Kenneth Rogoff "China will weiter als aufsteigende Supermacht gelten"

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Französischer statt deutscher Kurs

Verstehen Sie die harte Verhandlungslinie von Finanzminister Wolfgang Schäuble, der mit einem Grexit auf Zeit liebäugelte?

Viele Syriza-Leute haben überlegt, dass Griechenland zumindest eine Weile den Euro verlassen könnte. Auch ich glaube, dass Griechenland sich so eher erholen könnte.

Aber dies als Politiker auszusprechen, ist etwas anderes.

Wer Schäubles Haltung als hart bezeichnet, muss genau hingucken, was damit verbunden war. Deutschland hätte Nothilfe gewährt, Schuldenerlasse erwogen. Dass sich in den Verhandlungen nur Deutschland durchgesetzt hat, ist aus meiner Sicht falsch. Eigentlich sind die Franzosen doch mit ihrem milderen Kurs durchgekommen.

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Dennoch stand Deutschland als Totengräber der europäischen Idee da.

Es war einfach lächerlich, dass Leute wie US-Nobelpreisträger Paul Krugman den Deutschen vorwarfen, sie hätten Griechenland zu massiven Einsparungen gezwungen. Das entspricht schlicht nicht den Zahlen.

Krugman und andere haben Athen auch geraten, Deutschland offen herauszufordern, statt Reformen anzugehen.

Unfassbar, das war teuer für die Griechen und so irreführend. Schauen Sie sich doch das IWF-Programm für Griechenland an: Das war eines der großzügigsten Programme in der Geschichte der Institution. Dass die Anpassung in Athen so hart ausfallen musste, ist dem Umstand geschuldet, dass die Griechen Haushaltsdefizite von bis zu zehn Prozent angehäuft haben. Die einzige Alternative dazu, dieses Defizit zu schließen, wäre eine deutsche Garantie für alle griechischen Schulden gewesen, ohne Zeitbeschränkung. Schlicht unmöglich.

Haben auch die Griechen das Vertrauen in ihre Regierung verloren?

Dafür spricht, dass sie ihr Geld in Sicherheit bringen. Binnen Monaten haben griechische Bürger sehr viele Milliarden Euro von ihren griechischen Konten abgehoben.

Wird der IWF bei einem dritten Hilfspaket für Griechenland mitmachen? Seine Chefin Christine Lagarde zögert, weil die Schuldentragfähigkeit des Landes nicht gegeben sei.

Der IWF befindet sich wirklich in einer schwierigen Lage. Viele Mitgliedstaaten aus ärmeren Weltregionen sind stinksauer über die großzügigen Kreditbedingungen für Griechenland. Sie wollen die gleiche Behandlung. Doch ließe der IWF dies zu, würden seine Reformprogramme dort genauso wenig funktionieren wie in Griechenland.

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