Schuldenkrise Was eine Pleite der USA bedeuten würde

Momentan hält Italien die Märkte in Atem, doch der Schuldenberg der USA ist noch viel gigantischer und eine Lösung derzeit genauso verzwickt. Die Folgen einer Zahlungsunfähigkeit wären dramatisch.

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Barack Obama Quelle: REUTERS

Die USA - die größte Volkswirtschaft der Welt - zahlungsunfähig, pleite? Noch weigern sich Experten, ein solches Horror-Szenario durchzuspielen. Doch während US-Präsident Barack Obama und führende Kongressmitglieder im Weißen Haus quasi nonstop um einen Kompromiss ringen, malen manche den Teufel an die Wand.

Fest steht: Eine Staatspleite der „Weltmacht Nummer eins“ wäre ein historisches Novum - und wohl eine Bedrohung für die Konjunktur rund um den Globus Selbst Christine Lagarde, seit ein paar Tagen IWF-Chefin und eher zur Zurückhaltung neigend, wagte ein düstere Einschätzung. Eine Zahlungsunfähigkeit „wäre ein echter Schock“. Die Aktienmärkte könnten einen immensen Schlag erleiden. „Wirklich hässliche Konsequenzen“ fürchtet sie für die globale Wirtschaft, ohne sie allerdings im einzelnen aufzulisten.

Fitch warnte mit einer drastischen Herabstufung der Kreditwürdigkeit

Auch Timothy Geithner, US-Finanzminister und ansonsten chronisch optimistisch, sieht in Sachen Schuldenlimit tiefschwarz. Sollten Regierung und Kongress sich nicht auf ein Erhöhung der Obergrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar einigen, drohten „katastrophale wirtschaftlichen Konsequenzen..., die über Jahrzehnte zu spüren wären“. Die Folgen wären möglicherweise noch schlimmer als während letzten der Weltwirtschaftskrise, als die Finanzmärkte nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 am Rande des Abgrund gestanden hatten. Tatsächlich fürchten Experten, dass die Weltkonjunktur in den Strudel gerissen werden könnte.

Bereits bisher drohten drei Ratingagenturen mit Konsequenzen für die US-Bonität, sollte es nicht rechtzeitig einen Durchbruch geben. Fitch warnte ungeschminkt mit einer drastischen Herabstufung der Kreditwürdigkeit von der Höchstnote „AAA“. Die Folgen wären höhere Zinsen und ein höherer Schuldendienst - die ohnehin klammen USA kämen unter zusätzlichen Finanzdruck. Was ein zahlungsunfähiger Staat für die ohnehin schwache US-Konjunktur bedeutet, ist kaum abzuschätzen. Schon als die erste Ratingagentur im April eine offene Warnung präsentierte, reagierte die Börse in New York mit herben Kursverlusten.

Tatsächlich ist das Schuldenproblem der USA atemberaubend: Allein in diesem Etatjahr häufen sich 1,65 Billionen Dollar neuer Schulden an - gut zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das sind schon fast griechische Verhältnisse. Die Gesamtschulden liegen derzeit knapp unter 100 Prozent des BIP - und werden laut IWF-Experten bis 2015 auf 110 Prozent ansteigen.

Zum Vergleich: Deutschland hatte 2010 gut 83 Prozent Staatsschulden gemessen am BIP.

Das besondere US-Problem: Angesichts des schwindelerregenden jährlichen Haushaltsdefizits ist ein Anstieg der Gesamtschulden enorm schwer in den Griff zu kriegen.

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