Erst kürzlich gab die Allianz Deutschland bekannt, eine Null-Toleranz-Strategie gegenüber Versicherungsbetrügern zu verfolgen. Betrüger dürfen selbst bei Bagatellschäden kein Pardon erwarten. Für Europas größten Versicherungskonzern ist die Betrugsabwehr ein lohnendes Geschäft.
„Unsere konsequente Betrugsabwehr verhindert über alle Versicherungsparten hinweg jährlich unrechtmäßige Auszahlungen im unteren dreistelligen Millionenbereich, Tendenz steigend“, sagt Alexander Vollert, Vorstandschef der Allianz-Versicherungs-AG. Seit einigen Jahren intensiviert die Allianz ihren Kampf gegen Versicherungsbetrug. So hat das Unternehmen die Zahl seiner Betrugsabwehrspezialisten um ein Drittel erhöht und setzt jetzt auch auf spezielle Außendienstmitarbeiter zur Betrugsermittlung vor Ort.
Weil sich das Geschäft lohnt, treiben die Versicherungskonzerne erheblichen Aufwand, um Betrügern auf die Schliche zu kommen. Für die betrugsanfällige Sparte der Autoversicherung etwa haben die großen Assekuranzen Testlabore gegründet, in denen typische Autoschäden untersucht werden. So können die Versicherer mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, wie ein Autoschaden aussehen muss, damit er zu einer Unfallbeschreibung passt. Schnell fällt auf, wenn ein Kunde versucht, auch Vorschäden am Auto einem Versicherungsfall unterzujubeln.
Manche Analysemethoden können selbst ehrlichen Versicherungskunden ein mulmiges Gefühl bescheren. So finden schon bei der Aufnahme eines Schadens die ersten automatisierten Prüfungen auf Betrugsverdacht per Software und Datenbankabfrage statt.
Indizien: Nachfragen des Kunden zum Versicherungsschutz kurz vor dem Schadenfall, mehrere gemeldete Schäden in den vorangegangenen Monaten oder Zeugen, die mit dem Geschädigten verwandt oder befreundet sind.
Ergibt sich ein Anfangsverdacht, wird der Schadensfall zum Prüffall. Eingereichte Unterlagen, Schaden und Schadenhergang werden eingehender begutachtet und analysiert. Der Sachbearbeiter kontrolliert Beziehungen der an dem Fall beteiligten Personen, auch mittels Internetrecherche und Facebook. Ermittler können eingeschaltet oder Sachverständige hinzugezogen werden.
Datenabgleich und Analyse
Zunehmend kommt dabei auch großen Datenbanken eine wichtige Rolle zu. Mit einer Analysesoftware erkennen sie typische Muster in vielen Betrugsfällen, zum Beispiel typische Formulierungen in der Beschreibung eines erfundenen Schadenhergangs.
Zudem gibt eine Datenbank der Versicherungswirtschaft Auskunft über bestimmte Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Kunden, etwa verdächtige Schadenmeldungen bei anderen Versicherungen der gleichen Sparte. Hat der Kunde zum Beispiel bei anderen Kfz-Versicherern bereits verdächtige Schäden gemeldet, gibt die Software einen Hinweis.