirtschaftsWoche, wonach der Verkauf der Ibersol-Anteile möglicherweise geplatzt sei, erhärteten sich jedoch nicht. Ferrostaal will die Anteile nach eigenen Angaben weiterhin übernehmen. Ein Sprecher sagte im Februar, der Vertrag solle „in den nächsten Tagen“ wirksam werden. Bislang ist dies nach Informationen der WirtschaftsWoche noch nicht geschehen.

4. Strafanzeige gegen Verantwortliche der Solar Millennium AG

Im Januar 2010 wurde bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Strafanzeige gegen aktuell und ehemals verantwortliche Vorstände und einen Aufsichtsrat der Solar Millennium AG gestellt. Die Anzeige, die der WirtschaftsWoche vorliegt, wirft den Verantwortlichen eine „unrichtige Darstellung und Verschleierung der wirtschaftlichen Verhältnisse“ vor. Konkret geht es dabei um die Jahresabschlüsse für die Geschäftsjahre 2004/2005 bis 2008/2009. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth prüft diese Anzeige und wird erst im Anschluss an diese Prüfung entscheiden, ob sie Ermittlungen aufnehmen wird. Solar Millennium selbst weist alle Vorwürfe zurück, Sachverhalte in der Bilanz falsch dargestellt zu haben.

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