Je länger die Zinsen unten bleiben, desto langfristiger müssen die Anlagemanager das Geld ihrer Kunden anlegen – denn bei längerer Laufzeit gibt es einen Tick höhere Zinsen. 2008 war das Geld nur für fünf bis sechs Jahre angelegt, heute ist es schon fast auf ein Dekade fixiert. Folge: Selbst wenn die Zinsen eines Tages doch einmal steigen sollten, liegen viele sehr niedrig verzinste Papiere in den Depots. Und in langfristig renditeträchtige Aktien können die Versicherungsmanager in der klassischen Lebensversicherung kaum investieren – zu groß ist deren Kursschwankung und das Risiko, am Jahresende im Minus zu liegen. „Wir dürfen in keinem Jahr Verlust machen. Deshalb kommen wir aus den Zinsmärkten nicht heraus“, resümiert Johannes Lörper, Vorstandsmitglied der Ergo Leben.
Teufelskreis mit blumigen Versprechen
Ein Teufelskreis. Um weiter Geschäft machen zu können, locken die Assekuranzen Kunden mit blumigen Versprechen in die neuen Policen ohne Garantiezins.
Bei ihrem Werben vertuschen sie aber, dass das Risiko, ob und wie viel Rendite am Ende der Vertragslaufzeit hängen bleibt, nun plötzlich der Kunde trägt. „Versicherer versuchen mit einer wenig greifbaren Renditeaussicht die Last der Garantiezinsen zu vermeiden“, sagt Udo Traber, Honorarberater von Zeroprov aus Schkölen bei Jena. Wer die neuen Policen kauft, soll mindestens seine eingezahlten Beiträge zurückerhalten. Auf Basis dieser Summe wird auch eine Mindestrente berechnet. Diese Versprechen aber sind nur etwas wert, wenn der Kunde bis zum Ende der Vertragslaufzeit durchhält. Wer eher kündigt, verliert Geld. Genau darauf können Versicherer bauen: Im Jahr 2012 sind laut Branchenverband GDV knapp 3,5 Prozent der Verträge gekündigt worden – und das war schon der niedrigste Wert seit 1993. Hochgerechnet bis zum Ende der Laufzeit hält immer noch kaum ein Kunde seinen Vertrag durch.
Wichtige Kennziffern für Lebensversicherer
Bei der Nettoverzinsung werden sämtliche Erträge und Aufwendungen aus Kapitalanlagen berücksichtigt. In die Berechnung einbezogen sind somit auch Erträge und Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen sowie die Abschreibungen auf Wertpapiere. Diese Kennzahl kann daher relativ starken Schwankungen unterworfen sein. Die Berechnung der Nettoverzinsung erfolgt nach den Empfehlungen des LV-Verbandes.
Abschlusskosten entstehen im Zusammenhang mit dem Neugeschäft. In der Regel sind die Kosten kalkulatorischer Bestandteil des Versicherungsprodukts, die der Versicherungsnehmer (zumindest teilweise) im Rahmen seiner Prämie trägt.
Diese Kostenquote beinhaltet die Kostenpositionen des Jahresabschlusses, die nicht unmittelbar dem Neugeschäft zuzuordnen sind. Hieraus lässt sich erkennen, wie hoch die Kostenbelastung in Relation zu den eingenommenen Beiträgen ist.
Der freien RfB (Rückstellung für Beitragsrückerstattung) kommt die Bedeutung einer Pufferfunktion zur Glättung der jährlichen Gewinnbeteiligung zu. Die freie RfB in Prozent der Deckungsrückstellung ist ein Indikator für die Höhe dieses „Puffers“ in Relation zur gesamten Deckungsrückstellung der Versicherten im Geschäftsjahr.
Die Zuführung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB in Prozent der gebuchten Bruttobeiträge und Nettoerträge aus Kapitalanlagen) gibt Aufschluss darüber, wie groß der Anteil der Erträge ist, der der Versichertengemeinschaft in Form von Überschüssen zugute kommt.
Das Wachstum eines Versicherungsunternehmens wird hier an drei Größenpositionen gemessen: Entwicklung der Beiträge (50%), Entwicklung der Kapitalanlagen (25%) und Entwicklung der Versicherungssummen (25%).
Das Storno erfasst die Verträge der kapitalbildenden Tarife (Kapital- und Rententarife), die vorzeitig - also vor Vertragsablauf - gekündigt oder beitragsfrei gestellt werden. Es lässt einen Rückschluss auf die Qualität der Beratung, der Tarife und der Vertriebswege zu.
Die modifizierte Eigenmittelquote ist ein Maßstab dafür, in welchem Umfang ein Lebensversicherer Risiken durch die Eigenmittel Eigenkapital und Schlussüberschussanteil-Fonds (SÜAF) abdecken kann. Hierfür wird eine Quote gebildet, welche die Summe dieser beiden Eigenmittel der Deckungsrückstellung gegenüberstellt.
Die Reservequote zeigt, wie groß der Anteil der so genannten Stillen Reserven in Prozent der gesamten Kapitalanlagen zum Bilanzstichtag war. Die Stillen Reserven ergeben sich im Wesentlichen aus abgeschriebenen bzw. zum Niederstwert angesetzten Buchwerten (z. B. Grundstücke, Aktien und Investmentfondsanteile) gegenüber ihren zum Stichtag ermittelten und angesetzten Marktwerten. Die Bewertungsreserve wurde erstmals im Bilanzjahrgang 1997 in den Geschäftsberichten ausgewiesen. Seit dem Bilanzjahrgang 2007 sind auch die Stillen Reserven in den zu Nennwert bilanzierten Kapitalanlagen angabepflichtig und sind entsprechend integriert. Quelle: Morgen & Morgen
Doch wer aussteigt, bekommt nur den Rückkaufswert erstattet. Je kürzer ein Vertrag läuft, desto weniger sieht der Kunde von seinem Geld wieder – denn in den ersten Jahren ziehen Versicherer Kosten für die Vertriebsprovision ab. Wer etwa bei der Allianz einen Vertrag über 30 Jahre bei einer Einzahlung von jährlich 1200 Euro abschließt, der bekommt einem Mustervertrag zufolge nach fünf Jahren hochgerechnet nur rund 4400 Euro der bereits eingezahlten 6000 Euro zurück.
Und die Allianz wird das Geld aus den Einnahmen neuer Policen auch nicht anders anlegen als die Altersvorsorge von Käufern klassischer Produkte. Allerdings betonen die Münchner, dass es teuer sei, die Garantieversprechen abzusichern. Da diese Kosten beim neuen Produkt „Perspektive“ weitgehend entfallen, schreibt die Allianz den Käufern neuer Policen für 2013 eine um 0,3 Prozentpunkte höhere Überschussbeteiligung gut als Kunden klassischer Policen. Das gemeinsame Allianz-Depot der Altersvorsorgesparer war Ende März 184 Milliarden Euro wert. Sechs Prozent davon sind in Aktien investiert – mehr als doppelt so viel, wie die restliche Branche im Durchschnitt in Aktien hält.