Vom Fernsehen ins Weiße Haus Das ist Trumps neuer Wirtschaftsberater

Larry Kudlow wird neuer Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump. Die Ernennung zeigt: Donald Trump denkt gar nicht daran, seinen Kurs in der Wirtschaftspolitik zu ändern – obwohl die Welt schäumt.

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Cola light, Twitter und viel Fernsehen: So sieht der Alltag von Donald Trump im Weißen Haus aus, berichtete die "New York Times" im Dezember 2017. Mindestens vier, oft gar bis zu acht Stunden am Tage habe der US-Präsident den Fernseher laufen, schilderte die Zeitung unter Berufung auf über 60 Interviews mit Angestellten aus dem Dunstkreis von Donald Trump. Der dementierte halbherzig auf Twitter, und lenkte mit Kritik an CNN und MSNBC ab – alles „fake news“ und „unerträglich“.

Doch es gilt als offenes Geheimnis, dass Trump das Fernsehen mag – und positive Berichte über sich dort liebt. Die findet er regelmäßig beim konservativen Sender Fox News, und bei Wirtschaftskommentator Larry Kudlow auf CNBC. Schon weit vor der Präsidentschaftswahl lobte der Ex-Investmentbanker den Republikaner für seine Wirtschaftspolitik, vor allem die Steuersenkungsvorschläge gefielen dem 70-Jährigen. Nun folgt der Lohn für die positive Berichterstattung: Larry Kudlow darf vom Fernsehen ins Weiße Haus ziehen, er wird Nachfolger von Gary Cohn auf dem Posten des Top-Wirtschaftsberaters von Donald Trump.

Kudlow hat an der Universität Rochester Geschichte studiert und später an der Princeton University Politik und Wirtschaftswissenschaften. Doch er verließ die Universität, bevor er seinen Abschluss machte. Dennoch machte Kudlow Karriere. Er beriet die Regierung von Republikaner Ronald Reagan in den 1980er-Jahren und schaffte es zum Chef-Ökonom bei der Investmentbank Bear Stearns. Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde er aber erst als Kolumnist, Radio- und vor allem Fernsehkommentator bei CNBC.

Trumps Personalkarussell
Rex Tillerson Quelle: REUTERS
Steve Goldstein Quelle: imago images
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Kudlow war schon im Winter 2016, unmittelbar nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, als Kandidat für den Job als Wirtschaftsberater gehandelt worden. Doch der Politikneuling entschied sich für Goldman-Sachs-Banker Gary Cohn. Gemeinsam setzten Cohn und Trump erfolgreich die angekündigte Steuerreform um, die auch Larry Kudlow von außen immer wieder einforderte. Geringere Unternehmenssteuern seien ein Wachstumsmotor, so das Argument. Cohn galt bis zuletzt als Mittler und progressive Stimme im Weißen Haus, eng verbunden mit Trumps Tochter Ivanka Trump und dessen Mann Jared Kushner. Doch das Trio konnte Trump nicht davon abhalten, Strafzölle auf Stahl und Aluminium einzuführen.

Ein No-Go für den bekennenden Freihandelsfreund Gary Cohn. Er trat zurück. Auch Kudlow kritisierte die Zölle. Sie seien versteckte Steuererhöhungen; denn die Folgen träfen vor allem US-Unternehmen, die Stahl und Aluminium weiterverarbeiten, und letztendlich die Verbraucher, an den die höheren Preise weitergereicht würden. Doch nach dem neuen Job-Angebot aus dem Weißen Haus sprang Kudlow schnell auf Linie und erklärte, dass er die Stahlzölle als Verhandlungsmasse sehe. „Und das ist auch okay.“ Vor allem China betreibe Lohndumping, dagegen müssen man vorgehen, sagt Kudlow. Vereint gegen den Feind: Plötzlich gibt es zwischen Trump und Kudlow keine Streitpunkte mehr.

Und so zeigt die Nominierung auch, dass Trump – trotz der Empörung aus aller Welt gegen den drohenden Handelskrieg – nicht bereit ist, einzulenken. Im Gegenteil. America First wird das Prinzip der kommenden Amtsmonate und -jahre sein. Das sind weder gute Aussichten für Mexiko und Kanada, die fürchten, dass das Freihandelsabkommen NAFTA aufgekündigt wird. Noch für die Großexporteure aus China und Deutschland, die Trump verbal schon einmal ins Visier genommen hat.

Die ersten Reaktionen auf die Ernennung Kudlows sind negativ: Die US-Aktienmärkte gaben massiv nach, in den meisten Nachrichtenportalen der US-Zeitungen wird Gary Cohn hinterhergetrauert. Doch das wird Donald Trump nur am Rande mitbekommen. Er dürfte am Mittwochabend Fox News geschaut haben.

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