Reichtum im Emirat Das Luxus-Leben der Royals von Dubai

Der Emir von Dubai, Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, 2019 bei den Pferderennen von Ascot. Quelle: imago images

Ein Gericht in London hat der Ex-Frau des Herrschers von Dubai und ihren Kindern mehr als eine halbe Milliarde Pfund an Unterhaltskosten zugesprochen. Das Urteil wirft ein Schlaglicht auf den überschwänglichen Lebensstil des Königshauses. Das dürfte auch anderswo für Unbehagen sorgen.

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Das Urteil hatte es in sich: Mehr als eine halbe Milliarde Pfund muss der Emir von Dubai, Mohammed bin Raschid al-Maktum, an seine Ex-Frau Haja Bint Al Hussein und ihre beiden Kinder zahlen. Es ist nicht nur eine der höchsten Unterhaltszahlungen, die ein britisches Gericht je verhängt hat. Das Verfahren wirft auch ein wenig schmeichelhaftes Bild auf den autokratischen Herrscher, der sich gerne als zukunftsgewandter Modernisierer gibt. Und es gewährt einen seltenen Einblick in den exorbitanten Lebensstil königlicher Familien.

Die Anwälte des Emirs versuchten, die Veröffentlichung des Urteils, das mit dem 19. November 2021 datiert ist, zu verhindern. Ohne Erfolg. Das Gericht sah ein öffentliches Interesse am Ausgang des Verfahrens gegeben und gab die Publikation des Urteils frei. Seit wenigen Tagen ist es öffentlich zugänglich.

Bei der Lektüre des 65-seitigen Dokuments wird schnell klar, wieso der 72-jährige Emir es lieber nicht veröffentlicht gesehen hätte. So räumt Richter Philip Moor in seiner Urteilsbegründung ein, dass er mit den Summen, um die es während des Verfahrens ging, zu kämpfen hatte. Er beschreibt „den wirklich opulenten und beispiellosen Lebensstandard dieser Parteien in Dubai“. Dieser Lebensstandard und der Umstand, dass sich der Emir weigerte, vor dem Gericht auszusagen, hätten ihn dazu veranlasst, „die Haushaltspläne Zeile für Zeile durchzugehen, um den angemessenen Betrag für die einzelnen Bereiche festzulegen“.

Der Emir von Dubai, Mohammed bin Raschid al-Maktum, und seine Ex-Frau, Prinzessin Haja Bint Al Hussein. (Archivfotos) Quelle: dpa

Dabei hat Prinzessin Haja – die aus der jordanischen Königsfamilie stammt und 47 Jahre alt ist – für sich selbst keinen Unterhalt beantragt. Die Summe, die das Gericht ihr letztlich zugestand, lag auch deutlich unter den 1,4 Milliarden Pfund, die ihre Anwälte zunächst gefordert hatten. Der Betrag von über einer halben Milliarde Pfund, zu deren Zahlung das Gericht den Emir verurteilt hat, setzt sich zusammen aus einer Entschädigung für persönliche Gegenstände, die sie bei ihrer Flucht aus Dubai 2019 zurückgelassen hat sowie aus Ausbildungs- und Lebenshaltungskosten ihrer beiden Kinder, die neun und 14 Jahre alt sind. Den größten Posten machen die erwarteten Kosten für einen lebenslangen Personenschutz aus.

Und der scheint dringend nötig zu sein: Schließlich hat das Gericht bereits im vergangenen Jahr festgestellt, dass der Emir zwei Töchter aus einer anderen Ehe entführen und unter Zwang nach Dubai zurückbringen lassen hat. Der Fall von Prinzessin Latifa, die nach ihrer Flucht 2018 vor der indischen Küste gefangengenommen wurde, sorgte weltweit für Aufsehen.

Die – nun auch gerichtlich bestätigte – Angewohnheit des Emirs, flüchtige Familienmitglieder gegen ihren Willen zurückholen zu lassen, hat offenbar wesentlich zur Höhe der Unterhaltszahlungen beigetragen. In seinem aktuellen Urteil beschreibt das Gericht die Einschätzung eines Sicherheitsexperten, demzufolge Prinzessin Haja und ihre Kinder „jederzeit“ der Gefahr ausgesetzt seien, entführt zu werden. Der Emir wird dabei als größte Gefahrenquelle bezeichnet.

Emir von Dubai, Mohammed bin Raschid al-Maktum, mit seinem Sohn Zaid und seiner Tochter Al Jalilah beim Pferderennen in Ascot 2018. Quelle: imago images

Ein weiteres, bereits im Mai abgeschlossenes Verfahren ergab, dass der Emir im vergangenen Jahr zudem rund ein Dutzend Mal das Handy seiner Ex-Frau mit einer umstrittenen israelischen Spionagesoftware hacken lassen hat. Fünf weitere Personen aus dem Umfeld der Prinzessin wurden demzufolge ebenfalls ausspioniert. Besonders brisant: Unter den Betroffenen war auch Fiona Shackleton, eine der Anwältinnen der Prinzessin. Sie sitzt im Oberhaus des Parlaments in London und ist somit direkt am Gesetzgebungsprozess beteiligt. Das dürfte für allerlei diplomatische Komplikationen sorgen. Mohammed bin Raschid al-Maktum wies während sämtlicher Verfahren alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.

Urlaub für mehr als eine Million Pfund

Brisant sind auch die Details zum hochtrabenden Lebensstil der Königsfamilie. So schreibt der Richter zwar, Prinzessin Haja habe Details zu ihren Ausgaben nicht mit der Absicht eingereicht, ihren früheren Lebensstil langfristig aufrecht zu erhalten. Sie wolle aber „einen Anschein“ dessen aufrecht erhalten, was ihre Kinder von früher gewohnt seien. So habe die Familie in einem Sommer 631.000 Pfund für Hotelübernachtungen in Italien ausgegeben und 274.000 Pfund für ein Hotel in Griechenland. Die Flugkosten zu beiden Reisezielen hätten sich auf 180.000 und 210.000 Pfund belaufen. Hinzu gekommen seien wöchentliche Ausgaben in Höhe von 55.000 Pfund, etwa für die Miete einer Privatjacht.

Die Hinweise auf den opulenten Lebensstil der Familie vor ihrer Flucht scheint ihr Ziel erreicht zu haben: Der Richter verurteilte den Emir dazu, seiner Ex-Frau und ihren Kindern umgehend 251,5 Millionen Pfund zukommen zu lassen. Für weitere 290 Millionen Pfund, die zukünftige Kosten abdecken sollen, muss er eine Bankgarantie vorweisen. Darunter: Eine Million Pfund für sieben Flüge in Privatjets, 667.400 Pfund für „Hotels und Unterkünfte im Ausland“ und 277.050 Pfund für die Tiere der Prinzessin und ihrer Kinder. Das „neue Pferd alle zwei bis drei Jahre“ für 25.000 Pfund ist da noch ein Schnäppchen.

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Die Enthüllungen zum exorbitanten Lebensstil der Royals vom Persischen Golf dürften auch in anderen Königshäusern für Unruhe sorgen. Denn die unternehmen oft eine Menge, um ihren Reichtum zu verbergen. So deckte der Guardian in einer umfangreichen Recherche im Februar dieses Jahres auf, dass Großbritanniens Königin Elisabeth II. in den 1970er-Jahren über einen Anwalt Druck auf die Regierung ausgeübt hat, um die Verabschiedung eines Gesetzes zu verhindern, das einen Teil ihres Privatvermögens hätte offenlegen können, das auf mehrere hundert Millionen Pfund geschätzt wird. Das belegten Dokumente, die der Guardian in Augenschein genommen hat. In dem Artikel heißt es: „Aus den Papieren geht hervor, dass die Königin im November 1973 befürchtete, ein Gesetzentwurf zur Transparenz bei Unternehmensbeteiligungen könnte es der Öffentlichkeit ermöglichen, ihre Finanzen zu überprüfen. Als Ergebnis entsandte sie ihren privaten Anwalt, um die Regierung dazu zu drängen, Änderungen vorzunehmen.“

Der Vorstoß war erfolgreich: Die konservative Regierung des damaligen Premiers Edward Heath änderte das Gesetz und richtete eine staatliche Mantelgesellschaft ein, in der die Anteile von unter anderem Staatsoberhäuptern, Regierungen und internationalen Organisationen versteckt werden konnten. „In der Praxis war die Königin jedoch eindeutig die beabsichtigte Nutznießerin der Vereinbarung“, schreibt der Guardian weiter. Buckingham Palace wies die detaillierten und durch zahlreiche Dokumente belegten Enthüllungen als falsch zurück.

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