
Nur 5,9 Millionen Riester-Sparer bekommen die maximalen staatlichen Zulagen. Das geht aus einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Antwort des Bundesfinanzministeriums auf ein Anfrage der Linken hervor. Insgesamt gibt es rund 16,5 Millionen Riester-Verträge.
Für die volle Zulage müssen Sparer jedes Jahr mindestens 4 Prozent ihres Brutto-Einkommens in ihren Riester-Vertrag einzahlen. Nach den jüngsten Zahlen waren das 2012 und 2011 jeweils rund 5,9 Millionen, wobei die Zahl in dieser Zeit um fast 24 000 Menschen sank. Zuvor war die Zahl nahezu kontinuierlich angestiegen.
An diesem Donnerstag wird ein Linken-Antrag im Bundestag beraten, der darauf abzielt, die Riester-Rente in die gesetzliche Rentenversicherung zu überführen.
Typische Irrtümer von Riester-Sparern
Sie übersehen, dass die Verzinsung variabel ist. Die Bank kann also die Zinsen jederzeit senken. Nur Lebens- und Rentenversicherungen müssen laut Gesetz mindestens 1,25 Prozent Zinsen garantieren, ab 2017 sind es nur noch 0,9 Prozent. Für Banksparpläne gilt dieser Garantiezins nicht beziehungsweise erst, wenn das Sparguthaben in eine Rentenversicherung überführt wird. Dann sind die Versicherungsbedingungen zu diesem Zeitpunkt gültig. Garantiezins, Sterbetafeln, etc. können sich also während der Ansparphase noch deutlich zu Ungunsten des Sparers ändern.
Ihnen ist nicht klar, dass ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Sparvertrag oder eine vorgezogene Rentenphase die Auszahlung drastisch schmälert. Denn es fehlen nicht nur Einzahlungsjahre, sondern auch die Rentenbezugsdauer steigt gleichzeitig. Es ist also weniger Geld für mehr Rentenjahre im Topf.
Die Riester-Rente lockt Sparer mit zwei Garantien: Der Auszahlung einer lebenslangen Rente, selbst wenn der Kapitalstock aufgebraucht ist, und der Garantie, dass die Einzahlungen, staatlichen Prämien und die bis zum Rentenbeginn aufgelaufenen Zinsgewinne für die Rente bereit stehen. Das bedeutet aber nicht, dass der Sparer die volle Summe nach zu Lebzeiten ausgezahlt bekommt. Es ist nur eine Garantie dafür, dass der Kapitalstock durch Investition in die falschen Anlagemärkte Verluste erleidet und dahinschmelzen könnte.
Sparer gehen häufig von einer halbwegs realistischen Lebenserwartung aus. Die Anbieter müssen jedoch so kalkulieren, dass sie auch bei Erreichen eines weit überdurchschnittlichen Alters noch eine Rente zahlen können, ohne das Geld anderer Sparer oder ihr eigenes Kapital aufzuwenden, sprich ohne Verluste zu machen.
Sie verwechseln Prognosen und Anlagevorschläge der Anbieter mit Garantien. Dabei gibt es zahlreiche Faktoren, die erheblichen Einfluss auf die Rente haben können. Zum Beispiel ein allgemein sinkendes Zinsniveau, gesetzliche Rahmenbedingungen, Änderungen in den Versicherungsbedingungen, im Steuerrecht und in den Sterbetafeln.
Sie vertrauen auf ihre Bank und ihren Kundenberater. Dabei ist ein Riester-Vertrag eine komplizierte Angelegenheit, bei deren Berechnung auch schnell Fehler passieren. Eine gründliche Prüfung aller Vertragsunterlagen ist Pflicht, am besten durch einen unabhängigen Berater, der gegen Honorar und nicht für eine Verkaufsprovision berät.
Sie konzentrieren sich auf die staatlichen Zulagen und unterschätzen die Steuern in der Auszahlphase. Dabei wird der volle Steuersatz auf das gesamte Guthaben fällig, egal ob Verrentung oder Einmalauszahlung. Vorteilhaft ist diese sogenannte nachgelagerte Besteuerung nur, weil der persönliche Steuersatz mit Renteneintritt in der Regel deutlich sinkt.
Der Linken-Rentenexperte Matthias W. Birkwald sagte der dpa: „Die Riester-Rente ist nicht nur gescheitert, sie hat sich zu einem echten Desaster für die Bundesregierung entwickelt.“ Wer die Vorsorgelücke in der gesetzlichen Rentenversicherung durch die Rentenreformen der vergangenen Jahre schließen wolle, müsse jährlich vier Prozent des Bruttolohns in eine Riester-Rente einzahlen.
Von den 16,5 Millionen Riester-Verträgen würden nur 13,3 Millionen Verträge überhaupt bespart. Insgesamt dürfte das Riester-Potenzial bei rund 35 Millionen unmittelbar Förderberechtigten liegen, sagte Birkwald.