Ermittlungen nach Londoner Anschlag Acht Polizisten feuerten auf die Angreifer von London

Rasches Eingreifen von Polizisten verhinderte in London Schlimmeres. Nach der Schreckensnacht von London folgten zwölf Festnahmen. Die Polizei will wissen, ob mehr Personen als die Täter von den Anschlagsplänen wussten.

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Im Londoner Stadtteil Barking nahm die Polizei drei Personen fest. Quelle: dpa

London Bei ausgeweiteten Terrorermittlungen nach dem erneuten Anschlag im Herzen von London mit sieben Toten hat die britische Polizei zwölf Personen festgenommen. Die Behörden gingen am Sonntag zwar nicht davon aus, dass es neben den drei erschossenen mutmaßlichen Tätern weitere Angreifer gab, die auf der Flucht sein könnten. Dennoch gebe es „eindeutig mehr zu tun“ bei den Ermittlungen, sagte der Antiterrorchef der Londoner Polizei, Mark Rowley. Es müsse unter anderem herausgefunden werden, ob andere Personen an der Planung des Angriffs beteiligt gewesen seien.

Die Festnahmen erfolgten Polizeiangaben zufolge am Sonntagmorgen in Barking im Osten von London. Demnach gab es mehrere Razzien in dem Stadtteil.

Bei dem Anschlag mit einem Transporter und Messern waren am späten Samstagabend sieben Menschen getötet und fast 50 verletzt worden. 21 Personen befanden sich am Sonntag noch in einem kritischen Zustand. Wie die jeweiligen Regierungen bekanntgaben, befanden sich auch eine Person aus Kanada und eine aus Frankreich unter den Todesopfern. Zu den Verletzten zählten nach Informationen aus dem Auswärtigen Amt auch mehrere Deutsche.

Acht Polizisten hätten ihre Schusswaffen eingesetzt, um die Angreifer zu stoppen, die zu diesem Zeitpunkt bereits Menschen getötet hätten, sagte Rowley. 50 Schüsse seien von den Polizeibeamten abgegeben worden. Dies sei „eine beispiellose Zahl“. Dabei sei auch ein Passant getroffen und verletzt worden, so Rowley.

Der weiße Transporter, mit dem die Angreifer in Fußgänger auf der London Bridge hineingefahren waren, sei von einem der mutmaßlichen Angreifer angemietet worden, sagte Rowley. Er kündigte an, dass die Menschen in Großbritannien mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen rechnen müssten. Die Terrorwarnstufe im Land wurde nach Angaben von Innenministerin Amber Rudd aber nicht von der derzeit geltenden zweithöchsten Stufe angehoben.

Die britische Premierministerin Theresa May sprach sich für härtere Maßnahmen im Kampf gegen islamistischen Extremismus aus. „Genug ist genug“, sagte sie. Die Anschläge seien durch eine „böse Ideologie des islamistischen Extremismus miteinander verbunden“, so May. „Es ist eine Ideologie, die behauptet, dass unsere westlichen Werte und Freiheit, Demokratie und Menschenrechte unvereinbar mit der Religion des Islam seien.“

Es war der dritte große Anschlag in Großbritannien seit Ende März. Die Lage in dem Land war bereits angespannt, nachdem bei einem Selbstmordanschlag auf einem Ariana-Grande-Konzert vor rund zwei Wochen in Manchester 22 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden waren. Grande und andere Stars traten am Sonntagabend unter hohen Sicherheitsvorkehrungen auf einem Benefizkonzert in Manchester auf. „Manchester, alles wird gut“, rief eine sichtlich bewegte Grande der Menge zu.

Zu dem Manchester-Bombenanschlag hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannt. Bis Sonntagnachmittag übernahm niemand die Verantwortung für den jüngsten London-Anschlag.

In Großbritannien soll an diesem Donnerstag ein neues Parlament gewählt werden. Die Wahl werde wie geplant stattfinden, sagte May. Die großen Parteien unterbrachen aber wie bereits nach dem Manchester-Anschlag ihren Wahlkampf.

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