Treffen von Merkel, Hollande und Renzi Das Dreier-Experiment

Das Dreier-Treffen von Merkel, Hollande und Renzi soll die Einheit Europas nach dem Brexit-Votum demonstrieren. Noch ist aber unklar, was die anderen EU-Staaten von dem neuen Initiativ-Trio halten. Eine Analyse.

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Das Experiment der Initiativ-Gruppe könnte gelingen. Quelle: dpa

Vielleicht hat der italienische Premier Matteo Renzi recht damit, so stark auf Symbole zu setzen. Vielleicht braucht die angeschlagene EU gerade jetzt solche Bilder wie die vom Gipfel der drei Regierungschefs an Bord des Flugzeugträgers „Garibaldi“, der im EU-Verbund Schlepper und Schleuser jagt. Und dazu ihre einfache Botschaft: Mehr Zusammenarbeit in der Sicherheitspolitik, mehr Anreize für private Investments und andere Maßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums und vor allem eine Perspektive für die Jugendlichen.

Es ist zumindest einen Versuch wert. Neue Wege müssen gefunden werden, Mehrheiten gesucht und vor allem besteht Nachholbedarf in puncto Bürgernähe. Die EU ohne Großbritannien wird kaum so weiterlaufen wie bisher. Deshalb ist das ergebnisoffene Diskutieren, wie es die Kanzlerin nennt, diese „Reflexionsphase“, der richtige Moment, statt großer Visionen eine Politik der konkreten, kleinen Schritte zu versuchen. Wobei die Gipfel-Themen Sicherheit, Wirtschaft und Förderung der jungen Europäer zwar in einfachen Worten vorgetragen wurden, aber keine kleinen Schritte sind und sich in ihnen die gesamte Komplexität des 27-Staaten-Gebildes wiederfindet.

„Keiner von uns glaubt, dass die Probleme Europas leicht zu lösen sind“, sagte Renzi. Gemeinsam mit der Kanzlerin und dem französischen Präsidenten versuchte er gleichzeitig, die Zweifel an dem neuen Trio zu zerstreuen. Das Treffen auf dem Flugzeugträger sei das erste von vielen weiteren, sagte er. Aber das Experiment der Initiativ-Truppe könnte gelingen – der EU-Gipfel im September in Bratislava, der erste ohne Großbritannien, wird zeigen, was die anderen EU-Staaten dazu sagen.

Der italienische Premier hat diesmal alles richtig gemacht. Verhalten und ernst im Ton – aber mit seinen 41 Jahren durchaus noch glaubwürdig als Fürsprecher eines jungen Europas – konnte er bei seinem Heimspiel punkten: Die Bundeskanzlerin lobte ihn vor der Weltpresse in höchsten Tönen für seine mutigen Reformen, die ihre Wirkung erst nach einiger Zeit entfalten würden. Sie unterstütze ihn mit aller Kraft. Das hilft ihm, aber auch ihr, denn die drittgrößte Volkswirtschaft in Europa als Verbündeten zu haben, kann künftig wichtig sein. Und Renzi hilft es innenpolitisch vor dem heißen Herbst des Verfassungsreferendums.

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