Van der Bellen Der liberale Europa-Freund

Das politische Geschäft kennt Alexander Van der Bellen wie kaum ein anderer. Jahrzehntelang ist er in Topfunktionen tätig gewesen. Nun steht er vor seinem größten Karriereschritt.

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. Er spricht stets leise und macht lange Pause vor seinen Antworten. Die Langsamkeit von Alexander Van der Bellen . Quelle: dpa

Wien Er gilt als der Intellektuelle unter den Grünen. Er spricht stets leise und macht lange Pause vor seinen Antworten. Die Langsamkeit von Alexander Van der Bellen im zunehmend schnelllebigen Politikbetrieb wurde zu seinem Markenzeichen. Der Wirtschaftsprofessor und ehemalige Grünen-Chef tritt stets sachlich und pragmatisch auf. Mit seiner Art punktete der deklarierte Europa-Freund weit über die grüne Kernwählerschaft hinaus. Für manche Wähler disqualifiziert sich der 72-Jährige allerdings als „abgehobener Oberlehrer“.

Praktisch die gesamte Elite aus Kunst, Kultur und Wirtschaft stellte sich im Wahlkampf medienwirksam hinter den gebürtigen Wiener. Das direkte Wahlkämpfen gilt aber als Schwäche des passionierten Rauchers. Der Kontakt mit dem einfachen Bürger fällt ihm schwer.

Er bezeichnete sich selbst für Unentschlossene als das „kleinere Übel“. Sein Programm gilt als Kontrapunkt zur FPÖ mit ausländerfeindlichen und EU-kritischen Tönen. „Widerstehen wir der Versuchung, die alten Zäune wieder hochzuziehen“, meinte er zur Flüchtlingspolitik. Es gebe aber keinen Platz mehr für Wirtschaftsmigranten, sagte er mit Blick auf konservative Wähler.

Nach einer langen Karriere an der Universität entschied sich der zweifache Vater erst spät für eine Laufbahn in der Politik. Zunächst noch Mitglied bei den Sozialdemokraten wechselte er in den 1980er-Jahren zu den Grünen. Er zog für sie ins Parlament ein und wurde elf Jahre lang Parteichef. Er schaffte es, die zerrissenen Partei zu einen und zu ersten Erfolgen zu führen.

Zur Bundespräsidentenwahl trat er aber als Unabhängiger an. Obwohl er finanziell und personell stark von den Grünen unterstützt wurde. Seine Gegner warfen ihm deshalb „Etikettenschwindel“ vor.

Stark umstritten war seine Ankündigung, als Präsident einen Bundeskanzler der FPÖ trotz Stimmenmehrheit nicht vereidigen zu wollen. Das brachte dem ehemaligen Freimaurer viel Kritik ein.

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