Bekanntgabe in Oslo Kolumbiens Präsident Santos bekommt den Friedensnobelpreis

In der mehr als einhundertjährigen Geschichte des Friedensnobelpreises hatte es noch nie so viele Kandidaten gegeben. 2016 geht die Auszeichnung an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos.

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Jedes Jahr wird der Friedensnobelpreis verliehen. Quelle: dpa

Oslo Der Friedensnobelpreis 2016 geht an den kolumbianischen Präsident Juan Manuel Santos. Das teilte das norwegische Nobelpreiskomitee am Freitag in Oslo mit.

In diesem Jahr musste das Osloer Nobelkomitee unter 376 Vorschlägen auswählen. In der mehr als einhundertjährigen Geschichte hatte es noch nie so viele Kandidaten gegeben. Die Frist, bis zu der ehemalige Friedensnobelpreisträger, Parlamentarier, Regierungsmitglieder und Wissenschaftler ihre Kandidatenvorschläge einreichen konnten, endete am 1. Februar dieses Jahres. Seitdem haben sich die Mitglieder des Osloer Nobelkomitees mehrere Male getroffen, um zusammen mit externen Beratern die Liste auf rund zehn Namen zusammenzustreichen. Wer auf der Liste steht, ist eines der bestgehütetsten Geheimnisse in der norwegischen Hauptstadt. Alle Namen von Einzelpersonen oder Organisationen, die derzeit in den Medien kursieren, beruhen auf Spekulationen.

Zu den Favoriten zählten in diesem Jahr die syrischen Weißhelme, der US-Whistleblower Edward Snowden, der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die russische Menschenrechtsaktivistin Swetlana Gannuschkina. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde immer wieder als mögliche Preisträgerin genannt. Bis vor kurzem galten der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und der Chef der Farc-Guerilla Rodrigo Londono Echeverri als heißeste Anwärter auf den Friedensnobelpreis. Nachdem jedoch die kolumbianischen Wähler das über Jahre ausgehandelte Friedensabkommen in einem Referendum mit knapper Mehrheit überraschend abgelehnt hatten, wurden Santos und Echeverri nur wenige Chancen eingeräumt.

Zu einer Panne kam es am Vormittag als der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NRK versehentlich US-Energieminister Ernest Moniz und den Leiter der iranischen Atomorganisation Ali Akbar Salehi als diesjährige Friedensnobelpreisträger bekanntgab. „Wir hatten Meldungen für viele mögliche Gewinner vorbereitet“, erklärte Stein Bjøntegård von NRK. „Wegen eines Fehlers ging die Meldung raus“. Bjøntegård betonte, dass NRK nicht wisse, wer in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhält. In der Vergangenheit war es undichten Stellen im Nobelkomitee gekommen, sodass einige Medien den Preisträger bereits vor der offiziellen Bekanntgabe verkünden konnten.

Im vergangenen Jahr ging der Friedensnobelpreis an das Nationale Dialogquartett aus Tunesien. In der Begründung hieß es, die tunesische Dialoggruppe habe mit ihrer Arbeit zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie in Tunesien beigetragen. In dem Dialog-Quartett sind vier wichtige Gruppen der tunesischen Zivilgesellschaft vereint: Der tunesische Gewerkschaftsverband, der Industrieverband, die tunesische Menschenrechtsorganisation und der Juristenverband.

Am kommenden Montag wird der Wirtschaftspreisträger bekanntgegeben. Ein Datum für die Bekanntgabe des Literaturnobelpreisträgers steht noch nicht fest. Da die Bekanntgabe aber immer an einem Donnerstag erfolgen muss, rechnen die meisten Beobachter damit, dass die Präsentation des Namens am kommenden Donnerstag erfolgen wird.

Die Nobelpreise sind in diesem Jahr mit jeweils acht Millionen Kronen (829.000 Euro) dotiert. Sie werden am 10. Dezember, dem Todestag ihres Stifters Alfred Nobel, in Stockholm und Oslo überreicht.

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