Park Geun-Hye Südkoreanische Präsidentin des Amtes enthoben

Gut drei Monaten mussten die Südkoreaner warten, was mit ihrer suspendierten Staatschefin passieren würde. Jetzt verliert sie wegen eines Korruptionsskandals endgültig ihr Amt.

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Die ehemalige südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye. Quelle: AP

In Südkorea hat Präsidentin Park Geun Hye ihr Amt verloren. Drei Monate nach Beginn des Amtsenthebungsverfahrens durch das Parlament urteilte am Freitag auch das Verfassungsgericht gegen Park, die wegen einer Korruptionsaffäre unter Druck geriet. Nun muss binnen 60 Tagen ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden. Nach der Entscheidung kam es zu Protesten von Anhängern Parks, bei denen zwei Menschen starben. Die Börse in Seoul reagierte erleichtert auf das Urteil.

Park wird beschuldigt, zusammen mit ihrer langjährigen Freundin Choi Soon Sil große Unternehmen zu Zahlungen gedrängt zu haben. Das Geld soll in Stiftungen geflossen sein, die der Präsidentin Unterstützung und zusätzlichen Einfluss sichern sollten. Beide bestreiten ein Fehlverhalten. Dagegen warf das Verfassungsgericht Park vor, in ihrer gesamten Amtszeit gegen die Verfassung und das Gesetz verstoßen zu haben. Auf die durch Parlament und Medien erhobenen Anschuldigungen habe sie mit einer Verschleierungstaktik reagiert und sei gegen ihre Kritiker vorgegangen. "Die Amtsenthebung der Beschuldigten ist zwingend geboten, um die Verfassung zu schützen", sagte der amtierende Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Lee Jung Mi. Das Urteil fiel einstimmig.

Park ist die Tochter des früheren Militärdiktators Park Chung Hee. In Südkorea war sie die erste Frau, die es ins Präsidentenamt schaffte, und ist nun das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt, das des Amtes enthoben wird. Da sie nicht mehr durch ihre Immunität als Präsidentin geschützt ist, droht ihr ein Strafverfahren wegen Bestechung, Erpressung und Machtmissbrauch. Tief in den Skandal verstrickt ist auch das größte Firmenkonglomerat des Landes. Der Chef der Samsung-Gruppe, Jay Y. Lee, befindet sich deswegen in Untersuchungshaft. Kürzlich hat ein Prozess gegen ihn und weitere Samsung-Topmanager begonnen.

Nach dem Urteil versuchten Hunderte von Park-Unterstützern die Polizeiabsperrungen vor dem Verfassungsgericht zu durchbrechen. Dabei kamen nach Polizeiangaben zwei Menschen ums Leben. Ein älterer Mann sei mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden und dort gestorben. Die Umstände des zweiten Todesfalles würden untersucht.

Die Finanzmärkte in Seoul nahmen das Urteil mit Erleichterung auf. Die Börse gewann 0,3 Prozent. Die Landeswährung Won legte zum Dollar etwas zu. Marktbeobachtern zufolge werden durch die Amtsenthebung nach monatelanger Ungewissheit nun politische Unsicherheiten ausgeräumt. Der neue Präsident habe die Möglichkeit, Reformen aufzulegen, erklärten die Analysten der Ratingagentur Moody's.

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