Die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen wird nach einer Studie in den nächsten Jahren weiter zurückgehen. Mittel- bis langfristig werde sich deren Zahl um 20 bis 35 Prozent reduzieren, heißt es in einer bislang unveröffentlichten Krankenkassenanalyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. Sie liegt der Nachrichtenagentur dpa vor.
Die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen ist bereits von mehr als 130 im Jahr 2014 auf 118 (Stand 1. Januar 2016) gesunken. Im Jahr 2000 gab es noch mehr als 400 Kassen.
Um der Kostensteigerung etwa durch die eingeleiteten Reformen und der demografischen Entwicklung zu begegnen, halten die Experten laut Studie spätestens in zehn bis 20 Jahren Einschnitte in den gesetzlichen Leistungskatalog der Kassen für unumgänglich.
Wann sich der Wechsel zur PKV lohnt und worauf zu achten ist
Jenseits der 40 lohnt sich ein Wechsel eher selten. Es bleibt weniger Zeit, um Alterungsrückstellungen anzusparen.
Kinder und nicht erwerbstätige Partner lassen sich in der PKV nicht kostenlos mitversichern, anders als in der gesetzlichen Kasse.
Trotz Rückstellungen zahlen Versicherte mit 65 schnell das Dreifache dessen, was sie mit 30 gezahlt haben. Wer wechselt, sollte Geld zurücklegen, um Beiträge im Alter finanzieren zu können.
In die gesetzlichen Kassen führt kaum ein Weg zurück. Interessenten sollten sich bei einem Honorarberater informieren.
Die PKV ist nichts für Versicherte, die ihre Ruhe wollen. "Wegen des zunehmenden Kostendrucks prüfen Krankenversicherer kritischer als bisher eingereichte Rechnungen", sagt Timo Voss vom Bund der Versicherten. Immer häufiger muss sich der Versicherte wehren.
Versicherer stellen ausführlich Fragen zur Gesundheit. Wer Vorerkrankungen angibt, etwa einen Bandscheibenvorfall, muss mit hohen Risikozuschlägen rechnen. Es lohnt sich also für Wechselwillige, in die PKV einzusteigen, solange sie noch halbwegs gesund sind.
Versicherte sollten überdurchschnittlich viel Leistung für ihre Prämie erhalten. Billigtarife sind meist keine gute Wahl, weil sie kaum mehr, zum Teil sogar weniger als die GKV bieten. Ihre Beiträge steigen meist überdurchschnittlich, weil sie knapp kalkuliert sind.
Ein hoher Selbstbehalt drückt zwar die Prämie, lässt aber bei einem späteren Tarifwechsel wenig Spielraum. Ein niedrigerer Selbstbehalt im neuen Tarif gilt nämlich als Mehrleistung, was Risikozuschläge nach sich zieht . Tipp: Neueinsteiger sollten Tarife mit niedrigem Selbstbehalt bevorzugen.
Viele Versicherte beschränken ihre Leistungen, etwa bei Krankengymnastik, auf detaillierte Kataloge. Was nicht drinsteht, wird nicht erstattet. Offene Leistungskataloge wie der des Top-Tarifs KVS1 von HanseMerkur passen sich
dem medizinischen Fortschritt an.
Aus ihrer Sicht sollten Konzentrationsprozesse eingeleitet und nicht mehr jede Gesundheitsleistung in der Fläche oder auf dem Land angeboten werden. Digitalisierung und telemedizinische Anwendungen böten hier große Chancen, die Gesundheitsversorgung auch im ländlichen Raum sicherzustellen, sagt BDO Vorstandsmitglied Parwäz Rafiqpoor.
Durch Kostensteigerungen und demografischen Wandel wird sich nach der Studie in den kommenden drei Jahren der von den Kassenmitgliedern allein zu tragende Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gegenüber 2015 verdoppeln. Vergangenes Jahr lag dieser bei durchschnittlich 0,9 Prozent, für 2016 wird er mit 1,1 Prozent prognostiziert.
Der aktuell gültige Basisbeitragssatz von 14,6 Prozent, den Arbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte tragen, könnte nach Meinung der Experten ebenfalls angehoben werden. Die Kostensteigerung träfe dann also auch die Arbeitgeber. Vor der Bundestagswahl 2017 scheine dies allerdings unwahrscheinlich.