Obama in Argentinien Versöhnung mit einem geschundenen Land

Barack Obama auf Versöhnungstour. Nach Kuba besuchte der US-Präsident Argentinien. Ein Land, das ein sehr gespaltenes Verhältnis zu den USA hat - und jetzt einen neuen Präsidenten.

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Zu Besuch in Argentinien: Präsident Mauricio Macri bezeichnete den Besuch von US-Präsident Barack Obama als „Zeichen der Freundschaft zu einer Zeit, in der Argentinien zu neuen Horizonten aufbricht“. Quelle: AFP

San Francisco Nicht nur mit Kuba, von wo aus Barack Obama nach Buenos Aires einflog, auch mit Argentinien suchen die USA derzeit einen Neuanfang. Vor dem Hintergrund einer latent unfreundlichen Grundstimmung kam der US-Präsident am Mittwoch zu einem Kurzbesuch.

Noch immer ist die Rolle der USA im sogenannten „schmutzigen Krieg“ in Argentinien der 70er und 80er Jahre höchst umstritten, als die US-freundliche Militärjunta mit brutaler Gewalt gegen Andersdenkende wie Studenten und linke Demonstranten vorgegangen war. Welche Rolle die USA in diesem Staatsterror gespielt haben, dem Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen sein sollen, ist bis heute ein großes Thema in dem lateinamerikanischen Land.

Obama setzte am Mittwoch ein Zeichen, indem er versprach, geheime Dokumente aus dieser Zeit freizugeben, um die Verwicklung amerikanischer Geheimdienste und anderer Behörden transparenter zu machen. Damit soll die Aufarbeitung dieser Zeit beschleunigt werden.

Mit der letzten, eher linksgerichteten Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner hatten die USA entsprechend ein sehr gespaltenes Verhältnis. Sie wurde oft als strikt anti-amerikanisch bezeichnet. 2005 hatte Argentiniens damaliger Präsident Néstor Kirchner die USA noch offen angefeindet: Ihre Außenpolitik bringe nichts als „Elend und Armut“ über Lateinamerika.

Dazu passte nicht zuletzt ein erbitterter und jahrelanger Rechtsstreit um Milliarden von Dollar an alten Staatsschulden. Die Regierungen vor dem jetzt amtierenden Mauricio Marci wollten sie nicht zurückzahlen, nachdem das hoch verschuldete Land 2002 Bankrott anmelden musste.

Eine kleine Gruppe amerikanischer Hedgefonds hatte sich billig einen Teil der Schulden eingekauft und sich einem globalen Restrukturierungsplan widersetzt, bei dem sie 30 Prozent des Nennwerts ihrer Bonds bekommen sollten. Sie klagten vor einem US-Gericht und bekamen am Ende recht. Argentinien sollte ihnen den vollen Wert und einen Teil der Zinsen zahlen. Ein Riesengewinn für die Spekulanten, Präsidentin de Kirchner erklärte aber, sie wolle sich nicht erpressen lassen. Marci lenkte jetzt schließlich ein - und schon kommt Obama zu Besuch.

Argentiniens neuer Präsident nahm das Entgegenkommen der US-Seite entsprechend positiv auf und bezeichnete Obamas Besuch als „Zeichen der Freundschaft zu einer Zeit, in der Argentinien zu neuen Horizonten aufbricht“ und sich in einem Prozess der Umwandlung befinde. Obama versprach, Argentinien „in jeder Weise“ zu helfen. Die USA versuchen seit Jahren mit einem massiven Links-Ruck in vielen lateinamerikanischen Ländern umzugehen, der sie viele Sympathien gekostet hat.

Die Ereignisse des Terrortages in Brüssel ließen Obama auch am Mittwoch nicht los. Nach scharfer Kritik von republikanischer Seite an seiner Entscheidung, sich ein Baseballspiel anzusehen, statt seine Reise abzubrechen, verteidigte er sein Vorgehen: Es gehe auch darum, nicht in Angst zu erstarren oder sein tägliches Leben zu ändern. Denn genau das sei es, was die Terroristen erreichen wollten. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem argentinischen Präsidenten betonte er gleichzeitig, die Vernichtung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ sei „seine oberste Priorität“. Am Dienstag hatte ein Interview für Aufsehen gesorgt, als ein entspannter US-Präsident mit Sonnenbrille und Freizeithemd am Spielfeldrand dem Sportsender ESPN seine Einschätzung zum Terroranschlag gab und dann über Baseball-Taktiken referierte.

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