
Trotz Mahnungen und Verboten der Vereinten Nationen hat Nordkorea nach südkoreanischen Angaben erneut eine ballistische Rakete getestet. Der Generalstab der südkoreanischen Armee warf dem Nachbarland vor, mit dem Raketenstart gegen UN-Resolution verstoßen und eine Demonstration der Stärke gegenüber der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump unternommen zu haben. Die Rakete sei im Westen des Landes abgefeuert worden und etwa 500 Kilometer weit in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) geflogen. Dort sei sie ins Wasser gestürzt.
Nordkorea unternahm den Test zu einem Zeitpunkt, da Japans Ministerpräsident Shinzo Abe zu Gesprächen mit Trump die USA besuchte. Abe verurteilte das Verhalten Nordkoreas. Der Test sei nicht zu tolerieren, erklärte Abe am Samstagabend (Ortszeit) bei einem gemeinsamen Auftritt mit Trump. Der US-Präsident erklärte, die USA stünden zu „100 Prozent“ hinter dem Verbündeten Japan.
Südkoreas geschäftsführender Präsident und Premierminister Hwang Kyo Ahn drohte in Seoul, sein Land wolle Nordkorea für den jüngsten Raketentest bestrafen.
Die bisherigen Machthaber Nordkoreas
Kim Il-sung führte das Land von 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit einer eigenen Ideologie, die Nordkorea von anderen Staaten abschottete.Er gilt als der Staatsgründer Nordkoreas und wird bis heute als "Ewiger Präsident" verehrt. Sein Sohn Kim Jong-il wurde systematisch als Nachfolger aufgebaut.
Während sein Vater als "Ewiger Führer" verehrt wurde, schreibt die nordkoreanische Propaganda ihm die Attribute "geliebter Führer" und "Sonne des 21. Jahrhunderts" vor. Durch seinen frühen Tod 2011 herrschte er nur 17 Jahre über Nordkorea und machte das Land währenddessen zu einer Atommacht. Überraschend wurde erst ein Jahr vor dem Tod sein drittgeborener Sohn als Nachfolger präsentiert.
Als "Geliebter Führer" wird in der nordkoreanischen Propaganda dargestellt - und er hat mit nur 30 Jahren die Geschäfte in Nordkorea übernommen. Anders als sein Vater konnte er nicht als Nachfolger aufgebaut werden und muss sich seinen Platz in der nordkoreanischen Politik erst erkämpfen: Das macht er, in dem er sich durch hartes Auftreten auszeichnet, aber auch offen Fehler zugibt.
Der Typ der Rakete war zunächst unklar. Doch überprüften die südkoreanischen Streitkräfte, ob es sich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ Rodong mit einer Reichweite von 1300 Kilometern oder eine Musudan mit geschätzter Reichweite von 3000 bis 4000 Kilometer gehandelt haben könnte. Damit könnte eine Musudan Ziele in Südkorea oder Japan treffen, aber auch den amerikanischen Militärstützpunkt auf Guam im Westpazifik. UN-Resolutionen verbieten Pjöngjang Raketentests unter Verwendung ballistischer Raketentechnik.
Die Spannungen in der Region hatten sich nach zwei Atomtests und mehr als 20 Raketentests durch Nordkorea im vergangenen Jahr erhöht. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen das Regime von Kim Jong Un deutlich verschärft. Kim hatte Anfang dieses Jahres von Vorbereitungen für eine Interkontinentalrakete gesprochen. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Mittelstrecken- und Langstreckenraketen, die einen atomaren Sprengkopf tragen können. Den USA wirft Pjöngjang eine feindselige Politik vor.