Immobilienfonds Adlon-Fonds-Initiator erzürnt Investoren

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Dank der bequemen Treuhänder-Mehrheit gibt es auf den Gesellschafterversammlungen also keine Überraschungen. „Das sind Abstimmungsergebnisse wie in der DDR“, schimpft ein Anleger. Jagdfeld geriere sich „wie ein Alleinherrscher“. Und eine ältere Dame ruft ihren Mitgesellschaftern zu: „Kommt, wir gehen Mittagessen und lassen die alleine abstimmen. Es ändert ja doch nichts.“

Geht es nach der Schutzgemeinschaft, soll sich dieses Gefühl der Ohnmacht auf der nächsten Versammlung nicht wieder einstellen. Die Rebellen wollen alle Anleger anschreiben und zum Erscheinen bewegen – allein: Es fehlen die Adressen. Verwaltungsrat Weber konnte bisher nur rund 200 von 5000 Gesellschaftern kontaktieren, die sich als „Direktkommanditisten“ beteiligt haben. Die Namen der anderen stehen nicht im Handelsregister, weil sie sich seit Fondsauflage vom Treuhänder vertreten lassen – und der hütet die Adressen wie einen Schatz.

Aber auch wenn der Widerstand wächst: Viele Anleger haben wenig Hoffnung auf Besserung. Den Fonds drücken Schulden von 160 Millionen Euro. Und neben der AH könnte bald auch Hauptpächterin Kempinski nachverhandeln. Die Hotelkette hat – mit Ausnahme des WM-Jahrs 2006 – in den letzten Jahren mit dem Adlon permanent Verluste eingefahren. Laut Kempinski-Manager Otto Steger zahlte die Gesellschaft zuletzt fast 40 Prozent des mit dem Adlon erzielten Umsatzes als Pacht an den Fonds. Damit sei „die Schmerzgrenze erreicht“.

Erfahrung mit roten Zahlen

„Wir werden dasselbe Desaster erleben, das Herr Jagdfeld bereits aus Heiligendamm kennt“, argwöhnt ein Anleger. Tatsächlich hat Jagdfeld inzwischen mehr Erfahrung mit roten Zahlen, als ihm lieb sein kann. Die Anleger des Grand Hotels Heiligendamm an der Ostsee haben auch zehn Jahre nach Auflage des Fonds noch keinen Cent Ausschüttung gesehen. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Juni musste das Hotel eine Bürgschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Höhe von vier Millionen Euro in Anspruch nehmen. Auch mit der Pyramide, einer futuristischen Büroimmobilie in Ostberlin, erlebten Jagdfeld-Anleger ein Debakel. Sie wurde 2006 für 17 Millionen Euro verkauft – nachdem Anleger 107 Millionen Euro investiert hatten. Mit der Gutenberg-Galerie in Leipzig fuhren Investoren ebenfalls hohe Verluste ein.

An Jagdfelds Selbstbewusstsein kratzt das alles nicht: „Es gibt keinen Anbieter von Immobilienfonds im Osten, der besser ist als wir“, sagt er, als ihm ein Anleger seine Flops aufzählt – und erntet erneut Kopfschütteln und höhnisches Gelächter.

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