Bitkom-Umfrage Fast ganz Deutschland ist in sozialen Netzwerken aktiv

Kaum ein anderes Medium hat sich so schnell verbreitet wie soziale Netzwerke. Mittlerweile sind dort neun von zehn Internetnutzern unterwegs.

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Snapchat, Facebook und Co.: Deutsche sind hier sehr aktiv Quelle: dpa

Berlin Noch nie waren so viele Deutsche auf Facebook, Instagram und Co.. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage unter 1.212 Internetnutzern ab 14 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach sind fast neun von zehn Internetnutzern (87 Prozent) inzwischen in sozialen Netzwerken angemeldet. Vor fünf Jahren waren es in einer Bitkom-Umfrage erst 78 Prozent. Besonders von den 14- bis 29 Jährigen ist nahezu jeder dabei (98 Prozent). Ähnlich sieht die Situation bei den 30- bis 49-Jährigen aus (92 Prozent). Von den 50- bis 64-Jährigen sind 80 Prozent in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet, aber auch bei den Älteren über 65 Jahren ist es mittlerweile eine deutliche Mehrheit.

„Social Media ist schon lange kein Jugend- oder Nischenphänomen mehr, sondern hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem festen Teil unseres Lebens entwickelt“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Für viele Internetnutzer in der digitalen Welt gehöre es dazu, über ein eigenes Social-Media-Profil im Web präsent und erreichbar zu sein.

Laut Bitkom sind Internetnutzer in Deutschland im Schnitt in drei sozialen Netzwerken angemeldet. Die Jüngeren zwischen 14- bis 29 Jahren sind deutlich aktiver und haben durchschnittlich sogar fünf Social-Media-Accounts.

Dass die eigenen Kinder deshalb schlechtere Noten nach Hause bringen, weil sie womöglich dauernd bei Facebook, Instagram und Snapchat aktiv sind, lässt sich nicht generell ausschließen. Die Nutzung von Social Media sei für die junge Generation weder prinzipiell sehr gut noch generell sehr schlecht. „Es kommt eben darauf an, was man mit Social Media macht“, erklärte kürzlich Markus Appel von der Universität Würzburg.

Der Kommunikationswissenschaftler hat mit Kollegen aus Bamberg und Würzburg die Ergebnisse von 59 Publikationen zum Zusammenhang zwischen Social-Media-Nutzung und Schulleistungen ausgewertet. Richtig genutzt könnten soziale Netzwerke die Schulnoten sogar leicht verbessern, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Educational Psychology Review“.

Der Abgleich zeigte: Nutzen Schüler Social Media, um sich über schulbezogene Themen wie Hausaufgaben auszutauschen, schreiben sie im Mittel leicht bessere Noten. Von Multitasking - also Lernen oder Hausaufgaben machen und dabei soziale Medien nutzen - ist jungen Leuten dagegen abzuraten: Es verschlechtert die Leistung leicht. Auch die Intensität der Nutzung hat Einfluss auf die Schulleistungen. Schüler, die sehr oft bei Facebook, Snapchat, Instagram und Co unterwegs sind, schreiben geringfügig schlechtere Noten.

Laut der Bitkom-Umfrage haben zwei von drei Internetnutzern (66 Prozent) in den vergangenen drei Monaten Facebook genutzt, auf YouTube war jeder Zweite (51 Prozent) unterwegs.

Darüber hinaus konnten sich auch jüngere Netzwerke in den vergangenen Jahren auf dem deutschen Markt etablieren. Gut jeder Vierte (28 Prozent) nutzt mittlerweile das Bild- und Videonetzwerk Instagram, jeder Fünfte (20 Prozent) die Fotocommunity Pinterest. Beim Mikrobloggingdienst Twitter sind 19 Prozent dabei. Jeder Siebte ist darüber hinaus mit dem Instant-Messaging-Dienst Snapchat aktiv (15 Prozent). In beruflichen Netzwerken ist jeder fünfte Internetnutzer (19 Prozent) mit einem Profil präsent, dabei nutzen 15 Prozent Xing und 10 Prozent LinkedIn.

Nischencharakter haben hierzulande etwa die Blog-Plattform Tumblr (5 Prozent) und das News- und Diskussionsportal Reddit (3 Prozent).

Besonders beliebt bei Jüngeren sind Instagram und Snapchat. Laut der Bitkom-Umfrage nutzen von den 14- bis 29-Jährigen 63 Prozent Instagram und 43 Prozent Snapchat, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es lediglich 22 bzw. 10 Prozent, unter den 50- bis 64-Jährigen sogar nur 13 bzw. 2 Prozent. Und die Älteren ab 65 sind in beiden Netzwerken kaum vertreten (7 bzw. 0 Prozent).

Weniger deutlich fällt der Unterschied bei YouTube aus. Knapp acht von zehn Internetnutzern zwischen 14 und 29 Jahren (79 Prozent) haben in den vergangenen drei Monaten YouTube genutzt. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 52 Prozent, unter den 50- bis 64-Jährigen 35 Prozent und bei den über 65-Jährigen 22 Prozent.

Ähnlich stark sind alle Altersgruppen dagegen bei Facebook vertreten. Das größte soziale Netzwerk Facebook hält seine relativ hohen Nutzungswerte und zeigt die geringsten Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen.


Scharfe Kritik am Anti-Hass-Gesetz

Die Umfrage ergab auch, dass Social Media besonders im Privatleben als Nachrichtenkanal und bei der Kommunikation mit Unternehmen genutzt wird. So pflegen etwa zwei von drei Social-Media-Nutzern (68 Prozent) ihre Beziehungen zu Freunden, Familie und Kollegen in den Netzwerken oder knüpfen dort neue Kontakte. 60 Prozent geben an, durch Social Media viel besser über ihre privaten Kontakte Bescheid zu wissen.

Aber auch für die direkte Kommunikation mit Marken und Unternehmen ist Social Media bei den Nutzern beliebt. So gibt jeder Dritte (38 Prozent) an, in den sozialen Netzwerken Angebote für Produkte und Dienstleistungen zu finden. 31 Prozent informieren sich über Unternehmen und Marken. Jeder Zehnte (10 Prozent) hat sich schon über die sozialen Netzwerke direkt bei Unternehmen beschwert. Eine Mehrheit nutzt soziale Netzwerke zudem als Nachrichtenkanal, so informiert sich jeder Zweite (57 Prozent) auf diesem Weg über das Tagesgeschehen. 30 Prozent bleiben so über Personen des öffentlichen Lebens auf dem Laufenden.

Angesichts der starken Nutzung sozialer Netzwerker appellierte der Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder an die Politik, die Regulierung sozialer Medien zurückhaltend und mit besonderer Sorgfalt und Augenmaß anzugehen: „Im Mittelpunkt staatlichen Handelns muss die Unterstützung der Nutzer stehen, nicht Ge- und Verbote“, sagte er. Das kurz vor den Wahlen im „Hauruck-Verfahren“ durchgesetzte Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) sei das „Gegenteil kluger Regulierung“.

Kinder- und Jugendliche oder Andersdenkende fänden in den Sozialen Netzwerken Freiräume, die ihnen an anderer Stelle oft fehlten. Eingriffe müssten sich auf jene Fälle beschränken, wo geltendes Recht verletzt werde, so Rohleder.

Rohleder geht davon aus, dass Social Media wird den Alltag der Menschen künftig noch stärker prägen werde als heute. Wichtig sei daher, dass niemand in den sozialen Netzwerken alleine gelassen werde. Neben den Betreibern der Netzwerke sind aus Bitkom-Sicht besonders die Schulen in der Pflicht.

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