
Bei der Fahndung nach dem Angreifer auf eine Silvesterfeier in einem Club in Istanbul ist ein Selfie-Video des Verdächtigen aufgetaucht. Auf dem von türkischen Medien am Dienstag veröffentlichten Video ist knapp 40 Sekunden lang zu sehen, wie ein Mann auf einem belebten Platz herumläuft, während er sich selbst und die Umgebung offenbar mit einer Handy-Kamera filmt. Medienberichten zufolge wurde das Video in der Gegend des Taksim-Platzes im Herzen der Millionenmetropole aufgenommen.
Chronologie: Schwere Anschläge in der Türkei
Bei einem Doppelanschlag im Istanbuler Stadtteil Besiktas nahe einem Fußballstadion sterben am 10. Dezember mindestens 45 Menschen, überwiegend Polizisten. Zu den Anschlägen bekennt sich die TAK, eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Eine Woche später kommen in der zentraltürkischen Stadt Kayseri bei einem Selbstmordanschlag mindestens 13 Soldaten ums Leben. Der Attentäter hat eine Autobombe neben einem Bus mit Militärangehörigen gezündet haben. Auch hierzu bekennt sich die TAK. Am 19. Dezember wird der russische Botschafter Andrej Karlow in Ankara von einem türkischen Polizisten niedergeschossen. Die türkische Regierung verdächtigt die Gülen-Bewegung, hinter dem Attentat zu stecken.
Bei einem Autobombenanschlag in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir werden mindestens elf Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Erstmals übernimmt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung. Auch die TAK bekennt sich zu der Tat. Zu der Explosion war es kurz nach den Festnahmen von zwölf Abgeordneten der pro-kurdischen HDP gekommen.
In der südosttürkischen Provinz Hakkari bringt ein Attentäter einen mit Sprengstoff beladenen Kleinlaster vor einem Kontrollposten der Gendarmerie zur Explosion. Bei dem Selbstmordanschlag der PKK kommen 16 Menschen ums Leben.
Ein Attentäter sprengt sich inmitten einer kurdischen Hochzeitsfeier in der südtürkischen Stadt Gaziantep in die Luft. Es gibt mehr als 50 Tote.
Am internationalen Terminal des Atatürk-Flughafens in Istanbul sprengen sich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Sie reißen 45 Menschen mit in den Tod. Die türkische Regierung macht den IS dafür verantwortlich.
Bei einem Autobombenanschlag in der Hauptstadt Ankara werden mindestens 37 Menschen getötet. Zu dem Anschlag bekennt sich die TAK.
Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Regierungsviertel von Ankara sterben 30 Menschen, darunter der Selbstmordattentäter. Zu dem Attentat bekennt sich die TAK.
Bei einem Anschlag im historischen Zentrum Istanbuls werden zwölf Deutsche getötet. Der Angreifer sprengt sich mitten in einer deutschen Reisegruppe in die Luft. Er gehörte nach Angaben der türkische Regierung dem IS an.
Am Rande einer regierungskritischen Demonstration in der Hauptstadt Ankara reißen zwei Sprengsätze mehr als 100 Menschen in den Tod. Die Staatsanwaltschaft macht den IS dafür verantwortlich.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff auf die Silvesterfeier in der türkischen Millionenmetropole mit 39 Toten für sich reklamiert.
In der Folge will die türkische Regierung eine Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere 90 Tage noch in dieser Woche ins Parlament einbringen. „Unser Parlament wird darüber diskutieren und entscheiden, ob der Ausnahmezustand um drei Monate verlängert wird“, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim vor der Fraktion der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara. Bereits am Vortag hatte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus gesagt: „Der Ausnahmezustand wird so lange dauern wie nötig.“
Zudem schlägt die türkische Armee in Nordsyrien mit voller Härte gegen den IS zu. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Dienstag, die Truppen hätten seit dem Vortag mindestens 150 Ziele mit Haubitzen, Raketenwerfern, Mörsern und Panzern beschossen. Die Luftwaffe habe unter anderem in der umkämpften Stadt Al-Bab Stützpunkte der Terrormiliz und ein Waffendepot bombardiert. Bei den Operationen seien 18 IS-Terroristen getötet und 37 weitere verwundet worden.
In der Silvesternacht war ein Angreifer in den Club Reina eingedrungen und hatte wahllos auf Feiernde geschossen. Nach der Bluttat gelang dem Täter die Flucht. Nach dem Mann wird mit Hochdruck gesucht.
Die Nachrichtenagentur DHA meldete, am Montagabend sei es zu einem Einsatz von Anti-Terror-Einheiten in Istanbul gekommen. Dabei seien Hubschrauber eingesetzt und Straßen gesperrt worden. Über Festnahmen bei dieser Razzia wurde nichts bekannt.





Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor acht Festnahmen in Istanbul im Zusammenhang mit dem Terrorangriff gemeldet. Der Täter war aber nicht darunter.
Die Behörden veröffentlichten neue Aufnahmen des Verdächtigen, auf denen das Gesicht des Gesuchten klar zu erkennen ist. Auf dem Selfie-Video des Verdächtigen spricht der dunkelhaarige junge Mann nicht. Passanten mit Einkaufstüten sind zu sehen, auch eine Frau mit einem Kinderwagen läuft hinter dem Mann vorbei. Es sind die bislang schärfsten Bilder des Verdächtigen.
Türkische Truppen waren im August in Nordsyrien einmarschiert. Die Operation „Schutzschild Euphrat“ richtet sich gegen den IS, aber auch gegen die Kurdenmiliz YPG, die eng mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden ist.