Boao-Forum Die Öffnung des chinesischen Finanzsektors nimmt Gestalt an

China wird laut Zentralbankchef Yi die ersten angekündigten Maßnahmen zur Öffnung des Finanzsektors bis Ende Juni umsetzen.

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Der chinesische Notenbankchef konkretisiert die geplante Öffnung des Finanzsektors. Quelle: Reuters

Boao Am Mittwochvormittag konkretisierte Yi Gang, Chef der chinesischen Zentralbank, wann und wie China den Versicherungs- und Finanzsektor weiter zu öffnen gedenkt. Während einer Diskussionsrunde auf dem Boao-Forum, dem asiatischen Pendant zum Weltwirtschaftsforum in Davos, nannte er eine Reihe von Maßnahmenpaketen und ihr anvisiertes Umsetzungsdatum.

Bis Ende Juni, so Yi, sollen ausländische Investoren 51 Prozent an Joint Ventures von Wertpapierhäusern, Investmentfonds und in Termingeschäften übernehmen dürfen. Bislang liegt die Schwelle bei 49 Prozent. Nach drei Jahren würden alle Begrenzungen für ausländische Beteiligungen gestrichen.

Für Versicherungen gilt dieselbe Ansage. Zuvor hatte Peking bei ihnen immer von einer Fünf-Jahres-Frist gesprochen. Auch die Gründung eines Ablegers soll künftig leichter werden. Versicherungen müssen so nicht mehr zwei Jahre lang eine Vertretung vor Ort haben, bevor sie ihr Unternehmen in China registrieren können.

Die chinesische Zentralbank gab auf ihrer Webseite zudem an, dass bis Ende 2018 die Beteiligungsgrenze für Investments in Vermögensverwaltungsunternehmen abgeschafft werden sollen.

Außerdem sagte Yi, dass die Quote der Aktien, die zwischen der Börse in Shanghai und Hong Kong gehandelt werden können, ab dem 1. Mai auf 8,3 Milliarden Dollar vervierfacht wird. Verhandlungen für eine ähnliche Plattform zwischen London und Shanghai, so der Notenbankchef, liefen gut und man hoffe, sie noch dieses Jahr eröffnen zu können, fügte er hinzu.

Mit diesen Maßnahmen öffnet China zwar seinen Markt, kann aber weiterhin Kontrolle aus Peking ausüben. So betonte Yi die Notwendigkeit, die Finanzaufsicht zu stärken. „Wir legen großen Wert darauf, Risiken im Finanzwesen abzuwehren“, sagte er.

Seine Ankündigung, die er selbst als „bedacht, vorsichtig, graduell“ bezeichnete, folgt der Rede des Staatspräsidenten Xi Jinping am Dienstag zur Eröffnung des Boao-Forums, in der er versprach, den Marktzugang für ausländische Firmen zu erleichtern. Als bald anstehende Maßnahmen nannte Xi zudem die Aufhebung von Importzöllen auf Autos und versicherte, es „lieber früher als später“ umsetzen zu wollen.

Zurzeit befinden sich China und die USA in einem Handelskonflikt, der zu einem Krieg ausarten könnte, sollten Verhandlungen zwischen den beiden Ländern bis Ende Mai scheitern und die gegenseitig angedrohten Zölle in Kraft treten.

Yi versprach, dass China seine Währung nicht als Vergeltungsmaßnahme entwerten werde. Ein billigerer Yuan würde die Attraktivität von chinesischen Produkten Übersee steigern und könnte damit die von Trump angedrohten Zölle unterwandern.

Gavekal Dragonomics Analyst Chen Long sieht Yis konkrete Ankündigungen als „Geste, mit der die Regierung dem Rest der Welt zeigen möchte, dass China sich tatsächlich öffnet“.

Dabei scheint Peking jedoch einem eigenen Plan zu folgen, denn die meisten Maßnahmen wurden in den letzten zwölf Monaten schon mehrmals erwähnt.

Der inzwischen zum Parteisekretär der chinesischen Zentralbank ernannte Guo Shuqing, mit dem sich Yi die Führungsaufgaben teilt, hatte bereits am Rande des Parteitages der kommunistischen Partei Chinas im Oktober darüber geklagt, dass der Marktanteil von ausländischen Banken in den letzten Jahren von 2,4 auf 1,2 Prozent gefallen sei. Schon damals versprach er die von Yi Gang genannten Reformen. Letzten November, während Trumps Staatsbesuch, hatte Peking erwähnt, den Beteiligungsanteil für Versicherungen und Wertpapierfirmen auf 51 Prozent anheben zu wollen. Peking nannte damals beide Male noch kein genaues Datum – anders als Yi heute.

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