Nach Honduras-Wahlen Regierung verhängt Ausgangssperre wegen Krawallen

Wegen Verzögerungen bei der Verkündung des Wahlergebnisses und Manipulationsvorwürfen kommt es in Honduras zu schweren Ausschreitungen. Nun greift die Regierung durch: Abends und nachts darf niemand mehr auf die Straße.

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Während der zehntägigen Ausgangssperre darf niemand zwischen 18 Uhr am Abend und 6 Uhr am Morgen das Haus verlassen. Quelle: Reuters

Tegucigalpa Wegen der heftigen Krawalle nach der Wahl in Honduras hat die Regierung eine Ausgangssperre verhängt. Die Menschen müssen zwischen 18.00 Uhr am Abend und 6.00 Uhr am Morgen im gesamten Staatsgebiet zu Hause bleiben, wie die Regierung am Freitagabend (Ortszeit) mitteilte. Die Ausgangssperre soll ab sofort und für zehn Tage gelten.

„Der Ministerrat hat entschieden, den Verfassungsartikel 81 für zehn Tage per Dekret einzuschränken“, sagte Regierungskoordinator Jorge Ramón Hernández Alcerro. Der Paragraf garantiert eigentlich die Bewegungsfreiheit.

Wer während der Ausgangssperre auf der Straße angetroffen werde, könne festgenommen werden, hieß es. Ausgenommen von der Ausgangssperre sind Mitarbeiter des Wahlamts, Vertreter der Parteien, Wahlbeobachter und Journalisten sowie Sanitäter, Ärzte, Sicherheitskräfte und Diplomaten.

Die Streitkräfte sollten die Polizei bei ihrer Arbeit unterstützen. Ziel der Maßnahme sei, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen und die Ausübung der demokratischen Rechte zu ermöglichen. Besetzte Straßen, Brücken und Gebäude sollten nun geräumt werden.

Wegen der Verzögerung bei der Verkündung des Wahlergebnisses und Manipulationsvorwürfen war es in dem mittelamerikanischen Land zuvor zu schweren Ausschreitungen gekommen. Anhänger der Opposition errichteten Straßenblockaden, steckten Autoreifen in Brand und schleuderten Steine auf die Sicherheitskräfte. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Mindestens ein Mann kam bei den Protesten ums Leben. Weitere Menschen seien verletzt worden, teilten die Behörden mit.

Auch fünf Tage nach der Präsidentenwahl lag noch immer kein Ergebnis vor. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung in einigen Bezirken müssten die Stimmzettel nun noch einmal einzeln ausgezählt werden, teilte das Wahlamt mit. Mit einer Verkündung des amtlichen Endergebnisses wurde am Wochenende gerechnet.

Während die ersten Teilergebnisse zunächst auf einen Sieg des Oppositionskandidaten Salvador Nasrallas hingedeutet hatten, lag später der Amtsinhaber Juan Orlando Hernández knapp vorne. Er werde das offizielle Ergebnis nicht anerkennen, kündigte Nasralla an. Er warf der Regierung Wahlfälschung vor. Beweise dafür legte er zunächst nicht vor.

Nach zunächst friedlichen Protesten kam es am Freitag auch zu zahlreichen Plünderungen. Demonstranten drangen in Geschäfte und Einkaufszentren ein und stahlen Lebensmittel, Kleidung und Elektrogeräte. „Das wird nicht nur einen Tag dauern, oder einen Monat, das wird so lange dauern, bis das Land am Ende ist“, sagte Nasralla.

Präsident Hernández hingegen rief seine Anhänger zu Besonnenheit auf. „Das ist ein demokratischer Prozess, eine Feier, und ich fordere das honduranische Volk und die Leute meiner Partei dazu auf, Ruhe zu bewahren und auf das Ergebnis des Wahlamts zu warten“, sagte der Staatschef.

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