Bagdad Die Hinweise auf den Einsatz von Giftgas beim Kampf um die irakische Großstadt Mossul mehren sich. Nach dem Roten Kreuz berichteten am Samstag auch die Vereinten Nationen von Patienten, die entsprechende Verletzungen aufwiesen. Seit Mittwoch seien zwölf Menschen behandelt worden, die möglicherweise mit chemischen Kampfstoffen in Kontakt gekommen seien, teilte die Uno am Samstag mit.
Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden in einem Krankenhaus in der Nähe von Mossul fünf Kinder und zwei Frauen wegen Verletzungen, die durch Giftgas entstanden sein könnten, behandelt. Die irakische Armee versucht gerade mit internationaler Hilfe, die letzte Hochburg der Islamisten-Miliz IS im Irak zurückzuerobern.
Der Uno zufolge wiesen vier Verletzte starke Symptome eines sogenannten Hautkampfstoffes auf, der Blasen auf der Haut, Augenreizungen, Erbrechen und Hustenreiz verursacht. Die Patienten seien mit den chemischen Stoffen im Osten von Mossul in Berührung gekommen. Die Weltgesundheitsorganisation setzte zusammen mit den Gesundheitsbehörden vor Ort einen Notfallplan in Kraft, der die Behandlung von Menschen mit den hochgiftigen Chemikalien sichern soll.
Die Uno-Koordinatorin für den Irak, Lise Grande, forderte eine Untersuchung. „Das ist schrecklich. Wenn der mutmaßliche Einsatz von chemischen Waffen bestätigt wird, ist das eine gravierende Verletzung des internationalen humanitären Völkerrechts und ein Kriegsverbrechen, unabhängig davon, wer die Ziele oder die Opfer der Angriffe sind.“
Nachdem die irakischen Streitkräfte mit US-Unterstützung im Januar nach rund dreimonatigen Kämpfen den Ostteil der Stadt eingenommen hatten, starteten sie vor zwei Wochen die Offensive auf den Westteil der Stadt. Es wird angenommen, dass sich noch mehrere Tausend IS-Kämpfer in Mossul aufhalten, darunter viele aus Ländern des Westens. Sie wehren sich mit Heckenschützen, Selbstmordanschlägen, Sprengfallen und Granatfeuer gegen die aus rund 100.000 Kämpfern bestehende regierungstreue Truppe.