Nicht immer geht es dabei um Fortschritt, zu häufig drängt sich das Gefühl auf, dass hier Argumente vorgetragen werden, die nur Munition für Soros und seine milliardenschweren Spekulationsgeschäfte sind, mit denen er Länder und Währungen in die Knie zwingt und so Menschen ausplündert, denen er anschließend mittels Stipendien großmütig zu Hilfe eilt. Soros ist einer der Schattenmänner, der Financier vieler Strippenzieher. Davos ist auch der Ort der Einflüsterer und Spin-Doktoren, und das Gesamte Weltwirtschaftsforum eine Art globaler Bazar: Ideen, Sichtweisen, Konzepte werden ausgetauscht, be- und zerredet, präsentiert und diskutiert. Es ist ein Ort der Inszenierung und Selbstdarstellung vor einer Weltöffentlichkeit, die von hunderten Journalisten, TV-Stationen, Agenturen, elektronischer Streams und auf allen flackernden Kanälen der Social Media global transportiert wird. So entsteht ein globales Paradigma der Wahrnehmung aus der ständig redenden, plappernden, diskutierenden, Papiere produzierenden Menge überdurchschnittlich schlauer und meinungsstarker Menschen in den Sälen, Hotels und Vorräumen des verwinkelten Kongresszentrums. Sie sind Redner, Rezipienten und Multiplikatoren sowie Lautsprecher und Verstärker in einem. So entstehen Themen und Sichtweisen.
In diesem Jahr etwa staunte die Weltöffentlichkeit im Plenarsaal und dann an den Fernsehern über die Charmeoffensive der iranischen Mullahs, die lächelten statt so finster zu blicken wie noch vor einem Jahr. Dass sie inhaltlich wenig Neues verkündeten, registrierten fast nur die Israelis um Benjamin Netanyahu und Shimon Peres. Auch EZB-Präsident Mario Draghi („Die Euro-Zone ist stabil, die Zentralbank hält sich an die Gesetze“) und Japan gelang es eindrucksvoll, die Eindrücke zu vermitteln, die genehm sind. Nicht über die sich immer weiter auftürmenden Schulden Japans wird gesprochen, sondern über das Reformprogramm: Eine 30-Prozentquote für Frauen und mehr erneuerbare Energien, verspricht Präsident Shinzo Abe, und so etwas verschafft in der aktuellen Währungskrise erst mal Luft.
Denn längst präsentieren sich Länder wie man es sonst nur von Unternehmen vor Investoren kennt. Sie stellen ihre Vorzüge heraus, locken mit bunten Pavillons wie Indien Geldgeber, Versprechen über Aufkleber auf den Stadtbussen von Davos hohe Renditen wie Aserbeidschan oder demonstrieren ihren ungebrochen wachsenden Machtanspruch wie China, das seine Funktionäre mit erhobenem Zeigefinger durch die Hörsäle von Davos schickt und nach Jahrzehnten kolonialer Demütigung durch den Westen nun seinerseits Ratschläge erteilt: Also, solange Deutschland nicht endlich seine Gewerkschaften bändige werde das nichts mehr mit Wachstum.