Nachruf Sohn von Samsung-Gründer und Vorstand des Konzerns mit 78 Jahren gestorben

Unter Lee Kun Hee ist Samsung Electronics zum Technologieriesen aufgestiegen. Der Sohn des Firmengründers galt als einer der rätselhaftesten und mächtigsten Wirtschaftsführer Südkoreas.

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Der Vorsitzende des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung ist gestorben. Quelle: dpa

Der Vorstand von Samsung Electronics, Lee Kun Hee, ist tot. Er starb am Sonntag in einem Krankenhaus in Seoul, wie das südkoreanische Unternehmen bekanntgab. Zur genauen Todesursache machte Samsung keine Angaben. Lee war 78 Jahre alt.

Bereits im Mai 2014 war Lee wegen eines Herzinfarkts ins Krankenhaus gekommen, von dem sich der Firmenmogul nie mehr erholen sollte. In den vergangenen Jahren hatten südkoreanische Medien immer wieder über seinen Tod spekuliert.

Lee Kun Hee ist der Sohn von Samsung-Gründer Lee Byung Chull. Er übernahm 1987 den Firmenvorstand und machte Samsung zum weltweit führenden Konzern für Smartphones und zum größten südkoreanischen Konglomerat. Er galt als der reichste Südkoreaner. Seit den 90er-Jahren geriet Lee Kun Hee wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt.

Lee war einer der rätselhaftesten und zugleich mächtigsten Wirtschaftsführer Südkoreas. Nur selten ließ sich der reichster Mann des Landes interviewen. Ebenso rar waren seine öffentlichen Auftritte. Seine Zurückhaltung stand im starken Kontrast zur Bedeutung Samsungs als größtem Mischkonzern des Landes, dessen unangefochtener Vorsitzender und führender Visionär er lange Zeit war.

Der ehrgeizige Lee setzte sich schon früh das Ziel, Samsung zum Weltkonzern auszubauen. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Gruppen-Flaggschiff Samsung Electronics zum weltgrößten Hersteller von Speicherchips. Zudem ist der Technologieriese heute größter Produzent von Smartphones und Fernsehern.

Samsung sollte großen japanischen Unternehmen die Stirn bieten

Der Aufstieg Samsungs zum High-Tech-Unternehmen hatte seine Anfänge 1974, als es noch unter Lees Vater und Konzerngründer Lee Byung Chull mit der Übernahme von Hankook Semiconductor ins Halbleiter-Geschäft einstieg.

Lee Kun Hee hatte die Führung des Chaebols – wie südkoreanische Familienkonzerne heißen - nach dem Tod seines Vaters 1987 übernommen. Seine Vision: Samsung sollte als Technologiekonzern großen japanischen Unternehmen wie Sony die Stirn bieten. Der Sohn krempelte Samsung radikal um: „Wir brauchen einen zweiten Start, um uns in die Top Ten der technologischen Spitzenunternehmen der Welt zu katapultieren“, erklärte er damals. 1988 brachte Samsung sein erstes Handy auf den Markt.

Lee wurde noch in der Reihe knallharter Chaebol-Bosse gesehen, deren Anweisungen von den Untergebenen widerspruchslos befolgt werden. Doch trieb er zugleich die Dezentralisierung innerhalb des Konglomerats voran und erteilte den Managern größere Entscheidungsbefugnisse.

Sein berühmt-berüchtigter Ausspruch von 1993 vor der versammelten Manager-Mannschaft, „ändert alles, außer Eurer Frau und Kinder“, galt als unhinterfragtes Gebot. Sein Sohn Lee Jae Yong, der vom Vater als Nachfolger aufgebaut wurde und jetzt inoffizieller Konzernchef ist, hat die Reputation, einen eher weicheren Führungsstil zu verfolgen.

Lee Kun Hees Ansehen wurde beschädigt, als er 1996 wegen Bestechung der früheren Präsidenten Chun Doo Hwan und Roh Tae Woo zum ersten Mal zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Ein Jahr später wurde er vom damaligen Staatschef Kim Young Sam begnadigt. Nach erneuten Schmiergeldermittlungen gegen Samsung sah sich Lee dann 2008 gezwungen, als Konzernchef zurückzutreten.

Lee war auch Förderer des Sports

Damit hinterließ der Firmenpatriarch ein Führungsvakuum bei Samsung. Sein Rückzug wurde damals in Südkorea als Ende einer Ära gewertet. Doch trotz seines Rücktritts kontrollierte er als Strippenzieher hinter den Kulissen weiterhin die Geschicke des Konzerns, zu dem unter anderem auch ein Schiffbauer, Baukonzerne, eine Versicherung sowie der Betreiber eines Freizeitparks gehören. Zwei Jahre später, im März 2010, erfolgte das offizielle Comeback, als er als Vorstandsvorsitzender von Samsung Electronics eine Führungsposition zurückerlangt hatte.

Im Jahr davor war er noch wegen Steuerhinterziehung und Vertrauensbruchs von einem Gericht in Seoul erneut zu einer Bewährungsstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Doch schon Ende 2009 wurde er wegen der südkoreanischen Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 begnadigt.

Südkoreas damaliger Präsident Lee Myung Bak sagte, er könne die Bitten seitens des Sports und der Wirtschaft nicht ignorieren, wonach Lee Kun Hee von entscheidender Bedeutung für die Bewerbung Pyeongchangs als Austragungsort sei. Der Unternehmer war damals noch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), zeit seines Lebens war der frühere Amateurringer sportbegeistert Als Samsung-Chef trat er auch als Förderer des Sports hervor.

Die Sonderermittler hatten bei der Anklageerhebung gegen Lee und weitere Topmanager „strukturelle Probleme“ bei Samsung und einen „Mangel an Transparenz“ festgestellt. Sie trafen damit den Kern der Kritik, die insbesondere Bürgergruppen und Kleinanleger schon seit Jahren an den Chaebols einschließlich Samsungs übten und heute noch üben.

Im Mai 2014 erfolgte der nächste Schock für Samsung, als Lee Kun Hee eine Herzattacke erlitt. Von dem Infarkt hatte sich der Ex-Konzernchef nicht mehr erholt. Lee wurde am 9. Januar 1942 als dritter Sohn von Lee Byung Chull (1910-1987) und dessen Frau Park Doo Eul geboren. Er hinterlässt seine Frau, zwei Töchter und einen Sohn. Seine jüngste Tochter, Lee Yoon Hyung, starb 2005.

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