Home Office für immer? So sehen große Finanzinstitute die Zukunft der Arbeit

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitskultur weltweit massiv verändert. Langsam zeichnet sich ab, welche Änderungen in Finanzinstituten Bestand haben werden.

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Viele Finanzinstitute möchten ihre Mitarbeiter wieder öfter im Büro haben, gehen dabei aber behutsam vor. Quelle: Imago/Westend61

Tausende von Bankern, Brokern und Vermögensverwaltern haben in den letzten Monaten ihre Küchentische in Büros verwandelt, die besten Kulissen für Videokonferenzen ausgewählt und ihre eigenen Handelsinseln geschaffen.

Wie genau ihr zukünftiges Arbeitsumfeld aussehen wird, bleibt offen. Aber einige Arbeitgeber haben bereits erste Einblicke ermöglicht, was zu erwarten ist. Schon jetzt zeichnet sich deutlich ab, dass die Pandemie auch langfristig tiefe Spuren in der Arbeitsweise hinterlassen wird. Einige Arbeitgeber wünschen sich zwar wieder mehr Präsenzarbeit, halten die Flexibilität für ihre Mitarbeiter aber aufrecht.

Diese Ankündigungen haben Finanzinstitute bisher gemacht:

Goldman Sachs Group Inc.: Die Investmentbank hat Hunderte von leitenden Mitarbeiter in London in den vergangenen Wochen dazu eingeladen, vom Homeoffice wieder ins Büro zurückzukehren. Wie Financial News berichtet, ist der Schritt freiwillig und soll unter anderem mit Gratis-Snacks versüßt werden. Mitarbeiter sollen zudem Schutzmasken erhalten und für eine Kinderbetreuung vor Ort sei gesorgt. „Wir verfolgen weiterhin einen Ansatz, bei dem der Mensch an erster Stelle steht, und halten uns an die Richtlinien der britischen Regierung“, sagte ein Sprecher in einer Erklärung.

Bank of New York Mellon Corp.: BNY hat die Mehrzahl der Mitarbeiter aufgefordert, den Rest des Jahres von Zuhause aus zu arbeiten; eine geplante Rückkehr einiger Mitarbeiter in die Büros im September wurde verschoben; Etwa 96% der rund 48.000 Beschäftigten arbeiten seit März aus dem Home Office. Das solle bis mindestens Januar fortgesetzt werden, wie eine Sprecherin am Mittwoch bestätigte.

JPMorgan Chase & Co.: Die Wall Street-Firma sagte, sie werde ihren Mitarbeitern erlauben, zwischen Tagen im Büro und zu Hause zu wechseln. Daniel Pinto, Chief Executive Officer der Unternehmens- und Investmentbank, sagte in einem Interview im Juni, er stelle sich für die Mitarbeiter von JPMorgan eine Rotation vor, wobei etwa ein Drittel jederzeit aus der Ferne eingeloggt sein könnte. Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass jemand immer im Home Office arbeiten werde.

Citigroup Inc.: Nachdem Citigroup Anfang des Sommers etwa 5% der Mitarbeiter in die New Yorker Zentrale zurückgebracht hatte, verschob sie ähnliche Pläne für Arbeitnehmer in US-Bundesstaaten wie Texas und Florida, in denen die Coronavirus-Fälle wieder aufgeflackert sind. Nach dem Feiertag Labor Day soll anhand der Daten zu den lokalen Übertragungsraten die Wiedereröffnung der Büros geplant werden.

Barclays Plc: Beim britischen Kreditinstitut arbeiten bis mindestens Ende September rund 69.000 Mitarbeiter aus dem Home Office. Die Bank plant, sie individuell über ihre angestrebte Rückkehr zu informieren. Diese dürfte sich ab Oktober über mehrere Monate erstrecken.

Bank of America Corp.: Die zweitgrößte US-Bank wird die Mitarbeiter nach dem Labor Day-Feiertag am 7. September schrittweise in die Büros zurückbringen und dies den Mitarbeitern 30 Tage vorher mitteilen. Der Prozess wird wahrscheinlich zunächst begrenzt sein und im Einklang mit dem vorsichtigen Ansatz der Bank stehen. Die Rückkehr wird abhängig von Funktion, Abteilung und Standort variieren. Geschäftsreisen sind bis zum 7. September verboten, sofern sie nicht von einem Mitglied des Top-Management-Teams genehmigt wurden.

NatWest Group Plc: Das britische Geldinstitut kündigte im Juli an, dass 80% der Mitarbeiter bis 2021 weiterhin von zu Hause aus arbeiten werden. Die Entscheidung betrifft rund 50.000 Personen.

Schroders Plc: Der in London ansässige Vermögensverwalter erklärte im August, dass er dauerhaft einen Ansatz zu flexiblem Arbeiten übernommen habe. Die Änderung wird es den fast 5.000 Mitarbeitern erleichtern, bei Bedarf zu Hause zu bleiben, und es werden weniger strenge Anforderungen an die Zeit gestellt, die sie im Büro sein oder eingeloggt sein müssen, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Änderung gilt für alle Mitarbeiter weltweit, hängt jedoch von ihren beruflichen Aufgaben ab.

IG Group Holdings Plc: Die Mitarbeiter der IG Group werden bis nächstes Jahr nicht in die Büros zurückkehren, wie aus einem Memo von COO Jon Noble vom Mittwoch hervorgeht; die Entscheidung soll im Frühjahr überprüft werden; in den Büros soll indessen die Arbeitsplatzdichte verringert werden und es soll ein Wegesystem eingeführt werden, das Begegnungen ohne Abstand entgegenwirkt.

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