Nato-Verteidigungskolleg Offizier aus Taiwan enthüllt Details über seltene Zusammenarbeit mit Nato

Taiwan unterhält keine formellen diplomatischen Beziehungen zu Nato-Mitgliedern. Für sechs Monate arbeitete ein Offizier aus dem Land mit Nato-Vertretern an einem Programm teil.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Taiwan ist seit 1949 selbstverwaltet. Quelle: Reuters

Ein Luftwaffenoffizier aus Taiwan hat am Mittwoch Details über eine seltene Zusammenarbeit zwischen dem Militär seines Landes und der Nato preisgegeben. Demnach nahm er an einem sechs Monate dauernden akademischen Programm mit ranghohen Nato-Vertretern in Italien teil. Taiwan, das von China als Territorium beansprucht wird, unterhält keine formellen diplomatischen Beziehungen zu Nato-Mitgliedern. Allerdings bestehen in militärischer Hinsicht enge Verbindungen mit den USA, der Führungsmacht des westlichen Militärbündnisses.

Wu Bong-yeng, ein Oberstleutnant der taiwanesischen Luftwaffe, sagte auf einer Reise zum Luftwaffenstützpunkt Hsinchu in Nordtaiwan vor der Presse, er habe 2021 einen sechsmonatigen Kurs am Nato-Verteidigungskolleg in Rom besucht und sei im Januar vergangenen Jahres nach Taiwan zurückgekehrt. „Das war ein akademischer Austausch, kein militärischer Austausch“, sagte er.

„Natürlich waren sie sehr neugierig auf Taiwan.“ Die Nato müsse die Lage Taiwans und seine Fähigkeiten verstehen. Von der Nato war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Taiwans Verteidigungsministerium teilte mit, es sei nicht das erste Mal, dass ein Offizier an das Nato-Kolleg geschickt worden sei. Details wurden nicht genannt.

Die Nato hat in ihrem im Juni vereinbarten neuen strategischen Konzept China als eine Herausforderung für die „Interessen, Sicherheit und Werte“ des Bündnisses beschrieben, als eine Wirtschafts- und Militärmacht, die „undurchsichtig bezüglich ihrer Strategie, Absichten und militärischen Aufrüstung“ sei.

Die Volksrepublik hat in den vergangenen drei Jahren ihren militärischen, politischen und wirtschaftlichen Druck auf Taiwan erhöht, um seine Ansprüche auf die Insel geltend zu machen. Taiwan weist diese zurück.

Status Taiwans als Hauptkonflikt

Taiwan ist seit 1949 selbstverwaltet. Damals besiegten die Kommunisten von Mao Zedong im chinesischen Bürgerkrieg die nationalistischen Kuomintang unter Chiang Kai-shek, die sich daraufhin auf die Insel Taiwan zurückzogen und dort jahrzehntelang autoritär herrschten. Taiwan sieht sich als unabhängige Republik China an.

Der Status Taiwans, das nur von wenigen Ländern als unabhängig anerkannt wird, ist einer der Hauptkonfliktpunkte zwischen den USA und China. Die USA unterhalten zwar wie viele andere Staaten mit Rücksicht auf die Volksrepublik China keine formalen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Sie unterstützen das Land jedoch mit militärischer Ausrüstung und sind dessen wichtigster Lieferant von Rüstungsgütern.

Mehr: Chinas Botschafter in Berlin Wu Ken – „Mentalität des Kalten Krieges“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%