Mit der neuen Woche starten nun die neuen Terminservicestellen der 17 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen. Sie sollen gesetzlich Versicherten innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem Facharzt verschaffen - wenn die Patienten das wünschen. Mit Spannung wird erwartet, ob die Ärzteschaft die ungeliebte Regelung vernünftig umsetzt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wie funktionieren die Terminservicestellen?
Der Patient braucht eine ärztliche Überweisung mit einer Codenummer für eine Behandlung bei einem Facharzt. Dann ruft er die Servicestelle seiner regionalen Kassenärztlichen Vereinigung an. Die Mitarbeiter nennen ihm innerhalb einer Woche einen Termin bei einem Experten, wobei zwischen Anfrage des gesetzlich Versicherten und dem Facharzttermin maximal eine Wartezeit von vier Wochen liegen darf.
Was Ärzte verdienen
Allgemeinmediziner verdienen im Vergleich am wenigsten. Ihr Jahreseinkommen liegt nach Abzug der Praxiskosten, aber noch mit persönlichen Abgaben und Steuern bei 116.000 Euro. Das hat das Statistische Bundesamt 2013 ausgerechnet.
Um die kleinsten und schon etwas größeren Erdenbewohner kümmert sich der Kinderarzt. Er verdient 124.000 Euro im Jahr.
Eine Schädigung des Gehirns nach einen Schlaganfall zeigt dieses Bild eines Professors aus Jena. Neurologen und Psychiater liegen mit ihrem Einkommen von 128.000 Euro auf dem drittletzten Platz.
Künstliche Hüftgelenkkugeln aus Biokeramik mit einem vergrößerten Durchmesser von 36 Millimetern sind eine Entwicklung einer Orthopädie-Firma aus Ostthüringen. Neue Hüften, aber auch Prothesen verschreibt der Orthopäde. Mit 186.000 Euro Jahreseinkommen hätte es beinahe für den Spitzenplatz gereicht.
Radiologen verdienen mit Abstand am besten: Ihr Jahreseinkommen liegt bei 264.000 Euro; damit verdienen sie knapp 80.000 Euro mehr als der zweitplatzierte Orthopäde.
Nach dem Organskandal - hier die Entnahme einer Niere im Universitätsklinikum Jena - haben vor allem Urologen an Prestige verloren. Ihrem Verdienst hat das bislang nicht geschadet: Mit 167.000 Euro Jahreseinkommen liegen sie auf Platz 4
Erkrankungen wie der graue Star lassen sich mit diesem Gerät besonders gut erkennen. Mit einem Jahreseinkommen von 170.000 Euro im Jahr liegt der Augenarzt auf Platz 3 der bestverdienenden Mediziner in Deutschland.
Hier bereitet sich der Chirurg auf die Operation einer gebrochenen Hand vor. Er hat ein Jahreseinkommen von 148.000 Euro im Jahr.
Jedes Jahr sterben etwa 18.000 Frauen an Brustkrebs, 48.000 Fälle werden diagnostiziert. Vorsorgeuntersuchungen sollten beim Frauenarzt gemacht werden. Er verdient mit 145.000 Euro etwas mehr als der HNO-Arzt.
Mit diesem Vergrößerungsglas wird hier die Hautkrebs-Früherkennung durchgeführt. Für mehr als 218 000 Menschen ist die Diagnose tödlich. Der Hautarzt hat 155.000 Euro zur Verfügung.
Über 100 Jahre alt ist der Ohrstöpsel schon alt. Um die Gesundheit drei unserer Sinnesorgane kümmert sich der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Dafür wird er mit jährlich 144.000 Euro entlohnt.
Der Internist, der sich vor allem um Organe im inneren des Menschen wie Herz und Nieren kümmert, liegt mit seinem Verdienst bei 158.000 Euro im Jahr.
Die Telefonnummer und die Sprechzeiten der Terminservicestelle erfahren Patienten von der jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte bei einer Umfrage Ende vergangener Woche noch etwas Wirrwarr festgestellt. So schwanken die Öffnungszeiten zwischen 10 und rund 50 Stunden in der Woche.
Und wenn es doch nicht klappt?
Sollte die Terminservicestelle in den vorgegebenen Zeiträumen keinen Termin bei einem niedergelassenen Facharzt anbieten können, vermittelt sie einen ambulanten Behandlungstermin in einem Krankenhaus.
Wer darf sich an die Servicestelle wenden?
Es gibt keine Pflicht für Patienten, sich an die Stelle zu wenden. Nach wie vor kann jeder direkt beim Facharzt Termine machen. Der neue Service ist für Kassen-Patienten gedacht, die dringend eine fachärztliche Behandlung brauchen und selbst keinen zeitnahen Termin bekommen können. Ein Anspruch, zu einem bestimmten Arzt vermittelt zu werden, besteht nicht. Wer den Service also nutzt, verwirkt sein Recht auf freie Arztwahl. Fachärzte ihrerseits sind nicht gezwungen, bei den Kassenärztlichen Vereinigungen ihre freien Termine anzugeben.
Bagatellerkrankungen und Routineuntersuchungen sind ausgenommen. Für Zahnärzte, Kieferorthopäden und Psychotherapeuten gibt es keinen Vermittlungsservice. Und für einen Termin bei einem Frauen- oder Augenarzt braucht man keine Überweisung, darf aber trotzdem den Service in Anspruch nehmen.
Wie weit darf der Facharzt entfernt sein?
Für die allgemeine fachärztliche Versorgung darf der Weg in der Regel maximal 30 Minuten länger sein als zum nächstgelegenen Fachkollegen. Darunter fallen: Augenarzt, Frauenarzt, Hautarzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Neurologe, Orthopäde, Urologe, Chirurg. Für bestimmte Spezialisten, etwa Radiologen, gilt die Zeit bis zum nächstgelegenen Facharzt plus 60 Minuten. Wird diese sogenannte zumutbare Zeitgrenze überschritten, muss auch hier ein Behandlungstermin in einem Krankenhaus angeboten werden.
Wie lange sind die Wartezeiten für Patienten derzeit?
Die KBV spricht von einem deutschen „Luxusproblem“: „Während in Deutschland nur 7 Prozent der Patienten länger als zwei Monate auf einen Facharzttermin warten mussten, sind es in Schweden und Norwegen rund ein Drittel.“
Was bemängeln die Kritiker?
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und ihre regionalen Gliederungen leisteten lange Widerstand gegen die Vermittlung. Jetzt sicherten sie zu, am Montag rechtzeitig an den Start zu gehen. Sie gehen aber davon aus, dass eine bessere Steuerung der Arztbesuche Terminvergabestellen überflüssig mache. Die Wartezeiten entstünden, weil es viele Patienten gebe, die wegen einer Beschwerde zu zwei, drei oder gar mehr Fachärzten gingen.
Was sagen die Befürworter?
Solange es für Ärzte lukrativer sei, Privat-Patienten zu behandeln, würden gesetzlich Versicherte bei der Terminvergabe benachteiligt. Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) halten daher die Servicestellen für richtig. Sie wollen den Start genau beobachten. „Sollte es mehr als vereinzelte Probleme geben, müsste ernsthaft über eine systematische Überprüfung nachgedacht werden“, sagte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, der dpa.